Nicht nur, dass die Deutschen nach der 0:2-Klatsche gegen Österreich sportlich vor einem Scherbenhaufen stehen: Die Nagelsmann-Elf wurde von den Fans im Happel-Stadion mit Spott und Hohn überschüttet.
Los ging's beim Einmarschieren und der Hymne mit einem gellenden Pfeifkonzert. Dann gab's Pfiffe gegen Hummels, Gnabry & Co. bei jeder Gelegenheit. Besonders laut wurde es, als Kevin Trapp in der 49. Minute eine Verletzung vortäuschte, um Trainer Nagelsmann Zeit für taktische Umstellungen nach dem Sané-Ausschluss zu geben. Je mehr die Nerven bei den Deutschen blank lagen, desto besser in Fahrt die rot-weiß-roten Fans. Sie sangen "Der DFB so im Oar.... daham." Eine deftige verbale Schelte, die es, wie BILD findet, "leider auf den Punkt bringt".
"Auf Wiedersehen, ihr könnt nach Hause gehen!"
Am Schluss ertönte: "Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, ihr könnt nach Hause gehen!" Und: "Ohne Deutschland fahren wir nach Berlin." Das in Anspielung auf die EM-Endrunde 2024, für die die Deutschen als Gastgeber zwar fix qualifiziert sind, aber in der derzeitigen Verfassung vom Finale in der Hauptstadt nur träumen können.
Dementsprechend vernichtet wurde die DFB-Elf von der deutschen Presse. "0:2 GEGEN DIE ÖSIS. NEIN! NEIN! NAGELSMANN!", titelt BILD und sparte nicht mit Kritik: "Nächste Pleite! Sané prügelt sich mit Rot raus! So können wir die EM vergessen! Oh Gott, was war denn das? Nix! Nix! Nix! Deutschland verliert nach einer erschreckend schwachen Leistung mit 0:2 in Österreich. Die schwarze Nacht von Wien! Und das alles vor der Heim-EM, die in 205 Tagen startet. Der Wechsel zu Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) ist völlig verpufft."
Pressestimmen: "Schlimmer geht (n)immer"
Der Münchner Merkur schreibt: "Schlimmer geht (n)immer. Totaler DFB-Systemausfall beim 0:2 in Österreich - Sané sieht auch noch Rot. (...) Wieder nichts. Wieder kein Sieg, sondern eine Niederlage, die sechste im elften und letzten Länderspiel des absolut verkorksten DFB-Jahres - und das auch noch beim Nachbarn. Schlimmer hätte es zum Abschluss 2023 kaum kommen können."
Abendzeitung: "Wien-Watschn beim Kehraus. Beim letzten Länderspiel des Jahres kassiert eine erneut schwer konfuse DFB-Elf gegen Österreich eine verdiente Niederlage. (...) Ein bestimmtes Energieniveau in der Mannschaft schaffen und damit dann Euphorie bei den Fans erzeugen. Speziell diesen Kausalzusammenhang hatte Nagelsmann seinen Spielern in einer Teamsitzung eindringlich eingetrichtert. Hat jemand zugehört? Offensichtlich nicht! (...) Vor der Heim-EM schwant einem Böses. Aus DFB-Sicht. So herrscht wenigstens in einem deutschsprachigen Land "Europhorie" - tu felix Austria!"
Süddeutsche Zeitung: "Das Gegenteil von Aufbruchstimmung. Die deutsche Nationalmannschaft zieht mit einer irritierenden 0:2-Niederlage in Österreich ins EM-Jahr - und mit einer Debatte darüber, ob der neue Bundestrainer Nagelsmann seine Elf überfordert."
Kicker: "Nagelsmann muss alles hinterfragen - vor allem seine Maßnahmen. Nach nur vier Spielen unter Julian Nagelsmann steht die Nationalmannschaft wieder dort, wo sie am Ende der Ära Hansi Flick angekommen war. Nach dem in jeder Hinsicht armseligen und unwürdigen Auftritt zum Jahresabschluss gegen Österreich kann man eigentlich nur noch vom Glauben an eine erfolgreiche Heim-EM abfallen. Mit dieser Darbietung hat sich Deutschland bei der EM-Auslosung am 2. Dezember in Hamburg zum Wunschgegner aus Lostopf 1 gemacht."
Auch dem Schweizer Blick blickt sind die hämischen Fan-Aktionen im Happel-Stadion nicht entgangen: "Fussball-Deutschland am Boden, Ösi-Fans voller Hohn. Sané in Erklärungsnot, Nagelsmann angefressen: Die deutsche Nationalmannschaft schlittert auch unter dem neuen Bundestrainer tiefer in die Krise und macht dabei keine gute Falle. Das nackte Resultat ist eine Schmach. Es ist aber vor allem die Art und Weise, die Fans und Beobachter ratlos zurücklassen."