Teilen

Das Conference-League-Spiel zwischen OGC Nizza und dem 1. FC Köln wird von hässlichen Szenen noch vor Spielbeginn überschattet.

Vor dem Conference-League-Spiel des deutschen Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln bei OGC Nizza ist es am Donnerstag zu schweren Ausschreitungen gekommen, der Anstoß wurde um knapp eine Stunde auf 19.40 Uhr verschoben. Bei den Randalen gab es 32 Verletzte, darunter einen Schwerverletzten. Das teilte die Polizeipräfektur nach Abpfiff der Partie in Nizza mit. Bei dem Fan, der von einer Tribüne stürzte und sich schwer verletzte, habe es sich um einen Mann aus Paris gehandelt. Wenig später folgte die Entwarnung betreffend seines Gesundheitszustands.

Köln Randale
© APA
× Köln Randale

Zunächst war angenommen worden, es handle sich um einen deutschen Köln-Fan. Weitere Angaben zur Nationalität der übrigen Opfer machte die Präfektur nicht. Über Festnahmen gab es noch keine Informationen. Über 650 Polizisten sowie 600 Sicherheitsleute seien im Einsatz gewesen. Die Präfektur verurteilte "das inakzeptable Verhalten einiger Dutzend alkoholisierter Ultras". Die Identifizierung der Täter sei im Gange, teilte die Präfektur mit. Das Verhalten der Ultras werde scharf verurteilt. Laut Köln-Geschäftsführer Christian Keller haben sich französische Ultras als Köln-Fans verkleidet und haben danach den Fanblock von Nizza gestürmt.

Köln Randale
© APA
× Köln Randale

Rund 50 vermummte Kölner hatten zunächst den Block der Franzosen angegriffen. Bei der anschließenden Auseinandersetzung flogen Leuchtraketen, E-Roller, Stühle und Tische. Erst nach mehr als fünf Minuten hatte die Polizei die Situation unter Kontrolle. Rund fünf Minuten später griffen Nizza-Anhänger den Kölner Block an. Diesmal war die Situation schneller unter Kontrolle. Über Verletzte und Festnahmen war zunächst nichts bekannt.

Köln Randale
© APA
× Köln Randale

Kölns Geschäftsführer Christian Keller war "fassungslos". "Von unseren 8.000 Fans haben sich 7.900 top verhalten, von Nizza waren es auch nicht viel mehr als ein paar Dutzend Vollchaoten. Wobei Chaoten ein zu schwaches Wort ist. Da fallen mir nur Schimpfwörter ein, die hier nicht hergehören", sagte er im RTL-Interview.

Amateur-Videos von Fans zeigten, wie ein Anhänger von der Tribüne im Mittelrang stürzte, als er einem Feuerwerkskörper ausweichen wollte. Dabei handelte es sich laut Polizeipräfektur um einen Anhänger aus Paris, zu denen FC-Ultras eine Fanfreundschaft pflegen. Ein weiterer soll mit einem Messer attackiert worden sein. "Es zeigt, dass das, was hier passiert ist, pervers ist", sagte Keller.

Die Kapitäne Jonas Hector vom 1. FC Köln und Nizzas Kapitän Dante traten mit Mikrofonen vor ihre Fan-Blöcke. "Wir wollten mit euch ein Fußball-Fest feiern. Wir wollen immer noch spielen, aber das können wir natürlich nicht gutheißen", sagte Hector: "Wir haben uns den Arsch aufgerissen, um uns für die Conference League zu qualifizieren, und wollen das hier auch spielen. Verhaltet euch bitte ruhig, wir wollen hier Fußball feiern und keine Gewalt haben."

Die friedlichen Anhänger des 1. FC Köln distanzierten sich klar von den Chaoten. "Wir sind Kölner und ihr nicht!" stellten die mitgereisten Fans klar.

Der Verein schrieb, er verurteile "jede Form der Gewalt. Wir stehen für sportlich fairen Umgang und respektvolles Verhalten. Es tut uns sehr leid für alle friedlichen Fans, die den heutigen Tag bis hierhin zu einem kölschen Fußballfest gemacht haben."

Zu Mittag waren Tausende FC-Fans durch die Stadt gezogen und hatten mit Karnevalshits und einem großen Umzug die Rückkehr ihres Vereins in den Europacup gefeiert. Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi war verärgert über die Hinterlassenschaft und das Verhalten von Köln-Anhängern.

"Ich bedauere das unhöfliche und skandalöse Verhalten der Kölner Fans und den mangelnden Respekt gegenüber der Stadt, die sie großzügig und brüderlich empfängt", twitterte er mit Fotos von Müllresten in der Stadt. "Die Rechnungen für Schäden und die Reinigung öffentlicher Plätze werden wir an den Kölner Verein schicken", kündigte er an.

Der Stellvertretende Bürgermeister Pierre-Paul Léonelli twitterte ebenfalls Bilder und schrieb: "Wer sagt, dass die Deutschen diszipliniert sind?" Er verwies darauf, dass die Ordnungskräfte den Place Masséna von dem "schäbigen" Dreck umgehend gesäubert hätten und schrieb: "OGC Nizza 1, 1. FC Köln 0."

Die Kölner Fans waren bei ihrem Umzug durch die Stadt auch am Mannschaftshotel vorbeigekommen. Dort feierten sie Trainer Steffen Baumgart mit lauten Sprechchören. Auf dem Dach des Hotels zog Baumgart seine Kappe vom Kopf und grüßte die Anhänger.

Auch Ordner randalieren

Erschreckend sind unter anderem Szenen, dass das Sicherheitspersonal mit seinen Pflichten sichtlich überfordert ist. Anstatt mit der Polizei für Sicherheit zu sorgen, mischen sich sich die Herren in den Warnwesten auch in die Schlägerei ein und werfen mit Gegenständen auf die Kölner.

Nebensächlich war das Sportliche. Nizza und Köln trennten sich 1:1.

 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.