Helmut Marko im oe24-Interview

''Auf Ferrari-Jubiläum können wir leider keine Rücksicht nehmen''

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Red-Bull-Mastermind Marko über den F1-Klassiker in Monza am Sonntag und über die Hintergründe zum gescheiterten F1-Deal mit Porsche.

Obwohl Max Verstappen mit 109 Punkten Vorsprung auf den Qualifying-Schnellsten Charles Leclerc (Ferrari) in den heutigen Jubiläums-Klassiker in Monza (ab 15 Uhr im Sport24-Liveticker) geht, lässt sich Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko noch immer nicht zum WM-Titel 2022 gratulieren: „Immerhin gibt es heuer noch 190 Punkte zu holen“. Angesichts des Rekordvorsprungs gibt sich der 79-jährige Grazer aber gelassen – auch wenn der Qualifying-Zweite Max Verstappen wegen Motorteil-Tausch heute von Startplatz 7 losfahren muss: Marko regt sich über das Startstrafen-Theater auf: "Das ist schon lächerlich. Unglaublich, wie kompliziert das ist. Mittlerweile brauchen wir eine eigene Strategieabteilung, um da durchzublicken. Trotzdem ist das kein Drama für uns. Zur Not werden wir Zweiter, das reicht auch." 
Noch mehr Kopfzerbrechen als die (fast geschaffte) Titelverteidigung bereiteten Marko in den vergangenen Wochen die Verhandlungen mit Porsche über einen möglichen Einstieg bei Red-Bull-F1-Team ab 2026. Dieser Deal ist seit vergangenem Freitag offiziell geplatzt.

 


oe24 hakte beim Motor-Mastermind der Bullen nach: Herr Marko, warum ist dieser von allen erwartete Deal doch noch geplatzt?
HELMUT MARKO: Marketingmäßig wär das eine Riesensache geworden. Aber wir sind nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil wir dem Racing und dem sportlichen Erfolg alles unterordnen. Und dazu sind kurze Wege und schnelle Entscheidungen notwendig. Das wäre mit einem großen Konzern, bei dem alle wichtigen Schlüsselstellen doppelt besetzt sind, nicht mehr möglich gewesen. Deswegen haben wir gesagt: Wenn es nicht für beide Seiten hundertprozentig passt, dann lassen wir es.

oe24: Besteht noch die Möglichkeit, dass sich Porsche am Red-Bull-Eigenen Motorwerk Powertrains beteiligt?
MARKO: Nein, das ist auch schon vorbei. Der erste von uns entwickelte Motor (für 2026, d. Red.) ist bereits am Prüfstand gelaufen. Also sind auch da sehr gut unterwegs.

oe24: Ist eine Verlängerung der über die bis inklusive 2025 laufenden vereinbarte Kooperation mit Honda denkbar?
MARKO: Darüber wird verhandelt. Ich werde zwischen den Rennen in Singapur und Suzuka Anfang Oktober nach Tokio fliegen.

oe24: Bisher wurde Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz in wichtige Entscheidungen immer sehr schnell eingebunden. Aus gesundheitlichen Gründen soll das bei den entscheidenden Verhandlungen mit Porsche und dem VW-Konzern nicht immer möglich und mit ein Grund für das Scheitern des Deals gewesen sein.
MARKO: Damit hatte das nichts zu tun.

oe24: Wenden Sie sich bei einem so wichtigen Deal inzwischen an Mateschitz-Sohn Mark (der 29-jährige übernimmt immer mehr Aufgaben im Red-Bull-Imperium)?
MARKO: Nein. Aber Mark kommt heute nach Monza.

oe24: Um live zu erleben, wie Red Bull die Ferrari-Jubiläumsparty platzen lässt?
MARKO: Auf das Ferrari-Jubiläum (75 Jahre, d. Red.) können wir leider keine Rücksicht nehmen, wenn wir Weltmeister werden wollen. Die Chancen, dass Max Verstappen zum ersten Mal in Monza gewinnt, stehen gut. Max macht keine Fehler, und mit unserem größeren Flügel rutschen wir weniger als die anderen. Im Renntrim waren wir top.

oe24: Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Verstappen theoretisch schon beim nächsten GP in Singapur am 2. Oktober den WM-Titel fixieren kann?
MARKO: Vom Party-Umfeld wäre Singapur gar nicht schlecht. Aber im Sinne unteres Motorpartners Honda würde Suzuka eine Woche später besser passen.
 

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