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Gegentor sorgte für Selbstkritik - "Stolzer" Oscar warnte: "Alles ist noch offen.

Salzburgs "Bullen" sind verhalten optimistisch aus Zagreb abgereist. Das 1:1 im Quali-Play-off-Hinspiel am Dienstag lässt der Truppe von Oscar Garcia für das Heimrückspiel am kommenden Mittwoch alle Möglichkeiten offen, im neunten Anlauf endlich die Gruppenphase der Champions League zu erreichen. Dass man in einem Spiel auf Augenhöhe ein Gegentor kassierte, sorgte aber auch für Selbstkritik.

Bernardo mit dem Fehler
Nach der Führung durch Valentino Lazaro (59.) schien Salzburg das Spiel einigermaßen im Griff zu haben. Doch Bernardo attackierte den besten Mann Dinamos, Marko Rog, mit einem wohl nicht nötigen Tackling und verursachte auf diese Weise den Elfer, den Rog selbst verwertete.

Unerfahren
So abgeklärt und präzise Bernardo ansonsten im defensiven Mittelfeld agierte, so spiegelte sich in dieser Aktion wohl auch die relative Unerfahrenheit des Brasilianers wider. "Ihm einen Vorwurf zu machen, ist schwierig. Ich glaube nur, man braucht da nicht so hingehen, weil der Gegenspieler ja eher auch weg vom Tor läuft", sagte Goalie Alexander Walke über den 21-Jährigen.

Hinteregger selbstkritisch
Innenverteidiger Martin Hinteregger wählte für Bernardos Aktion ein etwas drastischeres Sprachbild. "Da reißt man sich 90 Minuten den Arsch auf, dass man hinten die Null hält - eine blöde Aktion und alles ist über den Haufen geworfen", sagte der ÖFB-Teamspieler. "Es war sicher nicht clever zu rutschen, aber das weiß er selbst am besten, dass er da mitlaufen muss, dann rennt der Gegner zur Eckfahne raus." Hinteregger übte angesichts seiner vergebenen Chance in der 30. Minute aber auch Selbstkritik: "Diesen Kopfball muss ich reinmachen, das ärgert mich extrem."

Wanderson brauchte Zeit
Während Bernardo unter Oscar in neun von zehn Pflichtspielen von Beginn an aufs Feld durfte, gab Landsmann Wanderson in Zagreb sein Startelfdebüt. Zwar fand der Wunschspieler von Oscar, der so lange auf seine Spielberechtigung hatte warten müssen, etwas schwer ins Spiel. Dann aber deutete der Flügelstürmer mehrmals seine Gefährlichkeit an und lieferte auch den Assist für Lazaro.

Sprint als Stärke
"Das Tor war super herausgespielt", lobte Geschäftsführer Jochen Sauer. Wanderson nähert sich anscheinend jener Form, derer wegen man ihn geholt hat. Sauer: "Er ist jetzt in einem körperlichen Zustand, wo man sieht, dass er mit vielen Sprints das Spiel beleben kann. Mit seiner Geschwindigkeit kann er den Unterschied ausmachen."

Lazaro mit Köpfchen
Dass Lazaro die Vorlage des 21-Jährigen ausgerechnet per Kopf verwertete, brachte auch den Torschützen zum Schmunzeln. "Das letzte Mal habe ich glaube ich in der U16 gegen die Austria per Kopf getroffen", sagte er. Erstmals teilte er sich mit Wanderson von Beginn an die Flanken, während Valon Berisha ins Zentrum rückte - eine Variante, die ihm durchaus gefällt. "Ich fühle mich links schon extrem wohl. Auf der anderen Seite hat Wanderson eine extrem hohe Qualität, der hat sicher das Potenzial zum Stammspieler. Von dem her hat es mir gefallen, zum ersten Mal mit ihm zu beginnen."

"Alles ist offen"
"Wir haben gewusst, dass wir in der zweiten Hälfte mehr Räume bekommen werden, deswegen habe ich mich für diese Aufstellung mit schnellen Spielern wie Lazaro und Wanderson entschieden", erklärte Trainer Oscar Garcia seinen Plan - und resümierte positiv. "Ich finde, dass wir heute gut gespielt haben und bin stolz auf die Leistung meiner Mannschaft", meinte der Spanier. Zugleich warnte er: "Heute hat Dinamo Spieler wie Machado oder Coric auf der Bank gehabt. Es gibt noch ein zweites Spiel, alles ist noch offen."

Soudani ist gefährlich
Einig waren sich die "Bullen", dass man Dinamos Offensivabteilung um den schnellen Hillal Soudani nach dem Seitenwechsel besser im Griff hatte. "Der Trainer hat natürlich gesehen, was wir in der ersten Hälfte nicht so gut gemacht haben. Nämlich den Gegner viel zu einfach ausspielen lassen. Das haben wir umgestellt. Wir haben offensiver und energischer nach vorne attackiert. Das hat gefruchtet", befand Hinteregger. "Sie haben eine starke Offensive, aber sind hinten auch anfällig. Da können wir sie packen."

Gute Verteidigung
Schlüssel zum 1:1 war nicht zuletzt eine über weite Strecken gute Verteidigung. Zwar kassierte Salzburg auf internationaler Ebene das erste Gegentor der Saison, viele Möglichkeiten fand Zagreb aber nicht vor. "Wir hatten das defensiv ganz gut im Griff, es sind ja auch nicht die schlechtesten Spieler, die Dinamo hat", lobte Walke seine Vorderleute.

Rückspiel wird "ähnlich"
In der defensiven Stabilität sah er auch einen Trumpf im Rückspiel. "Da müssen wir uns natürlich zu 100 Prozent konzentrieren. Dann ist es schwierig, gegen uns ein Tor zu schießen. Und für ein Tor sind wir immer gut", betonte der Deutsche und prophezeite in Wals-Siezenheim ein "ähnliches Spiel", aber auch einen "harten Weg für uns".

Kranjcar sieht 45:55-Chance
Dinamo-Coach Zlatko Kranjcar bezifferte die Chancen erst mit "50:50", um sich dann aber auf "45:55" zu korrigieren. "Das Resultat lässt uns jedenfalls gute Chancen. Wir haben die Leute, um die Konter zu spielen", meinte der Ex-Rapidler, der seinen 60. Geburtstag im Herbst gerne in der Champions League feiern würde. Sicher nicht gegen seinen Ex-Club wird im Rückspiel der derzeit bei Luzern engagierte Jakob Jantscher auflaufen. "Wir haben Interesse an ihm", bestätigte Kranjcar, wollte aber keine Details des Deals, der laut Medienberichten vor dem Abschluss stehen soll, nennen.

Soriano mit Muskelproblemen
Welche Rolle am kommenden Mittwoch Salzburgs Goalgetter Jonatan Soriano spielen kann, bleibt abzuwarten. Am Dienstag hatte Oscars Landsmann einen schweren Stand und sichtlich mit Muskelproblemen zu kämpfen, bis er in der 63. Minute ausgetauscht wurde. "Ich hatte Schmerzen, in der zweiten Hälfte konnte ich dann nicht mehr." Wahrscheinlich ist, dass der 30-Jährige im Bundesligaheimspiel am Samstag gegen Mattersburg geschont wird.

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