EM-Test

Schweiz zu stark für ÖFB-Elf

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Erste Hälfte hui, zweite Hälfte pfui: Schweiz gewinnt in Zürich gegen Österreich verdient mit 3:1. ÖFB-Elf stellt damit historischen Negativ-Rekord ein.

War es die harsche Kritik der Medien? Die Rückkehr von Kapitän Andi Ivanschitz? Oder gar das "Debüt" der neuen ÖFB-Auswärtsdressen in schwarz-gold? Egal, Tatsache ist, dass die österreichische Nationalmannschaft in den ersten 35 Minuten gegenüber den letzten Spielen nicht mehr wiederzuerkennen war. Danach ging es leider im alten Trott weiter und Ivanschitz & Co stellten den historischen ÖFB-Rekord von neun Spielen ohne Sieg aus der Saison 1973/74 ein.

Lesen Sie hier: Die Stimmen zum Spiel

Das Match begann so, wie es Pessimisten erwartet hatten - das 1:0 für die Schweizer schon nach zwei Minuten und einem schweren Abwehrschnitzer - danach zeigte man zunächst aber all das, was Ivanschitz vor seinem Comeback gefordert hatte: bessere Körpersprache, mehr Einsatz, Kampfkraft und auch spielerische Elemente.

Schweizer Blitzstart
Beginnen wir von vorne. Die Fans im renovierten Letzigrund-Stadion zu Zürich hatten sich nach dem Abspielen der Nationalhymnen noch nicht gesetzt, da stand es auch schon 1:0 für die Gastgeber: Schöner Pass in die Mitte, die österreichische Abseitsfalle funktionierte nicht und Streller kann locker zum 1:0 einschieben.

Praktisch im Gegenzug aber fast das 1:1, Kuljic jagt den Ball nach idealem Garics-Zuspiel jedoch aus fünf Metern weit über das Tor.

In den Anfangsminuten war vor allem über die linke Seite (Weissenberger, Fuchs) der Österreicher der Schweizer "Nati" Tür und Tor geöffnet. Je länger das Spiel dauerte, desto besser bekam man den Angriffswirbel der Schweizer aber in Griff.

Aufhauser schlägt zu
In der elften Minute der verdiente Ausgleich für Österreich: Der starke Ivanschitz schickt Kuljic, der Austria-Stürmer flankt zur Mitte und dort muss - wer sonst? - Rene Aufhauser nur noch den Ball einnicken.

In der Folge hatten die Schweizer zwar mehr Spielanteile, kamen aber außer aus Standardsituationen kaum zu großen Torchancen. Die Österreicher spielten brav mit, zwangen die Eidgenossen vor allem durch starkes Pressing immer wieder zu Abspielfehlern.

Schweiz dreht wieder auf
Wie aus dem Nichts dann doch wieder die Führung für die Schweizer. Missverständnis zwischen Kuljic und Standfest im Mittelfeld, Barnetta zieht unwiderstehlich in den Strafraum und seinen Stanglpass drückt Yakin locker über die Linie (36.).

Die restlichen Minuten bis zur Pause verliefen dann wie auf einer schiefen Ebene Richtung Österreich-Goalie Manninger. Der Siena-Legionär konnte sich aber ein ums andere Mal auszeichnen. Wermutstropfen für Teamchef Hickersberger: Abwehrturm Sebastian Prödl verletzte kurz vor der Pause am Oberschenkel und musste gegen Debütant Schiemer ausgewechselt werden.

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Todesstoß
In Hälfte zwei fiel das österreichische Team dann wieder endgültig in die alten Fehler zurück. Vor allem in den ersten zehn Minuten spielte nur die Schweiz. Die logische Folge: das 3:1 durch Streller per Kopf nach einem Corner.

So wie bei diesem Tor schaute auch das restliche Spiel der Österreicher in Hälfte zwei aus: emotionslos, statisch, ohne Zug zum Tor. In der 59. Minute Riesenglück für die Österreicher, als Streller wieder völlig frei zum Kopfball kam, aber aus fünf Metern das Leder knapp über die Latte setzte.

Hilflos
Zum Vergleich: Erster Torschuss der Österreicher in der 64. Minute - Ivanschitz aus gut 30 Metern, aber kein Problem für Schweiz-Goalie Coltori.

Auch nach einem Dreifach-Tausch Hickersbergers (Mörz, Ertl, Kienast rein) änderte sich nicht viel am Spiel der Österreicher. Die Schweizer hatten nach dem dritten Treffer auch genug und begnügten sich damit, das Spiel locker zu kontrollieren.

Zu schwach
Fazit der Partie: Ähnlich wie im Spiel gegen Tschechien konnten Hickes Burschen rund eine halbe Stunde mit dem Gegner mithalten und ansehnlichen Fußball zeigen, das war's dann aber auch schon mit der österreichischen Herrlichkeit. Gegen die Elfenbeinküste am Mittwoch könnte es mit einer ähnlichen Leistung debakulös enden. Selbst nach all den guten Vorsätzen und Versprechungen mutet es langsam auch eigenartig an, wenn die Spieler diese dann am Feld nicht über 90 Minuten umsetzen wollen oder können.

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Schweiz - Österreich 3:1 (2:1)
Tore: Streller (2., 55.), H. Yakin (36.); bzw. Aufhauser (11.)

Schweiz: Coltorti - Lichtsteiner, Djourou, Senderos (46. Grichting), Magnin (86. Spycher) - Fernandes (82. Celestini), Inler - Vonlanthen (18. D. Degen), H. Yakin (46. Margairaz), Barnetta - Streller (77. Nkufo)

Österreich: Manninger - Standfest (65. Ertl), Prödl (40. Schiemer), Hiden, Fuchs - Aufhauser, Sariyar - Garics, Ivanschitz (82. Harnik), Weissenberger (65. Mörz) - Kuljic (65. Kienast)

Gelbe Karten: Fernandes bzw. Garics, Kuljic

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Sebastian Prödl bewies bis zu seiner Verletzung kurz vor dem Pausenpfiff wieder sein großes Talent, konnte die beiden Schweizer Treffer aber auch nicht verhindern.

"Oldie" Markus Weißenberger rackerte brav, blieb aber völlig harmlos und ineffizient.

Kapitän Andi Ivanschitz ging mit gutem Vorbild voran, zeigte Einsatz und kurbelte vor allem in der ersten Hälfte das Spiel der Österreicher an. In Hälfte zwei ein merkbarer Rückfall. Klar, ihm fehlt noch die Spielpraxis.

Da durfte Österreich kurz jubeln: Aufhauser besorgt in der 11. Minute den Ausgleich.

Was jedoch zu denken geben sollte: Auf ein Stürmertor wartet die ÖFB-Elf weiterhin vergeblich.

Nach dem Ausgleich und guten weiteren 20 Minuten der Österreicher durften nur mehr die Schweizer Gastgeber jubeln.

In Hälfte zwei gab es kaum mehr gewonnene Zweikämpfe für die Österreicher.

Im defenisven Mittelfeld blieb Sariyar leider ebenfalls völlig farblos.

Bester Österreicher am Platz: Goalie Alex Manninger, der einige große Chancen der Schweizer mit unglaublichen Reflexen parierte. An den drei Gegentreffern schuldlos.

Die Schweizer waren in Hälfte zwei im Vorwärtsgang nicht mehr zu stoppen.

Völlig verdient daher der Schweizer Jubel über den dritten Treffer zum 3:1-Endstand.