Riesentöter Ajax Amsterdam hat wieder zugeschlagen - dieses Mal musste Tottenham in London daran glauben.
London. Ajax Amsterdam hat sich eine hervorragende Ausgangslage für den erstmaligen Einzug ins Finale der Fußball-Champions-League nach 23 Jahren Pause erarbeitet. Die Niederländer siegten im Halbfinal-Hinspiel zweier Außenseiter bei Tottenham am Dienstagabend mit 1:0 (1:0). Der 22-jährige Donny van de Beek traf in der 15. Minute entscheidend für die Gäste.
Ajax verbuchte in der 78. Minute noch einen Stangenschuss durch David Neres. Der niederländische Rekordmeister hat im Rückspiel am 8. Mai in der Johan Cruijff ArenA nun beste Aussichten. Tottenham, das zuletzt 1962 im Vorgängerbewerb Meistercup im Halbfinale gestanden war, muss auf Auswärtstore hoffen. Im zweiten Halbfinale stehen sich der FC Barcelona und Liverpool (Hinspiel am Mittwoch) gegenüber.
Ajax setzt Sensationslauf fort
Das im vergangenen Herbst aus der Qualifikation gestartete junge Ajax-Team - Gegner war unter anderem Sturm Graz - setzte den Sensationslauf fort. Die aktuelle Generation des Champions-League-Siegers von 1995 war mit Erfolgserlebnissen gegen Real Madrid und Juventus Turin im Gepäck auf die Insel gereist. Da die Ehrendivision am Wochenende pausierte, trat der Tabellenführer auch ausgerastet an.
Während Ajax im brandneuen Tottenham Stadium auf die stärkste Formation bauen konnte, fehlten bei Tottenham mit dem verletzten Harry Kane und dem gesperrten Son Heung-min die besten Angreifer. Mit Christian Eriksen und den Verteidigern Toby Alderweireld, Jan Vertonghen und Davinson Sanchez standen vier ehemalige Ajax-Profis in der Spurs-Elf.
Die Nordlondoner begannen mutig, mussten sich jedoch schnell mit dem Pressing der Gäste auseinandersetzen. Ajax attackierte tief in der gegnerischen Spielhälfte, bei Ballgewinn ging es rasant Richtung gegnerischen Strafraum. Nach einer Viertelstunde wurde das Team von Trainer Erik ten Hag belohnt. Hakim Ziyech fand mit einem Lochpass Van de Beek, der vor Hugo Lloris eiskalt abschloss. Tottenhams Fünferkette war indisponiert, Rechtsaußen Kieran Trippier hob bei der Aktion die Abseitsstellung des Torschützen auf.
Alderweireld knapp über die Latte
Van de Beek hätte nachlegen können, scheiterte nach einer schnellen Kombination aber an der Fußabwehr von Lloris (24.). In der Abwehr hatte der 19-jährige Kapitän Mattijs de Ligt mit seinen Nebenleuten vorerst alles im Griff. Gefährlich wurde Tottenham nur noch nach zwei Freistößen. Zunächst setzte Fernando Llorente einen Kopfball neben das Gehäuse (26.), in der Nachspielzeit der ersten Spielhälfte köpfelte Alderweireld knapp über die Latte.
Tottenham hatte da bereits einen weiteren Ausfall zu beklagen. Vertonghen lag nach einem Zusammenstoß mit Ajax-Keeper Andre Onana im Gesicht stark blutend am Boden. Der Belgier versuchte es nach lange Behandlung noch einmal, ging aber kurz darauf benommen vom Feld. Trainer Mauricio Pochettino hatte zu diesem Zeitpunkt bereits umgestellt, im 4-3-3-System waren die Spurs besser im Spiel.
Der unauffällige Dele Alli hätte für den Premier-League-Dritten kurz nach Seitenwechsel ausgleichen können, sein Volley ging aber zu zentral auf Onana. Ajax tat nun weniger für die Offensive, die Niederländer versuchten, in der Defensive keine Räume zu bieten. Erst im Finish tauchten sie wieder einmal vor Lloris auf, Neres' Abschluss hätte das Ende der Träume der Spurs bedeuten können, wäre er ins Tor und nicht an die Stange gegangen. So bleibt für die Engländer die Hoffnung im Rückspiel. Für Österreich bleibt es interessant: Gewinnt Ajax die CL-Trophäe, hätten die Amsterdamer einen Fixplatz für kommende Königsklassen-Saison, während der Bundesliga-Meister um diesen umfallen würde.