Team-Krise

Jetzt sprechen Hicke und Brückner

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Im ÖSTERREICH-Interview beziehen der aktuelle und der ehemalige Teamchef Position - das Resümee fällt düster aus.

ÖSTERREICH: Sie waren beim Länderspiel gegen die Türkei gar nicht im Stadion. Wenn auch der Ex-Teamchef darauf pfeift, sagt das alles...
Josef Hickersberger: Da irren Sie sich. Ich bin krank, habe eine Erkältung. Da gehe ich nicht bei winterlichen Temperaturen ins Stadion.

ÖSTERREICH: Und woran krankt es beim Team, Herr Hickersberger?
Hickersberger: Dazu sage ich nichts. Ich äußere mich nicht über Trainerkollegen.

ÖSTERREICH: Aber die Krise der Nationalmannschaft muss doch auch Ihnen sehr zu denken geben, oder?
Hickersberger: Stimmt. Das tut auch mir weh. Es sind ja irgendwie auch noch meine Spieler.

ÖSTERREICH: Haben Sie eine Erklärung für den Rückschritt nach der EURO?
Hickersberger: Ja. Das kann ich beurteilen. Ich habe schon gewusst, warum ich vor der EM darauf bestanden habe, dass die Meisterschaft im April beendet wird. Ich wollte einfach eine perfekte Vorbereitung. Das haben wir geschafft. Das Team war topfit, die Leistungen bei der EM waren in Ordnung. Wir waren eine Einheit.

ÖSTERREICH: Jetzt ist das nicht mehr so...
Hickersberger: Das ist auch kein Wunder. Es ist wieder alles wie früher. Die Mannschaft trifft sich zwei Tage vor dem Match. Was soll man da als Teamchef tun? Die Klubtrainer denken an sich. Klar. Denen sind die Spiele gegen Kapfenberg und Altach wichtiger.

ÖSTERREICH: Deshalb auch Ihr Entschluss, sich das nicht mehr länger anzutun?
Hickersberger: Ich bin kein Anfänger, lange im Geschäft – und sehe es realistisch. Ich habe geahnt, dass sich das in der WM-Qualifikation nicht ausgeht. Schon Platz drei in dieser WM-Qualifikationsgruppe wäre ein Wunder. Platz vier wäre normal. Wir haben ein Riesenproblem, uns richtig einzuschätzen.

ÖSTERREICH: Also war die Mission von Karel Brückner von vornherein ein Himmelfahrtskommando?
Hickersberger: Man muss sich seine Arbeit anschauen, nicht nur die Resultate.

ÖSTERREICH: Hat die Krise auch was mit dem Führungsproblem beim ÖFB zu tun?
Hickersberger: Wer so etwas behauptet, macht es sich zu einfach. Der Trainer ist der Ansprechpartner der Spieler – nicht Kurt Ehrenberger oder Friedrich Stickler. Die Spieler müssen sich schon selbst bei der Nase nehmen.

ÖSTERREICH: Wen meinen Sie da konkret?
Hickersberger: Mir fällt auf, dass die Schlüsselspieler bei ihren Klubs nicht mehr oder nur noch selten zum Einsatz kommen. Ganz schlecht. Leute wie Ivanschitz oder Stranzl bilden das Rückgrat des Teams. Scharner, Fuchs, Prödl – die sind derzeit auch alle nur zweite Wahl.

ÖSTERREICH: Haben Sie noch Hoffnung?
Hickersberger: Ja. Die erste halbe Stunde hat mir gegen die Türkei gefallen. Da ist endlich kombiniert worden!

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ÖSTERREICH: Stellen Sie sich nicht manchmal die Frage, warum Sie sich das noch antun, Herr Brückner?
Karel Brückner: Jede Woche zirka zweimal. Aber das schon seit Jahren.

ÖSTERREICH: Alles hat so gut begonnen – und jetzt der Absturz. Sind Sie gescheitert?
Brückner: Nein. Ich arbeite hart, habe Hunderte DVDs in den vergangenen Wochen gesehen. Das Lob nach den Spielen gegen Italien und Frankreich ist mir peinlich gewesen. Das war zu viel. Ich weiß, was die Mannschaft kann und was nicht. Aber meine Gedanken und mein Kopf sind limitiert. Ich bin oft sehr, sehr müde.

ÖSTERREICH: Was denken Sie sich, wenn Kurt Ehrenberger offen sagt, dass sein Wunschtrainer Dietmar Constantini heißt?
Brückner: Nicht alle Zitate sind richtig. Zwischen Herrn Ehrenberger und mir gibt es keine Antipathie.

ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass Sie im nächsten Jahr noch Teamchef sind?
Brückner: Ich weiß es nicht. Diese Spekulationen sind nur für die Medien lustig. Das ist normal, das kenne ich. In Tschechien ist fünf Jahre über mich spekuliert worden. Das gleiche Spiel läuft jetzt in Österreich. Der Job ist eben gefährlich. Wenn du unterschreibst, musst du damit rechnen, dass deine Position auch in Frage gestellt wird.

ÖSTERREICH: Wollen Sie denn überhaupt noch Teamchef bleiben?
Brückner: Es gibt sicher noch Gespräche mit dem ÖFB.

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