Bayern Favorit, aber Münchner vor Lyon als Bezwingern von Juventus und ManCity gewarnt.
Der FC Bayern geht nach dem Bestschießen gegen Barcelona als Top-Favorit ins Halbfinale der Fußball-Champions League. Dort soll am Mittwochabend (21.00 Uhr im sport24-Live-Ticker) gegen Underdog Olympique Lyon der nächste Schritt zum Triple erfolgen. An Selbstvertrauen mangelt es den Münchnern nicht. "Wir sind einfach gut drauf", sagte Kapitän Manuel Neuer vor dem Spiel im Estadio Jose Alvalade.
Sorgte das 8:2 der Bayern gegen chancenlose Katalanen für Aufsehen, lieferte Lyon freilich die bisher größte Überraschung des Finalturniers in Lissabon. Olympique sorgte dafür, dass das Aufeinandertreffen der Bayern mit Ex-Coach Pep Guardiola ausfällt. Manchester City zog gegen "OL" mit 1:3 den Kürzeren. Davor war im Achtelfinale bereits für Juventus Turin gegen die Franzosen Endstation. Im Finale am kommenden Sonntag wartet der Sieger der Begegnung zwischen Paris Saint-Germain und RB Leipzig.
Bayern haben nur Pokal im Visier
Neuer sieht sein Team für Großes bereit. "Ich denke, dass wir Wettbewerbstypen alle wirklich hungrig sind und auch mental so fit sind im Moment, dass wir einfach da sind, auch vom Kopf her", sagte der Torhüter. Nach den Titelgewinnen in der deutschen Bundesliga und dem DFB-Pokal soll der dritte Champions-League-Sieg der Clubgeschichte eine Saison nach Maß unter Trainer Hansi Flick gebührend abrunden. Seit dem Gewinn der Trophäe 2013 standen die Bayern nicht mehr in einem Endspiel der Königsklasse.
Alaba und Co wollen ins Finale
"Wir wissen, dass noch ein hartes Stück Arbeit ansteht, um am Ende das zu schaffen, was wir wollen. Ganz oben zu stehen", betonte Flick. Der ehemalige Assistent von DFB-Teamchef Joachim Löw weiß seit dem historischen 7:1 der Deutschen im WM-Halbfinale gegen Brasilien 2014, wie man mit einer Sternstunde umgehen muss. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge spürte kein Anzeichen von Abgehobenheit: "Ich war nach dem Spiel in der Kabine. Da war keine Party, da ist keiner ausgeflippt. Die Mannschaft ist total fokussiert und wird total seriös das Halbfinale angehen."
Stabile Abwehr, kreatives Mittelfeld und starke Stürmer
Vor Neuer soll die Abwehr mit David Alaba den Elan von Lyon einbremsen, links außen Alphonso Davies für Offensivdrang sorgen. Eindruck machte gegen Barcelona auch das Mittelfeld mit Thomas Müller, Thiago Alcantara und Leon Goretzka. Robert Lewandowski ist ebenfalls immer für ein Tor gut. Gegen Barcelona fügten sich die Puzzleteile aus Fitness, Teamgeist, Spielfreude und Offensivwucht perfekt zusammen. Die Dominanz des deutschen Rekordmeisters soll nun auch der frühere französische Serienchampion (2002 bis 2008) zu spüren bekommen.
Lyons Profis überraschten in Lissabon auch ihren Langzeit-Clubchef. Sein Team und auch das von Meister Paris Saint-Germain würden "massakriert", sagte der 71-jährige OL-Boss Jean-Michel Aulas vor wenigen Wochen. Dies sei unvermeidlich, nachdem die Saison in der Ligue 1 wegen der Coronavirus-Pandemie abgebrochen worden war. Da lag Lyon auf dem enttäuschenden siebenten Platz. Damit schien besiegelt, dass der Traditionsclub erstmals seit 1996 international nicht vertreten ist. Nun besteht noch die kleine Chance.
Lyon hat Lust auf nächste Sensation
Plötzlich gehört Lyon zu den besten vier Teams Europas. Trainer Rudi Garcia hat große Lust auf eine weitere Sensation. "Der Appetit kommt mit dem Essen. Unser Selbstvertrauen ist gewachsen", sagt der Coach, der nach den Ergebnissen in der Liga bei den Fans schwer angezählt war. Garcia bleibt aber bescheiden: "Wir sind die Außenseiter gegen die Bayern. Jetzt ist ein weiteres Kunststück nötig."
Sein Team setzt auf Geschwindigkeit in der Offensive, in der der niederländische Teamspieler Memphis Depay den Kreativposten gibt. Die Abwehr hielt gegen ManCity den Angriffen der Engländer stand und sollte für die Bayern eine größere Aufgabe darstellen wie zuletzt Barcelona. Im Halbfinale der Champions League stand Olympique bereits 2010, als die Bayern unter Louis van Gaal Endstation waren. Die Münchner sind ohnehin nicht gerade der Lieblingsgegner der Südfranzosen: Nach bisher acht Duellen stehen nur zwei Siege zu Buche.