"Was er sagt, kann er gar nicht verwirklichen!" Japan-Teamchef Ivica Osim fährt schwere Geschütze gegen Michel Platini auf.
Der bosnische Spitzentrainer und frühere Meistermacher von Sturm Graz, Ivica Osim, hat dem UEFA-Präsidenten Michel Platini "Demagogie" gegenüber den kleineren europäischen Staaten vorgeworfen. "Was er sagt, kann er gar nicht verwirklichen, denn wenn er es wollte, bräuchte er Geld", sagte der japanische Teamchef in einem am Wochenende erschienenen Interview mit der Klagenfurter slowenischsprachigen Wochenzeitung "Novice".
Klubs sind stärker
"Am Ende lautet der Kampf UEFA gegen die
großen Klubs, die stärker sind. Es ist wie in der Weltpolitik. Amerika macht
auch, was es will. Die Demokratie besteht eigentlich nur noch auf dem
Papier", betonte Osim. Als Grundübel machte der 66-Jährige den Druck den
Sponsoren auf die Clubs aus. Sie würden schnelle Erfolge erwarten, diese
seien jedoch nur mit viel Geld möglich. "Geld regiert den Fußball. Früher
konnten kleine Clubs viel erreichen, doch heute geht nichts ohne Geld. Für
die kleinen Staaten interessiert sich niemand."
Unglücklich in Japan
Wenig zufrieden zeigte sich der frühere
Spitzenspieler und jugoslawische Nationaltrainer über sein Leben in Tokio.
"In Japan ist es sehr schwer", sagte er. Die Journalisten ließen ihn
überhaupt nie in Ruhe und schrieben "Dummheiten". "Sie sind überall. Ich
brauche Polizeischutz", betonte Osim. "Aber ich kann nicht einfach so gehen,
weil ich einen Vertrag habe, den ich erfüllen will", fügte er hinzu.
Erschwerend auf seine Arbeit wirke sich die Tatsache aus, dass die Spieler
fast ihre ganze Zeit bei den Clubs verbrächten und somit zwar körperlich gut
vorbereitet seien, aber nicht taktisch. Vor dem Asien-Cup etwa hätte es nur
zwei Tage Vorbereitungszeit im Nationalteam gegeben, was zu wenig sei, sagte
Osim.