Kluft von kleineren Vereinen zu Topklubs wird laut UEFA-Report immer größer.
Die Einnahmen und Ausgaben europäischer Fußball-Klubs haben im Finanzjahr 2016 neue Rekordmarken erreicht. Doch die Kluft zwischen den Topklubs und allen anderen wird immer größer. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse des am Dienstag veröffentlichten jüngsten Klub-Reports der Europäischen Fußball-Union (UEFA), der die Finanzen von Erstliga-Klubs in den 55 UEFA-Mitgliedsstaaten beleuchtet.
Österreich ist dabei sogar in einer Sparte die Nummer eins, nämlich bei der gerechten Verteilung der TV-Gelder unter den Bundesliga-Klubs. Die Nummer eins verdient dabei nur das 1,2-Fache vom Mittelwert aller zehn Klubs. England folgt mit dem Faktor 1,3 auf Platz zwei, während Portugal mit 14,9 die ungerechteste Verteilung aufweist. Die sechs größten Ligen lukrieren aber bei den Fernsehgeldern die elffache Summe von jener, die alle restlichen 48 zusammen einnehmen.
Die rund 700 Erstliga-Klubs in Europa haben insgesamt 18,5 Milliarden Euro im Jahr 2016 umgesetzt. Das sind um 1,6 Mrd. Euro mehr als 2015. Der historische Vergleich zeigt einen extremen Anstieg in den jüngsten zwei Jahrzehnten, wenn man weiß, dass 1996 2,8 Mrd. Euro erlöst wurden. Allerdings wurde mit 9,1 Mrd. fast die Hälfte der Gesamtsumme von nur 30 Klubs generiert - ein eindeutiger Beweis dafür, dass der Abstand zwischen der Elite und dem Rest rasant anwächst.
Das meiste Geld gibt's in England
Englische Klubs sind mit durchschnittlich 244,4 Millionen Euro Umsatz die klare Nummer eins in Europa. Es folgen Deutschland (149,6), Spanien (126,3) und Italien (100,2). Die zehn österreichischen Bundesligisten folgen einem Schnitt von 16,3 Mio. auf Platz zwölf. Schlusslicht ist San Marino, wo der durchschnittliche Klub-Umsatz nur 150.000 Euro beträgt.
Allerdings haben die zwölf größten europäischen Klubs mit Zuwächsen von 1,58 Milliarden Euro die Konkurrenz bei Sponsorverträgen in den Geschäftsjahren von 2010 bis 2016 klar hinter sich gelassen, kommen doch alle restlichen europäischen Klubs zusammen nur auf ein Plus von 700 Millionen Euro in diesem Zeitraum.
Allein Manchester United, die absolute Nummer eins im Ranking, hat von 2015 zu 2016 einen Umsatzzuwachs von fast 168 Mio. Euro verzeichnet und steht nun bei 689 Millionen Euro. Es folgen die spanischen Topklubs FC Barcelona und Real Madrid (je 620 Mio.), Bayern München (592), Paris Saint-Germain (542) und Manchester City (533.). Auch beim operativen Gewinn ist Manchester United mit 232 Millionen Euro die Nummer eins, jedoch auch bei den Nettoschulden mit 561 Mio. Euro.
Das Transferfenster im Sommer 2017 hat laut UEFA Rekordausgaben von 5,6 Milliarden Euro gebracht, wurden doch gleich sechs der 20 teuersten Wechsel der Fußball-Historie vollzogen. Die größten Schlagzeilen hatte dabei der 222 Mio. Euro teure Abgang von Brasiliens Superstar Neymar, der Barcelona in Richtung Paris Saint-Germain verließ, generiert. "Barca" war übrigens mit 372 Millionen Euro die Nummer eins bei Gehaltszahlungen im Finanzjahr 2016.
Die Spielergehälter stiegen im gesamten UEFA-Raum um 8,6 Prozent, 62 Prozent der Nettokosten wenden die Klubs dafür auf. In England werden jährlich durchschnittlich 153,9 Millionen Euro pro Klub an Lohnkosten bezahlt. Das ist mehr als doppelt so viel wie in Deutschland, das die Nummer zwei in dieser Kategorie ist. Die englischen Klubs haben ihre Umsätze in den vergangenen sechs Jahren allerdings auch um durchschnittlich 110 Millionen Euro gesteigert. Es folgen Deutschland (58 Mio.), Spanien (44 Mio.) sowie Italien und Frankreich (je 21 Mio.).