"Kein Vertrauen"

Ferrari vorerst schwer geschlagen

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Ferrari enttäuschte beim Qualifying für den Spielberg-GP - LeClerc wurde Siebenter, Vettel nur Elfter.

Das Formel-1-Traditionsteam Ferrari ist vor dem Großen Preis von Österreich ins Mittelfeld abgerutscht. Spätestens mit dem Qualifying für den Auftakt-Grand-Prix am Samstag bestätigten sich jene Vorahnungen, die prophezeit hatten, bei der Entwicklung des diesjährigen Autos sei einiges schief gelaufen. Charles Leclerc kam über Platz sieben nicht hinaus, Sebastian Vettel wurde nur Elfter.

"Für uns war es kein einfaches Qualifying", meinte Leclerc, der es gerade noch in die letzte Session Q3 geschafft hatte - im Gegensatz zu Vettel. Wie schon am Freitag war zu erkennen, dass beide rote Flitzer auf dem Red Bull Ring nicht die Geschwindigkeit der Topteams mitgehen können. Nicht nur Red Bull und McLaren, sondern - im Falle von Vettel - auch beide Autos von Racing Point, dazu noch Daniel Ricciardo im Renault waren schneller.

"Das ist mit Sicherheit nicht unser Anspruch, aber ich glaube, dass im Moment nicht so viel mehr drin ist", sagte der Vettel im TV-Interview mit RTL. Dabei habe sich das Auto für ihn "okay" angefühlt. "Ich denke, heute Nachmittag haben uns vielleicht die Temperaturen ein bisschen... nicht kalt erwischt, aber heiß erwischt. Ich hatte nicht mehr so das Vertrauen in die Hinterachse, habe auch im ersten Run das Heck verloren und kam danach nicht mehr so wirklich in meinen Rhythmus."

Zweckoptimismus bei Vettel

Ist Ferrari im Moment nur noch vierte oder gar fünfte Kraft? Das Rennen in Spielberg wird darüber mehr Aufschluss geben. "Vielleicht ist der elfte Platz gar nicht so schlecht, weil wir jetzt mit der Strategie ein bisschen spielen können", verwies Vettel darauf, dass er mit seiner Platzierung bei der Bereifung nicht an die Q2-Auswahl gebunden ist und mehr Möglichkeiten hat. Der Deutsche, der Ferrari mit Ende der Saison verlässt, sieht darin zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer für den Sonntag.

Ferrari vorerst schwer geschlagen
© gepa
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Sonst gibt es derzeit nicht so viele. "Unglücklicherweise ist das der Punkt, wo wir gerade stehen. Aber wir müssen das Positive sehen, um aus dieser harten, schwierigen Zeit herauszukommen", übte sich Leclerc, der im Vorjahr in Spielberg von der Pole Position gestartet war und bis kurz vor Schluss geführt hatte, in Durchhalteparolen. "Es ist schwierig, aber wir müssen als Team gemeinsam arbeiten, um hoffentlich bald wieder stark zu sein und allen Freude zu bereiten."

Ferrari ohne Updates

Der Monegasse belegte 2019 hinter Sieger Max Verstappen den zweiten Platz. Das umstrittene Überholmanöver des Niederländers führte noch zu langen Beratungen der Rennjury, das Ergebnis wurde aber nicht mehr umgestoßen. Heuer kam Ferrari im Gegensatz zu den Autos der Konkurrenz ohne Updates nach Spielberg. Das heißt, der SF1000 bewegt sich im Wesentlichen noch mit dem Paket, das Mitte März für den Großen Preis von Australien in Melbourne bestimmt war. Und dieses dürfte kein allzu großer Wurf sein, das war schon bei den Testfahrten in Montmelo im Februar zu erahnen.

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Ferrari hat auch bereits eingestanden, dass die Ergebnisse der Tests zu einer "signifikanten Richtungsänderung" in der Entwicklung geführt haben, wie es Teamchef Mattia Binotto ausdrückte. Vor allem in Sachen Aerodynamik soll das ursprüngliche Konzept für dieses Saison nun komplett überarbeitet werden - bis Spielberg ist man damit aber noch nicht fertig geworden.

"Unser Ziel ist, die Updates beim dritten Rennen, am 19 Juli, auf dem Hungaroring zu bringen", erklärte Binotto. Wie weit verbessert Ferrari dann in zwei Wochen in Budapest auftreten könnte, lässt sich gegenwärtig nicht sagen. "Vielleicht haben sie vier, fünf, sechs Zehntel noch im Talon", meinte ORF-Experte Alexander Wurz. Man könne als Formel-1-Fan, "aber natürlich sind wir alle Formel-1-Fans auch Ferrari-Fans", jedenfalls nur hoffen, dass die Italiener näher rankommen.

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