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Tscheche erlöste schwachen Meister kurz vor Schlusspfiff. Mit Zagreb wartet jetzt anderes Kaliber.

Die Sonne ging gerade unter über dem Dalymount Park von Dublin. Die Europacup-Träume von Österreichs Fußball-Meister Red Bull Salzburg schienen ausgeträumt - noch bevor die Nacht richtig begonnen hatte. 85 Minuten war Salzburg in der Champions-League-Quali gegen Bohemians Dublin (1:0) vergeblich einem Tor nachgelaufen. Als Erlöser tat sich schließlich Wechselspieler Patrik Jezek hervor - bei 1,71 Metern Körpergröße ausgerechnet per Kopf.

Blamage abgewendet
Es war ein essenzieller Treffer. Bei einem Aus hätte sich Neo-Coach Huub Stevens von nun an mit nationaler Kost begnügen müssen. Und dennoch war es ein Glückstor, das Bohemians-Verteidiger Mark Rossiter durch ein Missverständnis mit Keeper Brian Murphy eingeleitet hatte. "Sie haben uns ein Geschenk gemacht, das haben wir angenommen", erklärte Stevens. So einfach kann Fußball sein. "Bei diesem Fehler musst du da sein. Auch das ist Qualität."

Spielerisch war es aber keine überzeugende Vorstellung gewesen. Den Salzburgern hatte gegen die physisch und vor allem im Zweikampf starken Iren die Durchschlagskraft gefehlt. Marc Janko war im Sturm auf sich alleine gestellt, hohe Bälle erwiesen sich als untaugliches Mittel. "Trotzdem haben wir Dominanz gezeigt", meinte Stevens. "Wir hätten es früher gewollt, aber das Tor ist im besten Moment gefallen - als der Gegner nicht mehr reagieren konnte."

Probleme und Lob vom Trainer
Ein Zufallsprodukt, das nicht über alle Probleme hinwegtäuscht. "Es ist klar, dass wir noch Schritte machen müssen. Wir sind noch nicht so eingespielt", gestand Stevens mit Hinweis auf eine nicht einmal fünf Wochen lange Vorbereitung. Positiv hob der Niederländer, der 1997 mit Schalke 04 den UEFA-Cup gewonnen hatte, dagegen die mentale Stärke seiner Mannschaft hervor, den Umgang mit dem mit jeder Minute ohne Torerfolg wachsenden Druck.

"Ich habe immer gesagt, dass wir auch in der letzten Minute ein Tor schießen können. Wichtig ist nur, dass wir immer in unserer Organisation bleiben. Wir waren die bessere Mannschaft", erklärte Stevens. Am Nervenkostüm habe die Situation aber gezehrt, gestand sein Stürmerstar. "Wir sind natürlich immer nervöser geworden, je länger das Spiel gedauert hat", sagte Janko. "Wenn wir ausgeschieden wären, wäre das für uns eine Katastrophe gewesen."

Konzentration auf Ried
Bei einem möglichen Out gegen Dinamo Zagreb würde nun zumindest der Umstieg in die Qualifikation für die neue Europa League winken. Damit wäre das Saisonziel europäische Gruppenphase noch immer erreichbar. Mit den Kroaten, bei denen Routinier Robert Kovac, Bruder von Salzburgs Amateur-Trainer Niko Kovac, verletzungsbedingt ausfällt, will sich Stevens aber noch gar nicht befassen. Vorerst beschäftigt ihn der kommende Ligagegner Ried.

Lazarett wächst
Neben den Langzeitverletzten ist Verteidiger Ibrahim Sekagya mit einem Muskelproblem auch für Samstag fraglich. Dazu zog sich Janko in Dublin kurz vor der Pause eine leichte Bänderdehnung im Knöchel zu. "Ich gehe aber davon aus, dass ich in Ried spielen kann. Das sollte kein Problem sein", beruhigte der 26-Jährige, der weiter auf sein erstes Tor der neuen Saison wartet. In der Vorsaison waren ihm in 37 Pflichtspielen 42 Volltreffer gelungen.

Wer die Tore schießt, ist Stevens ohnehin völlig egal. Das gilt für Janko genauso wie für Jezek oder Somen Tchoyi, der am Sonntag gegen die Wiener Austria (2:1) in der Nachspielzeit getroffen hatte. "Für mich ist jeder Teil einer Mannschaft", betonte der Startrainer. Kollektiv war in Dublin zumindest einmal der Jubel der Salzburger - und sichtlich gelöst. So viel Spannung aufzubauen, wäre aber in dieser Phase noch gar nicht notwendig gewesen.

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