Harte Strafe

Frankreich sperrt alle WM-Kicker

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Alle 23 Spieler werden nach Blamage zumindest für das Freundschaftsspiel gegen Norwegen nicht einberufen.

Nach der Blamage in Südafrika sind alle 23 Angehörigen des französischen WM-Kaders vom nächsten Spiel der "Bleus" am 11. August gegen Norwegen ausgeschlossen worden. Das teilte der Fußball-Nationalverband (FFF) am Freitag am Rande der Sondertagung des FFF-Bundesrates in Paris mit. Der neue Nationaltrainer Laurent Blanc habe eine entsprechende Maßnahme beantragt, hieß es. Den Kader für das Freundschaftsspiel in Oslo will Blanc den Angaben zufolge am 5. August bekanntgeben.

Kollektive Strafe
"Diese Entscheidung erscheint wie eine kollektive Strafe nach dem Fiasko bei der WM", kommentierte das Fachmagazin "France Football" in der Online-Ausgabe. Der neue Coach der "Equipe tricolore" wolle nach diesem ersten "Denkzettel" für die WM-Teilnehmer die Vergangenheit ruhen lassen und "ein neues Kapitel beginnen".

Blamage
Unter Blancs Vorgänger Raymond Domenech war Frankreich bei der WM in Südafrika nach der Vorrunde sieglos ausgeschieden. Aber der Weltmeister von 1998 blamierte sich nicht nur auf dem Rasen. Vor allem die Skandale abseits des Platzes mit der Trainer-Beschimpfung durch Nicolas Anelka, dem Ausschluss des Stürmers und einem Trainingsboykott sorgten zu Hause in Frankreich für Empörung. Kritik gab es sogar von Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der Rekordtorjäger Thierry Henry im Regierungspalast um Aufklärung bat und sich in die Aufarbeitung des Debakels einmischte.

Auch Verbandspräsident Jean-Pierre Escalettes hatte aus der blamablen WM-Vorstellung die Konsequenzen gezogen und nach dem Turnier in Südafrika seinen Rücktritt erklärt. Am Freitag bestimmte die FFF Fernand Duchaussoy zu Escalettes' interimistischem Nachfolger. Duchaussoy soll den Verband nun zumindest bis zur Generalversammlung im Dezember leiten. "Wir werden ein Programm entwickeln, das zu einem moderneren, gerechteren und demokratischeren Verband führen wird", sagte Frederic Thiriez, Präsident der französischen Profiliga LFP.

Duchaussoy hatte sich bereits für einen vorläufigen Nationalelf-Ausschluss von FC-Bayern-Star Franck Ribery und Real-Madrid-Stürmer Karim Benzema ausgesprochen. Gegen beide Stars leitete die Justiz in Frankreich ein Anklageverfahren wegen bezahlten Geschlechtsverkehrs mit einer minderjährigen Prostituierten ein. Wie Ex-Nationalspieler und Ratsmitglied Lilian Thuram, mehrere Funktionäre und Politiker befürwortete auch Duchaussoy eine Suspendierung der für das WM-Chaos verantwortlichen Profis. Der scheidende Verbandschef Escalettes eröffnete bereits eine Untersuchung des "Trainingsstreiks von Knysna". Verantwortliche sollen zur Rechenschaft gezogen werden.

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