Stocker: 'Muss ausblenden, was von Umgebung hereingetragen wird'.
Die Rückkehr von Wacker Innsbruck in die Fußball-Bundesliga könnte nur von kurzer Dauer gewesen sein. Im Jahr nach dem Aufstieg geistert das Abstiegsgespenst vor der letzten Runde heftigst in Tirol herum. Zwei Punkte fehlen dem Schlusslicht auf den Vorletzten Hartberg, neben einem Heimsieg gegen Mattersburg am Samstag (17.00 Uhr) muss Schützenhilfe von der Admira (zumindest Remis) her.
Bei den letzten beiden Abstiegen 2008 und 2014 waren für die Tiroler 29 Punkte aus 36 Spielen zu wenig. Diesmal hätten die Innsbrucker im Falle eines abschließenden Erfolges 20 Punkte auf dem Konto. Ohne Abrundung aufgrund des neuen Ligamodus wären es neuerlich 29 Zähler, in allerdings nur 32 Partien, gewesen. Eine Serie könnte sich also fortsetzen.
"Man muss ausblenden, was von der Umgebung hereingetragen wird. Da wird gesprochen von einer Katastrophe, das sehe ich nicht so. Es wäre aber natürlich ein herber Rückschlag", sagte Wacker-Präsident Gerhard Stocker im APA-Gespräch. Aufgeben wäre für ihn keine Alternative. "Im Fußball ist es so, dass auch der Abstieg dazugehört. Man muss dann wieder aufstehen. Natürlich wäre es bitter, aber Wacker wird es weiterhin geben", bekräftigte Stocker.
Großer Druck für Wacker-Kicker
In der jetzigen Form klarerweise nicht. Das in der 2. Liga nach 27 Runden auf Rang sechs liegende Zweierteam müsste aufgrund der ab kommender Saison schlagend werdenden Westliga-Reform in die vierte Leistungsstufe absteigen. Viel Aufbauarbeit der vergangenen Jahre wäre auf einen Schlag dahin. "Die Entwicklung im sportlichen Bereich ist da wirklich toll gewesen. Fußball-Tirol sieht langsam, dass das der Weg wäre. Die 2. Mannschaft ist mittlerweile für Spitzentalente ein interessanter Verein", erläuterte der Wacker-Chef.
Noch ist aber durchaus möglich, dass Tirols Talente die "gute Plattform" nicht verlieren. Der Optimismus, der im Lager der Tiroler vor dem 2:3 bei der Admira ausgestrahlt worden war, ist auch vor dem Saisonfinale nicht verloren gegangen. "Letztendlich sind wir alle noch absolut positiv drauf, natürlich mit dem Wermutstropfen, dass es nicht mehr nur von uns abhängig ist", sagte Stocker.
Zlatko Dedic und Co. nahm er in die Pflicht. "Das sind alles Profis, sie müssen mit dem Druck umgehen können", betonte Stocker. Für sein Team zählt nur ein Sieg. "Wir müssen unsere Hausaufgaben machen. Ich sehe gegen Mattersburg eine Chance und gehe davon aus, dass wir einen Sieg schaffen", so der Tiroler. An Spekulationen, was in Hartberg passieren könnte, wollte er sich nicht beteiligen. "Das nützt nichts", so Stocker.
Zeitpunkt für Trainerwechsel "unglücklich"
Im Frühjahr gab es für die Tiroler in 13 Partien zehn Niederlagen und nur drei Siege. Die feierte man unter Karl-Daxbacher-Nachfolger Thomas Grumser, trotzdem hat die Trainerrochade ihre Wirkung verfehlt. "Ich sehe es ganz pragmatisch, Vergangenheit ist vergossene Milch, wenn man darüber diskutiert", verlautete der Wacker-Präsident. Zum Zeitpunkt der Entscheidung sei man davon überzeugt gewesen. "Es gibt auch keinen Gegenbeweis, wie es unter Daxbacher weitergegangen wäre", ergänzte Stocker. Eines gab er aber zu: "Der Zeitpunkt war vielleicht nicht glücklich."
Ob Grumser auch im Falle des Abstiegs auf der Trainerbank sitzen wird ist genauso offen wie etwa die Zukunft von Sportchef Alfred Hörtnagl und auch vieler Spieler. "Die Planung ist so, dass wir versuchen, die ganze Umgebung darauf einzuschwören, dass wir erst nächste Woche in medias res gehen können. Alle Mitarbeiter und Spieler sind angehalten etwas mehr Geduld mit uns zu haben", sagte Stocker.
Im Falle des Abstiegs kommende Saison mit der zweiten als erste Mannschaft anzutreten, sei kein Thema. "Es würde eine Mischung herauskommen", kündigte Stocker an. Für eine Zusammenarbeit mit Wattens habe er immer ein offenes Ohr. Zu erwarten ist aber nicht, dass es dazu kommen wird. Wattens hat in der 2. Liga noch alle Chancen auf den Aufstieg. "Wenn Wattens der Aufstieg gelingt, ist das sportlich zu akzeptieren. Ich und ein Großteil der Vereinsfunktionäre sind aber der Meinung, dass auf Dauer und nachhaltig zwei Tiroler Vereine in der obersten Spielklasse nicht wirtschaftlich zu führen sind", schilderte Stocker seine Sicht.
Schon jetzt müssen die Tiroler jeden Euro zweimal umdrehen. Dass das Tivoli Stadion nicht im Besitz des Vereins ist, macht die Sache nicht leichter. Positives gab es trotzdem zu vermelden. "Die Zusammenarbeit mit der Olympiaworld hat sich in den letzten Monaten drastisch verbessert", sagte Stocker. Unabhängig davon würde der Gang in die 2. Liga finanzielle Einschnitte mit sich bringen. "Man muss dann das Einnahmenbudget überarbeiten, Gespräche führen. Es ist aber klar, dass ein paar Dinge reduziert werden müssten", so der Aufsichtsratsvorsitzende der Bundesliga. Statt Entwicklung voranzutreiben, würde in dem Fall das "Weiterwurschteln" an der Tagesordnung stehen.