Koller im ÖSTERREICH-Talk

"Wir wollen gegen Große aufgeigen"

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Das große ÖSTERREICH-Interview mit unserem neuen Teamchef.

Dunkles Sakko, hellblaues Hemd, freundliche Ausstrahlung. Koller zieht die Blicke auf sich. Sowohl beim Interview im Wiener Hotel InterContinental als auch beim Fotoshooting vor dem Johann-Strauss-Denkmal im Stadtpark. Kollers zweiter Tag in seiner neuen Heimat. Der smarte Schweizer stürzt sich in die Arbeit, ist heute beim Europa-League-Match zwischen Sturm und Anderlecht. Termine ohne Ende. In ÖSTERREICH sagt Marcel Koller, warum er keine Angst vor dem Scheitern hat.

ÖSTERREICH: Herr Koller, versprechen Sie den österreichischen Fußballfans die WM-Qualifikation?
Marcel Koller: Nein. So etwas können nicht einmal die Deutschen ankündigen. Aber ich verspreche, dass ich alles dafür tun werde, damit Österreich 2014 bei der Endrunde in Brasilien dabei ist.

ÖSTERREICH: Wie soll das klappen?
Koller: Wenn du mutig bist, wenn du mit Herz und Leidenschaft spielst, ist es sogar möglich, die ganz großen Teams wie Deutschland zu schlagen. Und wichtig: Du darfst keine Böcke in der Abwehr schießen. Österreichs Mannschaft hat Talent und Qualität. Ich muss das Optimum herauskitzeln. Das ist mein Job.

ÖSTERREICH: Sie waren bereits heftiger Kritik ausgesetzt. Belastet Sie dieser Riesendruck?
Koller: Im Profigeschäft hast du sowieso immer Druck. Doch es ist nicht gut, sich zu viel mit dem Druck zu beschäftigen. Da geht irgendwann die Freude verloren. Ich will Spaß vermitteln. Und ich weiß, was ich kann. In der Hinsicht mache ich mir keine Sorgen Die Menschen auf der Straße sind äußerst nett, kommen auf mich zu, wünschen mir Glück. Ich habe mich in Wien sofort wohlgefühlt. Meine Frau auch. Eine herrliche Stadt.

ÖSTERREICH: Und was ist mit der Rivalität zwischen den Österreichern und den Schweizern?
Koller: Die gibt 's nur beim Skifahren. Eine gewisse Skepsis ist normal. Alle Kritiker wirst du nie überzeugen. Ich freue mich auf die Herausforderung, habe das nie als Himmelfahrtskommando betrachtet.

ÖSTERREICH: Befürchten Sie Probleme mit "Bad Boy" Marko Arnautovic?
Koller: Überhaupt nicht. Er hat tolle fußballerische Qualitäten. Das zählt. Ich muss das natürlich mit seinen menschlichen Fähigkeiten kombinieren und Richtlinien festlegen. Das wird funktionieren. Jeder tickt anders. Als Junger hatte ich auch meine Flausen. Wie wir alle, oder? Außerdem sehnen sich die Fans nach echten Typen. So wie früher Hans Krankl. Deswegen geht man ins Stadion. Arnautovic hat Ecken und Kanten. Ich sehe das positiv.

ÖSTERREICH: Beim ÖFB wird gerade ziemlich viel umgekrempelt und die Macht neu verteilt. Wie unabhängig sind Sie?
Koller: Sportlich lasse ich mir nichts dreinreden. Es ist allerdings klar, dass man sich abstimmt. Ich bin für alle Ideen offen.

ÖSTERREICH: Und Sie sind auch sehr kommunikativ oder ist Ihr Facebook-Auftritt nur ein Gag?
Koller: Nein. Ich öffne mich bewusst. Die Leute sollen merken, was bei mir abläuft, wie ich arbeite. Beim 1. FC Köln bin ich um acht Uhr im Büro gewesen - und niemand hat das mitbekommen. Facebook und Twitter sind für einen modernen Trainer wichtig.

ÖSTERREICH: Twittern Sie künftig also auch die Mannschaftsaufstellung aus dem Teamcamp?
Koller: Vielleicht rufe ich euch direkt an ...

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