Nach Elfer-Drama

Goldenem ÖFB-Nachwuchs blieb die Krönung versagt

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Die österreichische U21-Nationalmannschaft scheiterte an den Finnen. Damit muss man weiter auf die erste EM-Teilnahme in dieser Altersgruppe warten.

Eine echte Fußball-Tragödie hat mit dem vorzeitigen "Tod" eines der stärksten österreichischen Nachwuchs-Teams überhaupt geendet. Die U21-Auswahl (Stichtag 1. Jänner 1986) verlor am Dienstag in Turku das EM-Play-off gegen Finnland als gesamt gesehen klar bessere Mannschaft mit 2:4 im Elfmeterschießen und hörte nach der ersten Niederlage nach zuletzt 14 ungeschlagenen Partien auf zu existieren.

Traum geplatzt
Der Traum von der erstmaligen Teilnahme an einer U21-EM-Endrunde im Juni 2009 blieb unerfüllt, und dass er noch dazu gegen einen Gegner platzte, der über weite Strecken klar beherrscht wurde, steigerte die Fassungslosigkeit im Lager der Spieler. "Wir sind alle leer. Wir waren viel besser als die Finnen, aber uns hat das Glück verlassen. Wir hätten den Sack schon daheim zumachen müssen. Auch in Turku hatten die Finnen eigentlich keine Chance, dass wir dann trotzdem zwei Tore kassieren, ist bitter", sagte Marco Stankovic, dem beim Abschied von seinen Kollegen nach der Landung am Flughafen Wien-Schwechat die Tränen in die Augen schossen.

"Das waren zwei traumhafte Jahre. Vom Charakter und vom Sportlichen her habe ich noch nie in einer so großartigen Mannschaft gespielt, auch das Betreuerteam war perfekt. Jeder hat sich schon vorher immer gefreut, wenn er zur U21 gekommen ist", meinte der Angreifer von Sturm Graz.

Nerven versagten
Noch am Flughafen von Turku versammelte Teamchef Manfred Zsak seine Schützlinge ein letztes Mal und bedankte sich bei ihnen noch einmal für ihr großes Engagement, dem allerdings die Krönung versagt blieb, auch weil vom Elferpunkt die Nerven versagten. Stankovic hatte die ÖFB-Elf mit einem sehenswerten Tor zwar auf Kurs Richtung Schweden gebracht, beim Penalty scheiterte er jedoch. "Aber auch danach habe ich noch geglaubt, dass wir es packen."

So wie Daniel Beichler, Veli Kavlak, Michael Madl (der ebenfalls vergab) und Florian Klein (der nicht mehr antreten durfte) nahm Stankovic die Verantwortung freiwillig auf sich. "Als Kapitän ist das für mich eine Selbstverständlichkeit."

Deprimierter Kapitän
Die Schleife trug der Steirer wegen der Sperre von Franz Schiemer, der als Abwehrchef schwer vermisst wurde. Der Austrianer musste den Krimi im Veritas-Stadion so wie der ebenfalls gesperrte Rubin Okotie von der Tribüne aus verfolgen und war danach nicht minder deprimiert als seine Mitspieler auf dem Rasen. "Das ist das Schlimmste, das wir alle bisher im Fußball erlebt haben", erklärte der Innenverteidiger, der erst vor zwei Wochen im UEFA-Cup mit der Austria auf ähnlich dramatische Art und Weise einen 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel gegen Lech Posen verspielt hatte.

Trotz der herben Enttäuschung richtete Schiemer den Blick aber schon wieder nach vorne. "Wir sind alle jung und können noch viel erreichen. Man lernt aus Fehlern und Niederlagen, und wir haben in dieser Qualifikation viel dazugelernt."

Erfolgreiche Nachwuchsmannschaft
Ihre Erkenntnisse wollen die scheidenden U21-Kicker noch einmal bei einem gemeinsamen Abend rund um das Länderspiel gegen die Türkei im November austauschen und damit ihre Nachwuchs-Zeit endgültig abschließen. Tragendes Gerüst der Truppe waren die U17-EM-Dritten von 2003 und die U20-WM-Vierten von 2007, nun soll die neue U21 (Stichtag 1. Jänner 1988) in ihre Fußstapfen treten.

Dieses Team absolviert derzeit das Vier-Nationen-Turnier als U20-Mannschaft, die zuletzt die U19-Europameister-Truppe von Deutschland besiegte und ab sofort von Zsak übernommen wird. Richtig ernst wird es für die nachrückenden Hoffnungsträger im Herbst, wenn die EM-Qualifikation beginnt, in der sich der ÖFB wieder berechtigte Hoffnungen machen darf. Schließlich sind auch noch Beichler, Madl, Veli Kavlak, Julian Baumgartlinger, der aktuelle A-Teamspieler Marko Arnautovic oder Rapid-Rohdiamant Christopher Drazan spielberechtigt.

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