Probleme bei Austria

Scharner freut sich schon auf Löw

Teilen

Erstes Aufeinandertreffen seit verweigerter Einwechslung bei Austria 2003.

Wenn Paul Scharner an Joachim Löw denkt, dann muss er schmunzeln. Im Herbst 2003 wollte der damalige Austria-Wien-Cheftrainer Löw im Match der österreichischen Fußball-Bundesliga gegen den GAK Scharner als rechten Mittelfeldspieler in die Partie bringen. Dieser verweigerte jedoch die Einwechslung, weil er sich lieber einen Platz im zentralen Mittelfeld gewünscht hätte.

Kopfschütteln über eigenes Verhalten
"Rückblickend eine lustige Geschichte. Wenn ich zurückschaue, denke ich mir: 'Ganz schön, was ich mir da getraut habe'", meinte Scharner im ÖFB -Teamcamp in Bad Tatzmannsdorf. Seit diesem Zwischenfall haben einander Löw und Scharner nicht mehr gesehen. Am Freitag werden sich die beiden aber erstmals wieder über den Weg laufen, denn der nunmehrige deutsche Erfolgsteamchef Löw gastiert mit seiner DFB-Auswahl im Rahmen der EM-Qualifikation im Wiener Happel-Stadion.

Scharner verspricht Handshake
Und Scharner freut sich auf das Wiedersehen. "Ich sehe kein böses Blut zwischen uns herumfließen. Es wird sicher ein Handshake geben und das war's. Es ist halt damals passiert, seitdem ist viel Zeit vergangen", sagte der Niederösterreicher. Mit der damaligen Einlage war Scharners Zeit bei der Austria beendet gewesen. "Damals glaubte kaum jemand noch an mich", erinnerte sich Scharner, der danach zu Salzburg und im Sommer 2004 zu Brann Bergen wechselte.

Karriere gemacht
Von Norwegen schaffte er im Dezember 2005 den Sprung zu Wigan. Seitdem ist Scharner in der englischen Premier League etabliert, aktuell steht er bei West Bromwich unter Vertrag. Unter der Leitung von Trainer Roy Hodgson hat West Bromwich den beachtlichen elften Platz belegt und locker den Klassenerhalt geschafft. Scharner fühlt sich wohl und will seinen bis 2012 laufenden Vertrag erfüllen, die Pläne von einem Transfer zu einem englischen Giganten wie Manchester United oder Liverpool stehen aktuell nicht im Vordergrund.

Deutschland-Match "besonderes Spiel"
Dass hinter ihm eine lange und anstrengende Saison liegt, ist kein Thema. "Das Match gegen Deutschland ist ein ganz spezielles für uns Österreicher. Da denkt man nicht über leere Batterien nach, nicht einmal die Qualifikation ist da ein Thema. Dieses Spiel muss man aus der Quali ausklammern, da herrschen ganz eigene Gesetze", zeigte sich der 34-fache, aber noch torlose Teamspieler bis in die Haarspitzen motiviert.

Wie ein Derby
"Ich würde dieses Spiel mit einem Derby vergleichen, da sind andere Energien und ein anderer Einsatz im Spiel. Das wird man auch am Freitag sehen", so Scharner. Trotz der "eigenen Gesetze" gibt es auch für den dreifachen Familienvater aus Purgstall nichts an der Ausgangslage zu rütteln. "Deutschland ist ungeschlagener Tabellenführer und Favorit. Wir brauchen einen besonderen Tag, sonst werden wir nichts reißen."

Selbstkritisch
Nach der jüngsten Quali-Niederlage der Österreicher in der Türkei (0:2) war Scharner hart mit sich selbst ins Gericht gegangen und hatte sich als Führungsspieler hinterfragt. "Ich war zerstört, weil das Türkei-Spiel ein Schnittspiel war, in dem wir ein Ergebnis gebraucht hätten. Und da ist mir die Führungsrolle überhaupt nicht aufgegangen", so Scharner, der dies auch öffentlich klar zur Sprache brachte.

"Es schadet nicht, selbstkritisch zu sein. Weil es herrscht die Meinung vor, dass wir uns Spieler eh nichts scheißen, ob wir gut oder schlecht gespielt haben", so Scharner. Entmutigen lässt sich ein Scharner niemals: "Gegen Deutschland gibt es eine neue Chance."

Neue Position im Abwehrzentrum
Teamchef Dietmar Constantini dürfte Scharner diesmal nicht wie gewohnt im Mittelfeld aufbieten. Aufgrund des Ausfalls von Aleksandar Dragovic soll Scharner gemeinsam mit Emanuel Pogatetz die Innenverteidigung bilden. Ähnliche Konsequenzen wie vor siebeneinhalb Jahren Löw muss Constantini deshalb aber nicht fürchten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.