oe24-Interview

Herr Marko, wie tickt Ihr neuer Star?

Der Red-Bull-Motorsportberater über den Zandvoort-Sensationsdritten Isack Hadjar, die Stimmung nach dem Abgang von Christian Horner, das Monza-Weekend und den Neubeginn 2026.

Vor dem Abflug Richtung Monza (GP am Sonntag, 15 Uhr/Servus-TV live) verrät Red-Bull-Mastermind Helmut Marko, weshalb der dritte Platz von Isack Hadjar in Zandvoort nicht wirklich überraschend kam, wie der Franzose mit algerischen Wurzeln im „kleinen“ Racing-Bulls-Boliden tickt und wie es mit Bald-nicht-mehr-Weltmeister Max Verstappen weitergeht. 

oe24: Herr Marko, wie überraschend kam der dritte Platz von Isack Hadjar in Zandvoort?
HELMUT MARKO: Nicht wirklich überraschend, wenn man Hadjars Weg in die Formel 1 verfolgt und was er daraus gemacht hat. Aber Sie haben Toto Wolff (Mercedes-Boss, d. Red.) nachgeplappert, was Kimi Antonelli für ein toller Fahrer ist.

oe24: Aber Sie müssen zugeben, dass Antonelli einen vielversprechenderen Start in die F1 hatte ...
MARKO: Aber mit 10.000 km Praxis in einem zwei Jahre alten Auto, mit dem ihn Mercedes Tag und Nacht üben lassen hat. Hadjar ist vor dieser Saison vielleicht 500 km in einem Formel-1-Auto gesessen.

"Nach seinem Ausfall in Australien hat Hadjar zu dick aufgetragen - er hat nicht wirklich geweint"

oe24: Dann hatte Hadjar den unglücklichen Saisonstart in Australien mit dem Ausritt in der Einführungsrunde und den Tränen. Wie denken Sie heute darüber?
MARKO: Da hat er eine Spur zu dick aufgetragen. Wenigstens den Helm hätte er abnehmen können, dann hätten alle gesehen, dass er eh nicht wirklich geweint hat. Es stimmt schon: Diese Zeiten waren nicht immer einfach, aber der Speed war immer da, und zum Schluss hat er alles auf den Punkt gebracht.

oe24: Wieso haben Sie nach der Degradierung von Liam Lawson bei Red Bull Tsunoda ins zweite Cockpit neben Verstappen gesetzt und nicht Hadjar?
MARKO: Weil er dazu eine gewisse Routine haben sollte. In einem Top-Team ist der Druck viel größer, wie man auch bei Mercedes sieht (am Beispiel Antonelli, d. Red.).

oe24: Aber 2026 ist Hadjar bereit fürs „große“ Red-Bull-Team und Max Verstappen als Teamkollegen?
MARKO: Schaun wir mal. Mit dieser Entscheidung haben wir bis Oktober Zeit.

oe24: Verraten Sie uns, wie Hadjar tickt?
MARKO: Er ist ein lustiger Zeitgenosse. Und hochintelligent, die Mutter ist stellvertretende HR (Personalchefin, d. Red.) in einer 4.000-Personen-Firma, der Vater ist Atomphysiker.

oe24: Im nächsten Jahr wird Hadjar mit Laurent Mekies als Teamchef arbeiten müssen – wird das funktionieren?
MARKO: Mekies ist ein super Techniker, was bei der Komplexität der Formel 1 von heute ein Riesenvorteil ist. Er kann gut mit Leuten, da herrscht ein ganz anderes Klima als davor (unter dem im Juli gefeuerten Christian Horner, d. Red.).

oe24: Wie tut sich Max Verstappen mit Mekies?
MARKO: Sehr gut – Er hat in den vergangenen Wochen alles beobachtet und ist überzeugt, dass es in die richtige Richtung geht.

oe24: In Zandvoort war Verstappen mit Platz 2 hinter Piastri zufrieden - wurden die Ansprüche deutlich niedriger?
MARKO: Man muss realistisch sein. McLaren ist wie von einem anderen Stern. Die sind, wenn sie Gas geben, eine dreiviertel Sekunde (pro Runde. d. Red.) vor uns. Wir haben uns immerhin von Ferrari und Mercedes abgesetzt, die sind eine Sekunde hinten.

oe24: Wird Red Bull heuer noch aus eigener Kraft Rennen gewinnen?
MARKO: Auf Kursen wie Baku, Austin, Dschidda oder Mexiko kann es sich schon ausgehen – je schneller desto besser.

oe24: Und Monza an diesem Wochenende?
MARKO: Kommt zu früh. Außerdem sind da zu viele Schikanen. Hinter den McLaren wird selbst ein Podium für uns schwer. Vorne wird Piastri das nächste Rennen cool herunterfahren – jetzt, nachdem die WM für ihn gelaufen sein dürfte.

oe24: Gelaufen könnte auch die nächste Saison sein, wenn man den Worten von Christian Horner Glauben schenkt. Er hatte noch vor seinem Abgang sinngemäß gemeint, dass Red Bull mit dem neuen Eigenbau-Motor am Anfang nicht um den Sieg mitfahren wird ...
MARKO: Wenn man auf die Erfahrung unserer Konkurrenten schaut, ist das schon richtig. Aber ich sag: Schaun wir mal: Das Thema ist so komplex, dass unter dem neuen Reglement alles möglich ist. Es wird Riesenüberraschungen geben, positive und negative. Ich denk jetzt einmal positiv.

Das Qualifying für den GP von Italien in Monza startet Samstag (6.9.) um 16 Uhr, der GP am Sonntag (7.9.) um 15 Uhr. Alles live auf ServusTV.

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