Vize-Weltmeister der letzten Saison fühlt sich "als besserer Fahrer als vor einem Jahr" und verspürt weniger Druck.
Lewis Hamilton ist der erfolgreichste Einsteiger der Formel-1-Geschichte. Er zermürbte im Vorjahr Weltmeister Fernando Alonso auf der Strecke im internen McLaren-Mercedes-Teamduell und verpasste in seiner ersten Saison den WM-Titel nur um einen Punkt im letzten Rennen. Doch der Vizeweltmeister empfindet vor dem Start in seine zweite Formel-1-Saison weniger Druck als bei seiner Premiere. "Für mich kann ich sagen: Ich habe im vergangenen Jahr mehr Druck gespürt", sagte der McLaren-Mercedes-Pilot aus England vor dem WM-Auftakt am Sonntag mit dem Großen Preis von Australien.
Sieg in Australien als Ziel
Hamilton geht in jeder Hinsicht
gestärkt aus seinem Premierenjahr hervor. Im Albert Park, wo er vor einem
Jahr bei seinem Renndebüt Dritter geworden war, peilt er einen perfekten
Saisonstart an. Das soll aber nur der Anfang sein. "Ich fahre mit dem Ziel
dorthin zu gewinnen und wir werden hart daran arbeiten, das zu schaffen. Am
Ende möchte ich gerne den WM-Titel gewinnen", erklärte der 23-Jährige.
Lerneffekt
Der smarte Brite fuhr in seiner Rookie-Rennsaison
insgesamt vier Siege ein und holte 109 Punkte. Mit dem vorzeitigen Aus in
China und dem verpassten Titel beim Saisonfinale in Brasilien musste er aber
auch Rückschläge wegstecken. Ein Lerneffekt blieb auch für den Lehrling mit
bereits meisterlichen Leistungen nicht aus. "Ich weiß mehr über das
Gewinnen, und das Verlieren, über die Qualifikation - ich denke, ich bin ein
besserer Fahrer als vor einem Jahr", sagte Hamilton. "Im vergangenen Jahr
wusste ich nicht wirklich, was auf mich zukommt, ich bin ein bisschen ins
Blaue hinein gestartet."
WM-Titel
Im zweiten Anlauf - das schaffte auch der deutsche
Rekordweltmeister Michael Schumacher nicht - will er nun mit den "Silbernen"
ins Schwarze treffen. "Ich weiß, wie ich mich vorzubereiten habe, um Energie
zu sparen. Manchen mag es vorkommen, als sei ich ruhiger und leiser geworden
oder so, aber ich bündle mir meine Kraft für Qualifying und Rennen", so
Hamilton, der mit Bravour die Bewährungsprobe im ersten Formel-1-Jahr
bestanden und auch das stallinterne Duell mit Alonso, immerhin zweifacher
Weltmeister, für sich entschieden hatte.
Auch die Schlagzeilen um die Spionage-Affäre und die Strafen durch den Weltverband FIA brachten Hamilton nicht aus der Spur. "Mich ständig zu verbessern ist mein Ziel. Aber das passiert nicht über Nacht. Das braucht Jahre", konstatierte der GP2-Gewinner von 2006.
Team-Treue
Langfristig planen kann er mit seinem Team. Der
Vertrag des ersten dunkelhäutigen Titelaspiranten in der Formel 1 wurde
jüngst zu stark verbesserten Bezügen bis 2012 vorzeitig verlängert. Trotz
der riesigen Erwartungshaltung vor allem in England fühlt Hamilton aber
keine gesteigerte Belastung. "Mir setzt niemand höhere Ziele als ich es
jetzt selbst mache." Dass Fans auf der ganzen Welt sich für ihn und die
Formel 1 interessieren und sich in Bars mit Freunden über ihre Erwartungen
austauschen würden, sei "einfach fantastisch". "Aber ich übertrage diese
Erwartungen deshalb nicht zwingend auf mich selbst." Hamilton traut aber
auch seinem neuen McLaren-Mercedes Teamkollegen Heikki Kovalainen den Titel
zu.