Letztes Spiel?

ÖFB-Boss: Koller-Entscheidung nach Georgien-Spiel

Teilen

Bleibt Marcel Koller nach der verpassten WM-Quali ÖFB-Teamchef?

Die Enttäuschung stand Österreichs Fußball-Teamchef Marcel Koller ins Gesicht geschrieben, als er am Samstag die 0:1-Niederlage in Cardiff gegen Wales analysieren musste. Bei sieben Punkten Rückstand auf Platz eins und fünf Zähler auf Rang zwei ist die letzte realistische Hoffnung auf eine WM-Teilnahme 2018 schon drei Runden vor Schluss dahin, wie auch der 56-Jährige eingestand.

Die Entscheidung über die Zukunft von Koller dürfte nach dem WM-Qualifikationsspiel am Dienstag in Wien gegen Georgien fallen. Das erklärte ÖFB-Präsident Leo Windtner am Sonntag nach der Rückkehr aus Wales, wo David Alaba und Co. tags zuvor durch ein 0:1 die letzte realistische Chance auf eine WM-Teilnahme verspielt hatten.

"Derzeit ist das überhaupt kein Thema. Wir werden jetzt einmal das Dienstag-Spiel abwarten. Danach werden wir uns mit Koller zusammensetzen, weil wir auch nicht wissen, was seine Pläne sind", sagte Windtner. Diesbezüglich wolle man noch vor den letzten Quali-Partien am 6. Oktober in Wien gegen Serbien und am 9. Oktober in Chisinau gegen die Republik Moldau Bescheid wissen.

Kollers Vertrag läuft bei einem Scheitern in der WM-Qualifikation mit Jahresende aus. Auf die ÖFB-Auswahl wartet im November ein mehrtägiges Trainingslager in Südeuropa und ein abschließendes Testspiel am 14. November - aufgrund der langen Dauer dieses Lehrgangs wäre es wohl sinnvoll, wenn ein neuer Teamchef schon zu dieser Zeit im Amt ist, sollte die Zusammenarbeit mit Koller nicht verlängert werden.

Übernimmt der Sportdirektor?
Ein Szenario wäre, dass der Schweizer bereits nach den September-Partien geht, ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner im Oktober interimistisch einspringt und der neue Nationaltrainer im November übernimmt - so geschehen im Jahr 2011, als sich Dietmar Constantini im September verabschiedete, Ruttensteiner für die Oktober-Matches verantwortlich war und dann Koller kam.

An derlei Spekulationen wollte sich Ruttensteiner aber nicht beteiligen. "Wir müssen uns jetzt um die Spieler kümmern. Sie sind am Boden zerstört, wir müssen sie wieder aufrichten", erklärte der Oberösterreicher, der nach wie vor eine hohe Meinung von Koller hat. "Er erreicht die Spieler mit hundertprozentiger Sicherheit, das kann ich bestätigen. Seine Arbeit ist vielleicht noch akribischer geworden, er hat riesiges Feuer in ihm. Er hat fest an den Sieg in Wales und an die Quali-Chance geglaubt, dementsprechend groß ist seine Enttäuschung", erzählte der ÖFB-Sportdirektor.

Auch von Windtner war kein schlechtes Wort über Koller zu hören. "Wir wissen, was wir ihm zu verdanken haben", meinte der ÖFB-Boss und zog ein erstes Quali-Fazit. "Wir waren oft sehr knapp dran, aber wir sind am Ziel vorbeigefahren, das kann man nicht so einfach hinnehmen. Natürlich ist uns auch das Glück abhandengekommen."

Man dürfe nun keine Schwarzmalerei betreiben, forderte Windtner. "Die Nicht-Qualifikation ist ein Rückschlag, aber nicht so massiv, dass wir von vorne anfangen müssten." Koller selbst äußerte sich am Sonntag nicht mehr öffentlich, sein nächster Auftritt steigt am Montag auf der Abschluss-Pressekonferenz vor dem Duell mit Georgien.

Nicht effizient genug vor  dem Tor
Die ÖFB-Auswahl liegt derzeit hinter drei Teams, die keineswegs übermächtig sind - dennoch holte sie in insgesamt fünf Duellen mit Serbien, Irland und Wales nur zwei Punkte. Dass es auch in Cardiff wieder nicht klappte, lag laut Koller einmal mehr an mangelnder Effizienz. "Wir haben eine sehr gute erste Hälfte gespielt und aus drei Möglichkeiten leider kein Tor geschossen."

Neben der fehlenden Kaltschnäuzigkeit ziehen sich auch Aussetzer in der Defensive wie in Roter Faden durch die Qualifikation. "Beim Gegentor haben wir zu viele Fehler gemacht", gab Koller zu.

Die Misere in Cardiff begann schon mit Wiederanpfiff, als die Waliser viel besser in die Partie fanden - wohl auch durch die Umstellung von Dreier- auf Viererkette. Sich selbst wollte Koller in dieser Phase keinen Fehler vorwerfen. "Nach 15, 20 Minuten war wieder Ruhe drin und wir haben versucht, zu spielen. Große Torgefahr von Wales war da nicht vorhanden." Das traf aber auch auf Österreich zu - dem Ausgleich kamen David Alaba und Co. nicht mehr nahe. "Wir konnten dann keine Möglichkeiten mehr herausspielen", sagte Koller.

Frust bei Teamchef groß
Auch deshalb war der Frust nach dem Schlusspfiff groß. "Wenn du in der ersten Hälfte Möglichkeiten herausspielst, aber kein Tor erzielst, und wenn du dann verlierst und siehst, wie die Spieler versuchen, alles rauszuhauen, ist man selber enttäuscht und macht sich Überlegungen, was hätte man ändern oder zusätzlich machen können", erklärte Koller.

Möglicherweise grübelte der Teamchef über die Einwechslung von Kevin Danso für den verletzten Sebastian Prödl. Der 18-jährige Debütant, der gemeinsam mit Aleksandar Dragovic an der Entstehung des 0:1 beteiligt war, hat in dieser Saison noch keinen Profi-Einsatz für Augsburg absolviert. "Aber er hat die ganze Woche gut trainiert und war vorher schon dabei. Wöber war ein bisschen angeschlagen und das erste Mal dabei", sagte Koller.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.