Das Spiel Wacker gegen den FAC Wien musste unterbrochen werden. Fans der Tiroler kritisierten Österreichs Haltung in der Flüchtlingskrise und attackierten den Innenminister.
Der nächst ePlakat-Skandal im österreichischen Profi-Fußball. Beim Spiel Wacker Innsbruck gegen den FAC Wien kam es zu einem Eklat. In der ersten Halbzeit hielten Tiroler Fans ein Transparent in die Höhe auf dem der Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) beleidigt wurde. "Nehammer Mörder" stand darauf.
Der Schiedsrichter unterbrach die Partie anschließend. Bei den Fans handelt es sich um die "Ultra"-Gruppierung "Verrückte Köpfe". Mit dem Angriff auf den Innenminister scheinen sie Österreichs Haltung in der Flüchtlingskrise an der türkisch-griechischen Grenze zu kritisieren. Bundeskanzler Sebastian Kurz und auch Nehammer haben immer wieder betont keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen zu wollen.
Riesen-Debatte über Hass im Stadion
In Deutschland ist die Debatte um Hass im Stadion voll entbrannt. DFB-Vizepräsident Rainer Koch hat wegen der Beleidigungen von Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp die Fanproteste scharf kritisiert und sogenannte Kollektivstrafen verteidigt. "Da ist eine rote Linie überschritten", sagte Koch kurz nach seiner Wahl ins UEFA-Exekutivkomitee am Dienstag in Amsterdam.
Er sehe die Anliegen der Fans, betonte Koch, aber die jüngsten Aktionen in diversen Stadien mit Hopps oder zuletzt am Montag auch Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz' Konterfei im Fadenkreuz seien nicht zu tolerieren. "Die Täter, die ganz wenigen, die verstecken sich in den Blöcken, sie vermummen sich. Sie sind dadurch nicht identifizierbar. Sie verstecken sich in der Masse vieler unschuldiger, nicht beteiligter Zuschauer drumherum", sagte Koch. Man müsse mit den Fans im Dialog bleiben, aber die "menschenverachtenden Banner" müssten verschwinden.
LASK-Fans: "Ihr, Heuchler!"
Den Vorwurf, rassistische Beleidigungen nicht mit der gleichen Konsequenz zu verfolgen, wies Koch zurück. Doch die Debatte ist eine fadenscheinige und die LASK-Fans (so wie bereits Fans von Rapid) zeigten das auf ihre Art und Weise beim ÖFB-Cup-Halbfinale ihres Klubs gegen Salzburg. "Ein Milliardär wird beleidigt, das Volk ist empört. Bei Katar, Rassismus und Co hat's keinen gestört. Ihr Heuchler!", so der Wortlaut des Transparents. Der Vorwurf ist klar: Bei den Anfeindungen gegen Hopp ist die Solidarität der Vereinsbosse groß. Da wird mit Spielabbruch gedroht und es werden (teilweise durchaus positive) Zeichen gegen den Hass gesetzt.
Doch geht es um aus Fan-Sicht absolut unnachvollziehbare Entscheidungen wie eine WM-Vergabe an Katar, ein gieriges Ringen um eine europäische Mega-Liga, undurchsichtige neue Bewerbe oder andere bizarre Projekte wird anders reagiert. Wo bleibt der Aufschrei wenn sich realitätsferne Funktionäre das Geld nur so in die Tasche schieben? Wo bleibt der Protest wenn abgehobene Reiche versuchen das Spiel zu ihren Gunsten zu verändern nur um noch mehr Euro rauszupressen? Auch beim Thema Rassismus war die Reaktion der Klubbosse bei weitem nicht so wütend und empört.
Man hat das Gefühl, geht es um Ihresgleichen wird mit einem anderen Maß gemessen - das sehen nicht nur die LASK-Fans so. Kein Spielabbruch bei Nazi-Parolen oder Rassismus? Aber eine knallharte Linie ohne Kompromisse bei Beleidigungen gegen Vereinsbosse? In den Fußball-Stadien findet derzeit eine Debatte über unsere Gesellschaft statt. Im Leben, aber vor allem auf dem Fußballfeld und im Stadion ist jeder gleich - egal welche Hautfarbe man hat und wieviel in der Geldbörse ist.