Porträt Tschechien

Rosicky soll "no names" führen

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Schatten der "Goldenen Generation" ist nach wie vor lang: Ziel ist "nur" das Viertelfinale.

Angeführt von Kapitän Tomas Rosicky wollen Tschechiens "no names" endlich aus dem Schatten der abgetretenen goldenen Generation treten. Fast ein Jahrzehnt lang galt die Tschechische Republik angeführt von Pavel Nedved, Jan Koller oder Karel Poborsky als Anwärter auf EM- oder gar WM-Ehren. Es blieb beim Konjunktiv. Nun gibt man sich bei Österreichs Nachbarn in einer Gruppe mit Gastgeber Polen, Russland und Griechenland erst einmal mit dem Viertelfinale zufrieden.

Nur mehr wenige Altstars dabei
2004 scheiterte man bei der EM in Portugal im Halbfinale unglücklich am späteren Champion Griechenland (0:1 n.V.). Als Überbleibsel von damals stehen der "kleine Mozart" Rosicky (31 Jahre), Torhüter Petr Cech (29) und Stürmer Milan Baros (30) nach wie vor im Aufgebot. Der tschechische Fußball - formal Nachfolger der bei der EM 1976 in Jugoslawien erfolgreichen Tschechoslowakei - hat dennoch an Renommee eingebüßt. Den Sprung nach Polen schaffte die offensiv nicht besonders durchschlagskräftige Mannschaft von Teamchef Michal Bilek (47) nur mit Mühe.

Quali nur knapp geschafft
Als Gruppen-Zweiter hinter Spanien konnte Tschechien Schottland gerade noch auf Distanz halten. Am Ende setzte man sich im Play-off gegen Montenegro (2:0, 1:0) durch und fixierte damit die fünfte EM-Teilnahme eines rein tschechischen Teams. Im Anschluss daran sorgten die Kicker für einen kleinen Skandal, als sie beim Abflug obszöne Sprüche gegen einen Kritiker vom Stapel ließen, sich die Anzüge vom Leib rissen und einige halbnackt in der Heimat landeten. Der Verband sprach eine gemeinsame Geldstrafe von umgerechnet rund 78.000 Euro aus.

Neben den beiden Stars aus England, Rosicky (Arsenal) und Czech (Chelsea), sowie einigen in Deutschland engagierten Legionären vertraut Bilek, ein WM-Teilnehmer von 1990, auch jungen Spielern aus der tschechischen Liga. Vor allem Akteure von Meister Viktoria Pilsen stehen im Kader. Allmählich scheint sich der Umbruch, den Bilek 2009 aus der Not heraus einleitete, auszuzahlen. Vor der Abreise nach Polen beschwört Tschechien trotzdem den Geist vergangener Tage. Wie auf dem Weg zu WM-Silber 1934 in Italien wird die Mannschaft am 3. Juni per Zug von Prag ins weniger als 300 km entfernte Teamcamp nach Breslau (Wroclaw) aufbrechen.

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