Die heimische Fußball-Meisterschaft wird immer mehr ein Fall für Juristen: Sturm Graz erwägt jetzt einen Protest wegen des irregulären Rapid-Elfmeters.
Österreichs Fußball-Rekordmeister Rapid Wien könnte Opfer der eigenen Geister, die er gerufen hat, werden. Sturm-Graz-Präsident Hans Rinner bestätigte am Sonntag Medienberichte, dass er einen Protest bei der Bundesliga gegen die 1:2-Niederlage vom Freitag bei den Hütteldorfern einbringen könnte. Als Grund nannte der Club-Chef die "irreguläre Ausführung des Elfmeters" von Rapid-Spielmacher Steffen Hofmann, der zum 2:1-Sieg der Wiener geführt hatte.
Drei fragwürdige Punkte
"Es geht hierbei überhaupt nicht
darum, dass der Elfer nicht zu geben war, aber es gibt drei fragwürdige
Punkte bei der Ausführung dieses Elfers, wie die TV-Bilder beweisen:
Erstens, der Ball ist nicht wie in FIFA-Regel 14 vorgeschrieben auf den
Elferpunkt gelegt worden, sondern davor gelegen. Zweitens, Rapid-Stürmer
Mario Bazina ist zu früh in den Strafraum gelaufen, was eigentlich mit einer
Wiederholung des Elfers durch den Schiedsrichters hätte geahndet werden
müssen. Und dazu kommt noch, dass auch drei Sturm-Spieler zu früh in den
Strafraum gelaufen sind", erklärte Rinner.
"Habe keine andere Wahl"
Der Sturm-Boss betonte aber
gleichzeitig, dass er von einem solchen Protest persönlich nichts hält: "Ich
bin gegen eine solche Vorgangsweise, denn wenn das einreißt, dann wird wohl
jede Runde ein Bundesliga-Spiel wegen eines Fehlers wiederholt werden
müssen. Das hat dann nichts mehr mit Fußball zu tun, und das wollen wir alle
nicht. Doch wenn das Protestkomitee Rapid recht geben sollte, dass das Spiel
gegen Altach wegen eines Formalfehlers wiederholt werden muss, dann habe ich
gar keine andere Wahl, als ebenfalls einen Protest einzubringen. Wenn ich
das dann nicht tue, würden mir dies meine Spieler, Betreuer, Mitarbeiter und
unsere Fans nicht verzeihen."
Der Bundesliga-Strafsenat hatte am 28. Februar entschieden, das Heimspiel von Altach gegen Rapid Wien (2:1) wegen eines Formalfehlers von Schiedsrichter Bernhard Brugger wiederholen zu lassen, weil Rapid-Goalie Helge Payer zum Zeitpunkt der Ausführung des Elfers von Roland Kirchler noch nicht bereit gewesen sei. Gegen diese Entscheidung haben wiederum die Vorarlberger protestiert, weshalb sich nun das Protestkomitee der Bundesliga mit dieser Causa beschäftigen muss. Derzeit steht noch kein Termin für die Sitzung des Protestkomitees fest, da Rapid noch bis Montag eine schriftliche Stellungnahme angekündigt hat.
Da Sturm allerdings nur drei Werktage, also bis Mittwoch, Zeit hat, gegen die Beglaubigung der 1:2-Niederlage bei Rapid Einspruch einzulegen, könnte das Urteil in der Causa Altach - Rapid noch ausstehen. "Wir warten jetzt einmal ab, was bis Mittwoch passiert", meinte Rinner zu diesem Thema. Der Sturm-Präsident kündigte aber an, dass er seinen Protest zurückziehen würde, falls das Protestkomitee zu einem späteren Zeitpunkt den 2:1-Sieg von Altach gegen Rapid bestätigten sollte.
Foda noch immer sauer
Sturm-Trainer Franco Foda wusste am
Sonntag noch nichts von diesen Plänen seines Präsidenten, ärgerte sich aber
noch immer über die Fehlentscheidungen des Schiedsrichter-Teams. "Wir haben
die Szene, die zum Elfer geführt hat, genau analysiert. Und wenn man sie
sich auch 50 Mal auf DVD anschaut, dann wird man 50 Mal feststellen, dass es
kein Elfer war. Rapid-Spieler Hoffer hebt einen halben Meter vor dem
Strafraum ab, das ist entscheidend", betonte der deutsche Coach.
Foda kritisierte aber auch andere Referee-Entscheidungen, die nicht seine Mannschaft betrafen. "Der Treffer zum 2:2 im Samstag-Spiel der Austria in Linz war eindeutig regulär, das hätte der Linienrichter sehen müssen", führte der Sturm-Trainer als Beispiel an. "Und auch schon beim 0:0 im Heimspiel gegen den LASK ist den Wienern ein eindeutig reguläres Tor nicht anerkannt worden. Die Austria müsste also meiner Meinung nach eigentlich drei Punkte mehr in der Tabelle haben."
Fehlentscheidungen mit wirtschaftlichen Auswirkungen
Was Foda
bei all diesen Entscheidungen irritiert, ist, "dass das alles eindeutige
Entscheidungen waren. Ich bin ja der letzte, der sich bei einer strittigen
Situation aufregt. Doch das alles waren keine kniffligen oder schwierigen
Entscheidungen, die vor allem die Linienrichter aus ihrem Blickwinkel von
der Seite besser hätten einschätzen müssen. Und dazu kommt, dass zuletzt ja
nicht nur ein schwerer Fehler der Unparteiischen pro Match, sondern gleich
drei, vier gravierende Fehler passiert sind, die Spiele entschieden haben.
Und es macht schon einen großen Unterschied aus, ob man am Ende der
Meisterschaft Dritter, Vierter und Fünfter ist!"
Damit sprach Foda an, dass die Endplatzierung Auswirkungen auf die Jobs und Budgets für die kommende Saison hat. Denn der Dritte spielt fix in der UEFA-Cup-Qualifikation, der Vierte - eine Nennung vorausgesetzt - im UI-Cup, während der Fünfte international nur Zuschauer ist.