Am Rand der Fußballer-Gala in Salzburg traf ÖSTERREICH Chelsea-Starcoach Jose Mourinho zum ausführlichen Interview.
ÖSTERREICH: Schön, Sie in Salzburg zu sehen. Wie gefällts ihnen?
Jose
Mourinho: Es ist eine wunderschöne Stadt. Ich war schon einmal hier, aber
jetzt habe ich zwei Tage zum Genießen mit meiner Frau Mathild, meinem Sohn
Jose (7) und meiner Tochter Mathild (10). Ehrlich gesagt, beneide ich
Giovanni Trappatoni um seinen Job in dieser Stadt. Bei uns in England ist es
meistens eher trüb.
ÖSTERREICH: Sie gelten als einer der besten Fußball-Trainer der Welt,
aber auch als einer der schwierigsten. Arrogant und oft genervt. Jemand hat
mir sogar geraten, ganz vorsichtig zu sein. Aber ich finde Sie sehr höflich
und entspannt.
Mourinho (lacht): Danke! Meine Familie findet mich ja
auch nett. Aber ganz im Ernst. Als Portugiese bin ich ein leidenschaftlicher
Mensch. Fußball ist Leidenschaft und die drücke ich aus. Du musst als
Trainer das Team ganz klar anführen und dir unter allen Umständen Respekt
verschaffen. Dann hast du aber natürlich nicht nur Freunde und ein gutes
Image.
ÖSTERREICH: Beim FC Chelsea spielen nur Superstars, sie können – mit
Hilfe des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch – jeden Spieler kaufen,
den sie sich als Trainer wünschen. Ist das wie der Fußball-Himmel?
Mourinho:
Ja. Ich liebe meinen Job! Aber ich lasse mich vom Geld nicht beeinflussen.
Geld darf auch bei den Spielern nicht das Wichtigste sein. Der Kampfgeist,
die Erfüllung zu gewinnen, das muss der Antrieb sein. Und wenn Andrej
Schewtschenko nicht in Form ist, dann tausche ich ihn gegen einen Spieler
aus, der nur 10 Prozent von dem verdient was Andrej bekommt.
ÖSTERREICH: Es tauchen immer wieder Gerüchte auf, dass Abramowitsch nicht
mehr so viel ausgeben möchte. Haben Sie Angst davor?
Mourinho:
Nein. Ich habe Roman schon immer gesagt: zahl nicht so viel! Ein Fußballer
muss nicht Millionen kosten, nur weil Roman so viel Geld hat. Die Herren
Spieler nützen das aus und kosten dann bei uns gleich um ein paar Millionen
mehr, als bei einem anderen Club.
ÖSTERREICH: Kennen Sie die beiden Österreicher, die in England spielen?
Mourinho:
Aha, sie wollen mich testen. Klar – Scharner und Pogatetz. Scharner ist
verletzt, aber Pogatetz ist ein toller Spieler, sehr vielseitig. Ich würde
beide für Chelsea kaufen, wenn ich nicht schon so viele Spieler hätte.
ÖSTERREICH: Hätten Sie Interesse, einen kleinen Club zu trainieren, wenn
z.B. Österreichs Milliardär Didi Mateschitz Sie fragen würde?
Mourinho:
Nein, jetzt sicher nicht. Ich bin am Gipfel meiner Karriere, da will ich die
Besten trainieren. Aber ich finde es toll, dass Trappatoni es macht. Er ist
einer der Größten, hat alles erreicht. Er könnte noch überall hingehen –
aber am Ende seiner Karriere ist Österreich ein wunderbarer Ort.
ÖSTERREICH: Gibt es trotzdem noch andere Clubs, die sie als Trainer
reizen würden?
Mourinho: Momentan bin ich glücklich. Aber einer
der Clubs mit langer, alter Fußball-Tradition, da würde ich schon gerne mal
hingehen. Ich plane nie weit voraus. Aber ich möchte einmal sterben mit dem
Wissen, dass ich meiner Familie das Beste gegeben habe und einmal Portugals
Nationaltrainer gewesen bin!
Interview: Tanja Bauer/ÖSTERREICH