Taktische Umstellung stellt Weichen auf Sieg

Rangnick trotz Schönheitsfehler mit Auftakt zufrieden

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Ralf Rangnick war zufrieden. Österreichs Fußball-Teamchef kann den Start in die EM-Qualifikation als gelungen verbuchen.

Nach dem 4:1 am Freitag gegen Aserbaidschan muss die ÖFB-Auswahl allerdings am Montag (20.45 Uhr/live ORF 1) erneut in Linz gegen Estland nachlegen. Die Favoritenrolle ist dann ebenso klar verteilt. Gegen die Aseris musste Rangnick reagieren. Sein Team vermochte erst nach einer taktischen Umstellung Mitte der ersten Hälfte zu überzeugen.

"Wir haben über weite Strecken genau das getan, was wir uns vorgenommen hatten - nämlich das Spiel wirklich zu kontrollieren", erklärte Rangnick. "Wir sind fast immer auf dem Gaspedal geblieben bis zum Schluss." Lediglich die ersten 20 Minuten seien zäh gewesen. "Wir haben keine Bälle erobert, hatten nicht wirklich Zugriff. Nach der Umstellung wurde es deutlich besser. Wir hatten danach zu jeder Zeit Kontrolle."

Systemänderung führt zu Erfolg

Rangnick hatte zu Beginn auf ein 4-4-2-System gesetzt und wollte den Gegner mit den Stürmern Michael Gregoritsch und Christoph Baumgartner hoch anlaufen. Die Aseris überbrückten dies - für den 64-Jährigen unerwartet - mit langen Bällen, waren dadurch im zentralen Mittelfeld in der Überzahl. Rangnick zog Baumgartner zurück auf den rechten Flügel, Konrad Laimer verstärkte das Zentrum. Der Schachzug ging auf.

"Danach haben wir jede Menge Bälle erobert und so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben", betonte Rangnick. "Das war schon mitentscheidend." Der Deutsche wollte aber nicht seinen taktischen Kniff hervorheben. "Im Nachhinein wäre es mir lieber gewesen, wir hätten von Anfang an so gespielt." Er habe in dieser Hinsicht aber auf den Gegner reagieren müssen.

Fragezeichen bei Wöber und Sabitzer

Sonderlob wollte Rangnick keinem Spieler aussprechen. "Ich fand, es war insgesamt ein sehr geschlossener Auftritt. Es ist keiner abgefallen. Auch die, die reinkamen, haben nahtlos angeknüpft." Der wegen der Ausfälle von David Alaba und Marko Arnautovic als Kapitän aufgebotene Marcel Sabitzer stach dann doch ein wenig hervor. Rangnick: "Klar kann man sagen, wenn ein Spieler zwei Tore schießt und eines vorbereitet - dann war er so ein bisschen der Unterschiedsspieler."

Ob Sabitzer auch gegen Estland einlaufen kann, ist vorerst nicht gesichert. Nach einem Schlag aufs Knie stapfte der Manchester-United-Legionär 20 Minuten vor Schluss vorzeitig in die Kabine. "Das war ein bisschen eine Vorsichtsmaßnahme", verriet Rangnick. Beim ÖFB war die Zuversicht am Samstag groß, den 29-Jährigen gegen Estland zur Verfügung zu haben.

Definitiv ausfallen wird dagegen Maximilian Wöber. Der Verteidiger von Leeds United zog sich laut Verbandsangaben in der ersten Hälfte gegen Aserbaidschan eine Muskelverletzung an der linken Oberschenkelrückseite zu. "Er ist weggerutscht, der Muskel hat zugemacht", schilderte Rangnick. Nach einer MRT-Untersuchung am Samstag war klar, dass kein weiterer Einsatz möglich ist. Wie lange Wöber seinem Club fehlen wird, war vorerst offen.

Wimmer überzeugt Rangnick

Positiv äußerte sich Rangnick nach dessen zweitem Länderspieleinsatz über Patrick Wimmer. Der 21-Jährige dürfte seinen Platz in der Startformation behalten. "Er hat an seine Leistungen von Wolfsburg angeknüpft, seine Aufstellung absolut gerechtfertigt", meinte der Teamchef. Er lobte Wimmers Tempodribblings, gezogene Fouls und seinen Mut zum Risiko. "Für mich hat er alles, was wir uns in diesem Spiel von ihm erhofft haben, auch gezeigt."

Das gilt auch für die Heimspielatmosphäre, die sich Rangnick vom neuen Stadion in Linz erhofft hatte. "Auch das ist alles so gekommen und aufgegangen, wie wir uns das gewünscht haben. Die Zuschauer sind extrem nah dran. Du hast überall das Gefühl, du bist mittendrin statt nur dabei." In der zweiten Hälfte sangen die ÖFB-Fans "Oh, wie ist das schön". Rangnick: "Die Kulisse hat gestimmt. Die Zuschauer kamen auf ihre Kosten." Er hoffe, dass möglichst viele auch am Montag kommen. Einige Restkarten für die Raiffeisen Arena sind laut ÖFB-Angaben noch zu haben.

Deren Rasen habe sich laut Rangnick besser präsentiert als nach dem Abschlusstraining befürchtet. "Es waren keine so großen Ausrutscher dabei." Am Donnerstag seien seine Spieler selbst beim Elfmetertraining ausgerutscht. Als "kleinen Schönheitsfehler" bezeichnete Rangnick das Gegentor. "Wir wollten unbedingt zu Null spielen, aber insgesamt war das ein überzeugender Auftritt." Einen solchen erhoffe er sich nun auch gegen Estland.

Aserbaidschan gastiert am Montag im Duell der beiden Auftaktverlierer zeitgleich in Schweden. Die Skandinavier kassierten daheim ein 0:3 gegen Gruppenfavorit Belgien. "Dass dort ein Umbruch ansteht nach dem Ausscheiden in der WM-Gruppenphase, war klar", sagte Rangnick über die Belgier. Diese würden über eine "Topmannschaft" verfügen - auch mit einigen neuen, jüngeren Spielern. "Wenn du auswärts in Stockholm 3:0 gewinnst, zeugt das schon von einer gewissen Qualität."

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