Rettung gescheitert

Der Österreichring ist tot

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Red Bull und andere Investoren teilten der steirischen Landesregierung ihren endgültigen Ausstieg aus dem Projekt "Spielberg neu" mit.

Das "Projekt Spielberg Neu", die Errichtung einer neuen Prüf-, Test- und Incentivstrecke auf dem Areal des ehemaligen A1-Ringes in der Obersteiermark, ist abgeblasen. Nach einem Gespräch der potenziellen Investoren um Red Bull mit Vertretern der steirischen Landesregierung verkündeten Landeshauptmann Franz Voves (S) und Finanzlandesrat Christian Buchmann (V) am Montagnachmittag das "Aus" für das 100-Mio.-Euro-Vorhaben.

Landesregierung "empört"
Voves zeigte sich "maßlos enttäuscht und empört". Laut Buchmann werde Red Bull bis März prüfen, ob man in kleinem Umfang eine Rennstrecke mit Publikumscharakter errichten werde. KTM und Magna haben für diesen Fall eine weitere Unterstützung zugesagt.

UVP-Bescheid nicht ausreichend
Nach dem Gespräch mit KTM-Chef Stefan Pierer, Helmut Winkler von Red Bull und Karl Leiter von Magna traten Landeshauptmann Franz Voves (S), sein Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (V) und Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (V) mit steinernen Mienen vor die Presse. Buchmann verkündete, dass ein Projekt auf Basis des vorliegenden Geschäftsmodells für die Investoren wirtschaftlich nicht möglich sei. Voves meinte, noch bei den Gesprächen im November habe es "gute Signale" gegeben: "Erst heute erfahren wir, dass der UVP-Bescheid für die geplante Nutzung offenbar nicht ausreicht."

So soll es weitergehen
Die Aussage bezüglich der Bewilligung wurde von Buchmann relativiert, denn der UVP-Bescheid habe nicht ganz dem Stand des 150-Mio.-Euro-Projektes entsprochen. Die Bewilligungen hätten eine etwas reduzierte Variante mit u.a. weniger Veranstaltungstagen beinhaltet. Voves berichtete weiter, dass die Investoren bis Ende März bekanntgeben würden, welche Art von "Leben auf einem in redimensionierten Ring in welcher Form auch immer" vorstellbar bzw. wirtschaftlich darstellbar sei.

Schützenhöfer erklärte, dass man "die Nerven immer erst ganz zum Schluss wegwerfen" dürfe, aber er sei "mehr als irritiert", dass der Hauptinvestor heute nichts davon wissen habe wollen, was abgesprochen war. Er habe die Investoren aufgefordert zu sagen, "ob sie sich zizerlweise vom Projekt verabschieden wollen." Red Bull, Magna und KTM hätten daraufhin signalisiert, dass sie weiter eine "Art Projekt" wollten, der Ausgang aber offen sei. Er gebe die Hoffnung nicht auf, so der ÖVP-Landeschef: "Wir werden sehen, was sich bis März ergibt".

Das "Projekt Spielberg" bzw. "Spielberg Neu" ist eng mit Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz verbunden. Schon in den 1990er Jahren interessiert er sich für eine Motorsport-Akademie im obersteirischen Aichfeld. Im Dezember 2002 legt er seine Pläne auf den Tisch: Er möchte den A1-Ring übernehmen, eine Motorsport- und Luftfahrt-Akademie mit Hotels errichten sowie längerfristig die Angliederung einer Fachhochschule bzw. Privatuniversität erreichen. Von 200 Mio. Euro Investitionen ist die Rede.

Riesen-Projekt
Ungeachtet dessen, dass 2003 der letzte Formel 1-GP am Ring steigt, nimmt das Projekt Gestalt an: Der Architekt Günther Domenig liefert die ersten Entwürfe, das Invest-Volumen für das geplante "Motorsport & Aviation Academy" wächst auf 700 Mio. Euro. Beim Land ist man geradezu euphorisch, sagt 90 Mio. Euro an Förderungen für das geplante neue "Motorsport-Mekka" zu und denkt gar nicht daran, dass es sich an den Genehmigungen spießen könnte. Im Frühjahr 2004 wird mit den Abbrucharbeiten begonnen. Das böse Erwachen gibt es zu Jahresende: Der Umweltsenat hebt die Grundsatzbewilligung nach dem UVP auf.

Rückzieher
Mateschitz zieht sich zurück, die Landesregierung unter Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (V) setzt alle Hebel in Bewegung, um im Wahljahr 2005 zu retten, was noch zu retten ist. "Spielberg Neu" wird aus der Taufe gehoben, wieder mit Red Bull an Bord, allerdings redimensioniert als Prüf-, Test- und Incentivestrecke um 100 bis 150 Mio. Euro. Das Land verpflichtet sich zudem, das Projekt bis zum Vorliegen aller behördlichen Genehmigungen vorzubereiten. Im Gegenzug unterzeichnen Red Bull, KTM, Magna und VW Absichtserklärungen für Finanzierung, Durchführung und Inbetriebnahme.

Hoffnungen enttäuscht
Mitte 2006 sind alle notwendigen Grundstücke verfügbar, Mateschitz äußert sich zuversichtlich über die Einhaltung des Zeitplans, wonach spätestens Ende 2007 gebaut werden soll. Ein Jahr später schaut alles anders aus: VW gibt seinen Ausstieg bekannt, von den anderen Partnern und Mateschitz selbst kommen Zweifel an der Realisierbarkeit. Daran ändern auch der positive UVP-Bescheid im September und die - überraschende - Einigung mit Initiativbürgern und Umweltanwältin inklusive Bestätigung durch den Umweltsenat im Jänner 2008 wenig.

Seither wurde verhandelt - mit, wie nun feststeht, negativem Ergebnis.

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