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Leicester City entlässt seinen Meistermacher. Und erntet einen Shitstorm.

Trost gab es für Claudio Ranieri nach dem überraschenden Ende seiner Ära bei Englands Fußball-Meister Leicester City von großen Trainer-Kollegen. "Behalte dein Lächeln, mein Freund. Niemand kann die Geschichte löschen, die du geschrieben hast", teilte Jose Mourinho von Manchester United via Instagram mit.

Er sei nicht immer einer Meinung mit Mourinho, ließ Bayern-Coach Carlo Ancelotti aus München wissen: "Aber das stimmt." Ranieri habe eine großartige Geschichte für Leicester und sich selbst geschrieben, sagte Ancelotti über seinen italienischen Landsmann. "Aber entlassen zu werden ist Teil des Trainer-Jobs."

Leicester-Ikone Gary Lineker reagierte bestürzt auf die Nachricht, dass sich der Club von Ex-ÖFB-Teamkapitän wenige Monate nach dem sensationellen Gewinn der englischen Meisterschaft von dem 65-Jährigen getrennt hatte. "Ich habe gestern Abend eine Träne für Claudio vergossen", sagte der Ex-Nationalspieler und heutige TV-Moderator bei BBC Radio 4.

Legende schießt gegen Leicester

"Es ist mir unerklärlich. Und es ist unerklärlich für alle Fußballfans, die das Spiel lieben", meinte Lineker, der in Leicester geboren wurde und selbst neun Jahre für die Foxes spielte. Zuvor hatte der frühere Weltklasse-Stürmer getwittert, die Ranieri-Entlassung sei "unerklärlich, unverzeihlich und herzzerreißend". Nur der frühere Leicester-Keeper Peter Shilton zeigte als einer von wenigen Verständnis für die "mutige" Entscheidung.

Neun Monate nach dem größten Triumph in der 133-jährigen Vereins-Geschichte und nur zwei Wochen, nachdem ihm die Clubbesitzer ihre volle Unterstützung zugesagt hatten, verlor Meister-Macher Ranieri nun doch das Vertrauen. Die Niederlagenserie in der Premier League und der Sturz auf Platz 17, nur einen Zähler vor der Abstiegszone, ließ die Club-Führung nervös werden.

Die Trennung vom FIFA-Trainer des Jahres sei "schmerzhaft", angesichts der Abstiegsgefahr aber notwendig, teilte der Club am Donnerstagabend mit. Der Vize-Vorsitzende Aiyawatt Srivaddhanaprabha nannte es die "schwerste Entscheidung" seit der Übernahme der Foxes.

Ranieri
© Reuters

(c) Reuters

Die Nachricht von seinem Rauswurf soll Ranieri nach der Rückkehr vom Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League in Sevilla (1:2) bekommen haben. Die Medien äußerten wenig Verständnis für die Entscheidung gegen den respektierten Trainer. "Claudio Ranieris Herrschaft endet auf gemeine, brutale Weise", titelte die Zeitung Guardian.

"Verabscheuungswürdige Schandtat"

The Independent nannte die Entlassung "eine verabscheuungswürdige Schandtat, die zeigt, dass der Fußball seine Seele verloren hat". Der thailändische Leicester-Clubbesitzer Vichai Srivaddhanaprabha rechtfertigte sich am Freitag bei Instagram: "Wir haben nicht nur ein Problem zu lösen, es sind eine Million Dinge zu tun, damit der Verein überlebt."

Über die Hintergründe der Trennung wurde am Freitag in den Medien noch spekuliert. Die Zeitung Telegraph berichtete schon früher, einige Spieler seien wegen Ranieris Methoden angeblich "verwirrt und ärgerlich". Nach Informationen von Sky Sports News sollen sich jetzt einige der "älteren Spieler" bei der Club-Führung über ihren Coach beschwert haben. Angeblich sei auch das Verhältnis zwischen Ranieri und seinem Trainerteam zuletzt angeknackst gewesen.

Im kommenden Heimspiel am Montag gegen Liverpool wird Co-Trainer Craig Shakespeare für Leicester auf der Bank sitzen, während die Suche nach einem Nachfolger läuft. Laut Medienberichten ist Ranieris Landsmann Roberto Mancini ein aussichtsreicher Kandidat.

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