Red Bull Salzburg hat das Euro-League-Semifinale gegen Olympique Marseille mit 0:2 verloren.
Red Bull Salzburg muss im Halbfinale der Europa League auf ein Heim-Spektakel a la Lazio hoffen. Olympique Marseille setzte sich im Hinspiel-Duell mit Österreichs Fußball-Meister am Donnerstagabend mit 2:0 (1:0) durch. Vor ausverkauftem Haus im Stade Vélodrome schossen Florian Thauvin (15.) und der kurz davor eingetauschte Clinton Njie (63.) die Tore für die Südfranzosen.
Salzburg haderte mit vergebenen Möglichkeiten wie einem späten Stangentreffer von Fredrik Gulbrandsen (77.) sowie einem vermeintlichen Elferfoul an Stefan Lainer. Im Rückspiel am 3. Mai in Wals-Siezenheim muss die Mannschaft von Trainer Marco Rose auf ein Husarenstück wie im Viertelfinale gegen Lazio Rom hoffen. Gegen die Italiener schaffte Salzburg mit einem 4:1 zu Hause noch den Aufstieg. Im zweiten Halbfinal-Hinspiel trennten sich Arsenal und Atlético Madrid in London mit einem 1:1 (0:0).
Vor dem 55. Spiels in dieser Saison konnte Rose aus dem Vollen schöpfen. Der Deutsche schickte bis auf eine kleine Überraschung seine Stammelf ins Rennen. Hannes Wolf schien anstelle von Xaver Schlager im Mittelfeld auf, nachdem der Teamspieler zuletzt nicht voll trainieren konnte. Bei Marseille agierte der ehemalige Champions-League-Sieger Luiz Gustavo (mit Bayern München) in der Innenverteidigung. In der Defensive personell geschwächt, vertraute OM auf seine Offensive - und die Unterstützung der stimmgewaltigen Fans.
Vor einer Kulisse, wie sie die 64.000 Zuschauer im Stade Vélodrome boten, hatte Salzburg in der Red-Bull-Ära noch nicht gespielt. Im Vergleich zum 0:0 in der Gruppenphase im vergangenen Dezember saßen 40.000 mehr in der imposanten Arena. "Kühlen Kopf" zu bewahren hatte Rose deshalb von einer Elf gefordert. Nach einer Trauerminute für den Dienstag verstorbenen französischen Ex-Teamchef Henri Michel begannen die heimstarken Hausherren aber forsch.
Payet als Marseille-Schlüsselspieler
Gesucht wurde oft Spielgestalter Dimitri Payet. Der 31-Jährige aus dem Übersee-Departement Reunion versuchte sich als Einfädler und wurde seinem Ruf als gefinkelter Standardschütze nach einer Viertelstunde gerecht. Payets Freistoß drehte sich mit viel Effet in den Strafraum, Alexander Walke versuchte den Ball zu erreichen, kam aber zu kurz. So entwischte Thauvin am langen Eck Andreas Ulmer und nickte ein. Für Frankreichs Neo-Teamspieler war es das fünfte Tor in seinen vergangenen vier Pflichtspieleinsätzen.
Den Salzburgern musste zugutegehalten werden, dass sie sich davon nicht wirklich irritiert zeigten. Mutig versuchten die Mozartstädter, den Gegner früh zu stören. Es wurden Teilerfolge erzielt. Munas Dabbur fand zunächst im Strafraum keinen Abnehmer, dann prüfte Lainer nach einem Solo Marseilles Goalie Yohann Pele erstmals richtig (29.). Olympiques Stabilisator war Luiz Gustavo, der im Defensivzentrum eine starke Leistung bot.
Bei einer der wenigen Unsicherheiten des Brasilianers kurz nach der Pause klärte Pele mit viel Risiko außerhalb des Strafraums vor Hwang Hee-chan. Salzburg hatte sich in der Pause offenbar einiges vorgenommen. Lainer tankte sich rechts außen erneut durch und kam im Zweikampf mit Maxime Lopes zu Fall. Der schottische Unparteiische William Collum sah zum Ärger der Gäste jedoch keinen Elfmeter (53.). Sekunden später drehte Pele einen Wolf-Schuss über die Latte.
Salzburger Drangphase bleibt unbelohnt
Der Vierte der Ligue 1 war in dieser Phase verunsichert. Trainer Rudi Garcia reagierte mit einer Auswechslung, die perfekt aufgehen sollte. Gegen eine weit aufgerückte Salzburger Abwehr wurde Payet eingesetzt, der den drei Minuten zuvor gekommenen Njie bediente. Der Kameruner schloss überlegt ab. Bei Salzburg war da schon Gulbrandsen statt Hwang im Spiel, Schlager kam schließlich für Wolf.
Salzburg drückte gegen tief stehende Franzosen dann im Finish wieder aufs Tempo. Pele stand des Öfteren im Zentrum. Einmal wäre der 35-Jährige auch geschlagen gewesen: Gulbrandsen schloss aus vollem Lauf völlig alleine gelassen ab, traf aber nur die Stange (77.). So darf Olympique nun auf ein Finale vor der Haustür hoffen. Das Endspiel am 16. Mai steigt in Lyon. Salzburg kann es als erster österreichischer Vertreter in einem Europacup-Halbfinale seit 22 Jahren aber mit einem oft zitierten "Fußball-Wunder" auch noch dahin schaffen.