F1-Legende im oe24-Interview

Gerhard Berger: 'Würde Max auf eine Stufe mit Senna stellen'

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Am Montag gab F1-Legende Gerhard Berger im Hangar-7 Gas und traf sich mit oe24.

Im legendären Dodge Carger aus dem Filmklassiker Bullitt raste Berger zur Outdoor-Lounge von ServusTV – verfolgt vom rennsportaffinen Hollywood-Star Michael Fassbender im Ford Mustang. Nebenbei ging sich noch ein Boxenstopp für oe24 aus.

Gerhard Berger Knut Okresek

Berger-Talk mit oe24-Reporter Knut Okresek.

© oe24
× Gerhard Berger Knut Okresek

oe24: Herr Berger, mit welchem Gefühl kommen Sie jetzt an den Red Bull Ring, zum ersten GP ohne Dietrich Mateschitz, Ihrem langjährigen Wegbegleiter?
Gerhard Berger: Der Österreich-GP war ja nur ein kleiner Teil. Didi hat in meinem Leben eine viel größere Rolle gespielt. Wir waren 40 Jahre Freunde und Sparringpartner. Wir haben in all den Jahren so viel gemacht.

oe24: Was war das Besondere an Mateschitz?
Berger: Didi war nicht nur ein Freund, ich hab zu ihm aufgeschaut. Er war ein Unternehmer, von dem du immer wieder Erfahrung abziehen konntest. Das hat mich immer wieder weitergebracht.

oe24: Und jetzt erleben wir einen Zuschauerrekord beim von ihm zurückgeholten Österreich-GP, das Red-Bull-Team fährt allen um die Ohren. Ihre Erklärung dafür?
Berger: Das Red-Bull-Geheimnis ist die konsequente Arbeit, bei der auf jedes Detail geachtet wird. Daraus entstand diese unglaubliche Erfolgsstory, die aber, was die Dominanz in der F1 betrifft, irgendwann wieder zu Ende gehen wird. Aber vorerst gibt’s einmal keinen, der an Max Verstappen herankommt.

oe24: In Siegen hat er Ihren ehemaligen McLaren-Teamkollegen Ayrton Senna bereits eingeholt. Ich weiß, die Frage nervt Sie, aber sehen Sie Max langsam tatsächlich auf einer Stufe mit Senna?
Berger: Er ist tatsächlich der Erste seit 30 Jahren, den man zusammen mit Senna an die oberste Stufe stellen muss. Die Zutaten sind bei beiden sehr ähnlich, wobei Senna noch diesen speziellen Charme hatte, den ich bei sonst keinem gesehen habe. Sportlich abgeklärt, wie sich der Max gibt, kann man ihn schon auf eine Ebene mit Senna stellen.

oe24: Wobei ja kein Ende der Siegesserie abzusehen ist ...
Berger: Ich hab eben erst eine Statistik gefunden, in der beide ähnlich lagen. Aber jetzt hat Max das noch bessere Auto.

oe24: Trauen Sie ihm auch die 103 Siege von Lewis Hamilton zu?
Berger: Solche Rechnungen gehen ja selten auf. Da kommt eine Regeländerung, oder es tut sich einer weh. Aber trotzdem: Die Voraussetzungen dazu hat der Max.

oe24: Müssen wir Angst haben, dass die Red-Bull-Dominaz die F1 an die Wand fährt?
Berger: Wir haben auch schon die Schumacher-Erfolgsstrecke und später Hamilton überstanden. Die Begeisterung um Verstappen und Spielberg zeigt uns: Die Formel 1 hat so eine innere Stärke, die hält alles aus.

oe24: Und Sie haben keine Ambitionen, zurückzukommen? Im Zusammenhang mit der Ferrari-Krise fällt immer wieder Ihr Name ...
Berger: Es gab tatsächlich Gespräche. Aber ich sag ganz klar: Nein, dazu hab ich keine Lust mehr. Ich bin gern als Beobachter dabei und geb da und dort meinen Senf dazu. Aber ich will diesen Druck und diesen Stress in meinem restlichen Leben nicht mehr haben. Ich beschäftige mich mit meinen Firmen und sportlich mit meinen Kindern: Meine Tochter (9., d. Red.) reitet  gut, und mein Sohn (6) sitzt im Kart, dem will ich zeigen, wie das geht.

oe24: Bei unserem letzten Gespräch meinten Sie, Sie wollten bei seinem ersten Rennen dabei sein.
Berger: Dazu ist er noch zu jung, da hat er noch zwei Jahre Zeit. Schaun wir mal, was sich da entwickelt.

oe24: Da ist Ihre ältere Tochter als Freundin von Daniel Ricciardo viel näher an der F1 ...
Berger: Die Heidi lebt in New York, studiert und ist beim Film. Zuletzt war sie drei Monate in Tokio bei einem Disney-Dreh. Ich telefoniere regelmäßig mit ihr und weiß, dass sie seit zwei, drei Jahren mit dem Daniel unterwegs ist. Er ist ein sympathischer, netter Kerl. Wenn er jetzt noch eine Chance bei Red Bull bekommt, würde mich das freuen. Andererseits würde es mich wundern, weil es nicht zur Red-Bull-Philosophie passen, die setzen doch auf junge Fahrer.

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