Zurück in Hütteldorf: Helge Payer traininerte 48 Tage nach seiner schweren Venen-Erkrankung erstmals wieder mit seinen Rapid-Kollegen.
Nur das Wetter bereitete dem Heimkehrer keinen schönen Empfang: Als Helge Payer am Montag um 9.24 Uhr den Trainingsplatz betritt, hängen dunkle Wolken vom Himmel, wenig später beginnt es zu nieseln, es ist viel zu kühl für Mitte Juli. Eine Handvoll Fans trotzt dem Regen, muntert Payer auf, holt sich Autogramme von ihm und den anderen Rapid-Lieblingen.
Spielverbot für 2008
Tormanntrainer Peter Zajicek macht bei
Trainingsbeginn ein Gesicht wie das Wetter, doch sein Schützling Helge Payer
strahlt, wirkt entspannt, erholt und so, als wäre das Unglück nicht
passiert. Steht er doch zum ersten Mal seit dem verhängnisvollen 27. Mai
wieder am Rasen. Damals, elf Tage vor Beginn der EURO, war für den
27-Jährigen eine Fußball-Welt zusammengebrochen, Venen-Thrombose im Darm-
und Leberbereich lautete die erschütternde Diagnose. Payer fällt nicht nur
für die Europameisterschaft, sondern den ganzen Herbst aus. „Als künstlicher
Bluter darf er ein halbes Jahr keinen Leistungssport betreiben“, weiß
Rapid-Arzt Benno Zifko.
Payer topfit
48 Tage später betritt Payer erstmals wieder
Fußball-Rasen. Christian Canestrini, der Fitness-Trainer von Rapid,
versammelt 24 Spieler inklusive der drei Torleute am Mittelkreis des
Trainingsplatzes, lockeres Aufwärmen steht am Programm. Payer dreht seine
Runden wie alle anderen, ist mit vollem Einsatz dabei. Auch dann, als es
nach einer Viertelstunde Einlaufen mit komplizierteren Übungen zur
Koordination und Stärkung einzelner Muskelpartien weitergeht, macht Payer
mit, als wäre er total fit.
Solo in der Kraftkammer
Um 10.05 Uhr ist für den ÖFB-Teamgoalie
dann Schluss. Die Assistenten von Chefcoach Peter Pacult stellen die Teams
für das Trainingsspiel zusammen, teilen gelbe und orange Überzieh-Leibchen
aus. Helge Payer fasst keines aus. Sein Ersatz Georg Koch sowie Raimund Hedl
werden im Tor stehen. Payer rollt seine Gymnastik-Matte zusammen, trabt
traurig in Richtung Kabine. „Jetzt muss ich in die Kraftkammer“, sagt Payer.
Dort wird er noch viele Monate im Alleingang für das Comeback schuften
müssen.
Von Harald Klöckl/ÖSTERREICH