Vor Saisonstart

Deutsche Skepsis für Ösi-Operettenliga

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Ex-LASK-Coach will in Wolfsburg mit seiner Philosophie durchstarten.

Mit einem geglückten Fußball-Cupfight hat das "Abenteuer" Deutschland für Oliver Glasner am Montag begonnen. Beim VfL Wolfsburg steht der ehemalige Erfolgstrainer des LASK vor einer völlig neuen Herausforderung, auch mit einer "gewissen Skepsis" ist der Oberösterreicher konfrontiert. Die Herangehensweise sei aber die alte: "In der täglichen Arbeit mache ich nichts anders", stellte Glasner klar.

Dass er aus dem in der Vergangenheit gerne als "Operettenliga" geschmähten österreichischen Oberhaus kommt, sei kein Nachteil. "Beim VfL sind wir Multikulti, da sind auch wir Österreicher keine Exoten", lächelte er. Die jüngsten Europacuperfolge des LASK täten ihr Übriges. "Auch die Spieler sehen, dass der Trainer vom LASK kommt. Und der kann dann in der Champions-League-Quali mehr als mithalten. Das ist schon ein Thema", sagte Glasner, der mit Wolfsburg in der Europa-League-Gruppenphase vertreten ist.

Klare Ansagen in puncto Saisonziel bleiben vor dem Ligaauftakt zuhause gegen Köln am Samstag aus. "Wir wollen uns nicht auf einen Tabellenplatz festlegen. Man soll sehen, wie wir Fußballspielen wollen. Eine Mannschaft, die an sich glaubt und alles dafür gibt, dass sie erfolgreich ist. Dann wird sich der Erfolg auch einstellen." Ein Motto, mit dem Glasner schon in Österreich gut gefahren ist.

Dass das Engagement in Deutschland vom Umfeld her "natürlich ein Quantensprung" ist, sei nicht zu leugnen. "Es gibt fast täglich Medientermine und wöchentlich Sponsoren- oder Fantermine. Ohne das nachgerechnet zu haben, ist es im Moment wohl das Fünffache (wie beim LASK, Anm.). Das sind andere Dimensionen", sagte Glasner der APA. Auch das Cupspiel habe das vor Augen geführt.

"15.000 Zuschauer in Halle, bei einem Drittligisten, 1.500 Wolfsburg-Fans. Und das am Montagabend", meinte er im Rückblick auf den 5:3-Erfolg in der Verlängerung. Es war ein Auftritt, der "ein bisschen anders als erhofft", aber letztlich doch zu Glasners Zufriedenheit verlief. "Gegen ein Team, das schon im Rhythmus ist, waren wir auch in der Verlängerung körperlich sehr präsent, haben den Gegner zu keiner Chance mehr kommen lassen und haben weiter an uns geglaubt."

Das einstige Rieder Urgestein, das sich als Co- in Salzburg und Cheftrainer beim LASK einen Namen machte, will beim Tabellensechsten der vergangenen Saison den Ballbesitz-Fußball von Vorgänger Bruno Labbadia durch seinen gewohnten Umschalt-Kick ersetzen. Glasner erhielt neue, schnelle Spieler, u.a. "seinen" LASK-Stürmer Joao Victor und Salzburgs Xaver Schlager. "Joao Victor kennt die Trainingsinhalte. Von dem profitiert er. Und für Schlager ist nicht alles Neuland, auch wenn vieles anders und zum Teil intensiver ist." Alteingesessene Kicker wie Mittelfeldmann Maximilian Arnold ("Glasner hat einen völlig anderen Ansatz") mussten freilich erst vom neuen Weg überzeugt werden.

"Ich habe mit jedem Spieler gesprochen, am Platz, in meinem Büro, bei einem Abendessen oder während der Übungen", erklärte Glasner. "Ich werde ihnen nie genau das sagen, was sie hören wollen. Ich kann ihnen nur erzählen, wovon ich absolut überzeugt bin." Natürlich gebe es auch "eine gewisse Skepsis", betonte Glasner und nannte ein Beispiel. "Wir sind in der Vorbereitung etwa ganz wenig ohne Ball gelaufen, das wurde letztes Jahr noch anders gemacht." Manche hätten sich die Fitness-Frage gestellt, das Cupspiel habe Zweifel ausgeräumt. "Jetzt haben sie gesehen, dass sie physisch überhaupt kein Problem haben, mitzuhalten. Diese Überzeugung kommt mit den Spielen."

Der Austausch mit allen Beteiligten, auch das ist aus seinen Linzer Zeiten bekannt, ist Glasner ("Es geht darum, wie wir miteinander umgehen") ein besonderes Anliegen. Während das kommunikative Band zwischen dem sportlichen VfL-Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Labbadia zerschnitten war, verstehe er sich mit diesem ausnehmend gut. "Es ist ganz wichtig, dass ich mit Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer (Sportdirektor, Anm.) zwei in der Bundesliga erfahrene Leute an meiner Seite habe, die auch die Spieler schon gut kennen. Wir tauschen uns fast täglich aus, auch wenn es manchmal nur ein Plausch ist."

Während er in seinen vier Jahren beim LASK als Trainer und Sportdirektor in Personalunion fungierte, kann er sich gemeinsam mit seinem rot-weiß-roten Betreuerstab (Michael Angerschmid, Thomas Sageder, Michael Berktold) nun voll aufs Coaching konzentrieren. "Beim LASK habe ich mich da um vieles selbst gekümmert, das war extrem aufwendig. Ich wüsste nicht, wo ich mir diese Zeit jetzt rausdrücken sollte."

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