Er kam, sah und traf: Martin Harnik ist Österreichs neuer Fußball-Liebling. Das Exklusiv-Interview mit dem coolen Bremen-Legionär.
Donnerstag, 8.25 Uhr, Flughafen Wien-Schwechat. Um 9.05 geht Harniks Flieger nach Bremen. Der Shootingstar blättert noch kurz die Zeitungen durch, überfliegt die Schlagzeilen, sieht sich die Bilder von seinem Traumtor an. Dann nimmt er sich für ÖSTERREICH Zeit:
ÖSTERREICH: Haben Sie nach dieser besonderen Fußballnacht überhaupt
schlafen können, Herr Harnik?
Martin Harnik: Sie können ruhig
du zu mir sagen.
ÖSTERREICH: Okay!
Harnik: Ja, es hat lange gedauert, bis
ich einschlafen hab’ können. Es ist soviel passiert in letzter Zeit, das
muss ich erst einmal richtig verarbeiten. Manchmal denke ich mir, ob das
alles nur ein schöner Traum ist.
ÖSTERREICH: Was hat der Vater gesagt?
harnik: Er ist
nachher im VIP-Club gewesen. Er war sehr stolz - und er hat mich gefragt, ob
ich noch ganz dicht bin! So ein Wahnsinnsdebüt - das hat er selbst nicht
gepackt.
ÖSTERREICH: Und die Reaktionen aus Bremen?
Harnik:
Werder-Trainer Thomas Schaaf hat mich unmittelbar nach dem Match am Handy
angerufen und mir gratuliert. Einige deutsche Journalisten haben sich auch
schon gerührt.
ÖSTERREICH: Ein Treffer gegen Petr Cech, einen der besten Torhüter der
Welt - bleibt so etwas ewig in Erinnerung?
Harnik: Mit Sicherheit.
Es war das schönste Tor in meiner Profikarriere. Aber die dauert ja noch
nicht so lange. Als Jugendspieler sind mir auch ein paar Mal solche Treffer
gelungen.
ÖSTERREICH: Was kann dieses Traumtor für Österreich bei Werder Bremen
bewirken?
Harnik: Hoffentlich sehr viel. Ich gehe davon aus, dass
ich am Wochenende beim Match in Nürnberg fix im Kader bin. Ich habe schon
gemerkt: Wenn du bei der Nationalmannschaft bist und dann noch dazu im
Ländermatch triffst, wird das ganz genau registriert. Ich möchte mich bei
Werder durchsetzen. Und ich will natürlich auch im österreichischen Team
den Durchbruch schaffen. Die EURO ist ein Riesenziel. Letztendlich liegt es
nur an mir selbst, das weiß ich. Ich muss mich aufdrängen, muss mich
empfehlen, muss mich beweisen - in Bremen und in der Nationalelf.
ÖSTERREICH: Haben die Mitspieler im Team Probleme mit dem norddeutschen
Dialekt?
Harnik (lacht): Nicht wirklich. Nur zeitweise habe ich das
Gefühl, ich werde als was Besonderes betrachtet.
ÖSTERREICH: Als Deutscher in Österreichs Nationalmannschaft vielleicht?
Harnik:
Ich mag zwar meinen Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, aber ich fühle
mich als Österreicher. Darum spiele ich auch trotz der
Doppelstaatsbürgerschaft für Österreich. Eine Herzensangelegenheit. Ich habe
ja meine Wurzeln in Wildon bei Graz, ich liebe Österreich, ich mag die
Freundlichkeit der Menschen, mag die Mentalität und die Berge. Ich bin ein
begeisterter Skifahrer.
ÖSTERREICH: Ist das einem Fußballprofi laut Vertrag nicht verboten?
Harnik:
Da muss ich jetzt nachschauen...
ÖSTERREICH: Gibt’s eigentlich eine Freundin, Martin?
Harnik:
Noch nicht, dafür habe ich im Moment auch keine Zeit. Ich konzentriere mich
ganz auf den Fußball - das ist meine Leidenschaft.
Interview: Christian Russegger/ÖSTERREICH