Bosse sprachen ein Machtwort und fordern Respekt für Mercedes-Werte.
Mit neuen Benimm-Regeln versucht Mercedes die außer Kontrolle geratene Rivalität zwischen Weltmeister Lewis Hamilton und Nico Rosberg in den Griff zu bekommen. Nach dem folgenschweren Crash beim Formel-1-Grand-Prix von Österreich droht das Team-Management offen mit drastischen Maßnahmen, will die zwei Piloten aber noch ohne Stallorder fahren lassen.
"Sie müssen die Werte des Teams respektieren", forderte Mercedes in einer Mitteilung nach einem Krisengipfel am Donnerstag zwischen Hamilton, Rosberg, Motorsportchef Toto Wolff und Technikdirektor Paddy Lowe im Teamsitz in Brackley.
Nach drei Zusammenstößen in den vergangenen fünf Rennen musste beim Weltmeister-Rennstall aber der "Verhaltenskodex verstärkt" werden. "Er enthält nun drastischere Abschreckungsmaßnahmen bei Berührungen zwischen unseren beiden Autos. Wir vertrauen unseren Fahrern, dass sie sich künftig in solchen Situationen auf der Rennstrecke richtig verhalten. Ihr Schicksal liegt jetzt in ihren eigenen Händen", hieß es in dem Schreiben.
Stallregie als letzte Konsequenz
Mercedes behält sich aber vor, während der Rennen "möglicherweise Anweisungen" auszugeben, "um uns vor einem potenziellen Verlust von Konstrukteurs-Punkten zu schützen. So wie dies bereits beim diesjährigen Monaco GP der Fall gewesen ist, als Nico angewiesen wurde, Lewis passieren zu lassen."
Sollten Weltmeister Hamilton und der WM-Führende Rosberg "den überarbeiteten Verhaltenskodex nicht respektieren, behalten wir uns vor, eine Stallregie als letzten Ausweg auszusprechen", machte Mercedes in der Mitteilung vor dem Grand Prix von Großbritannien am Sonntag in Silverstone weiter deutlich.
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Hamilton und Rosberg hatten sich auf dem Asphalt in direkten Zweikämpfen eigentlich lange Zeit im Griff. Zwischen der ersten entscheidenden Berührung der beiden Kontrahenten auf der Strecke in Belgien am 24. August 2014 und dem nächsten einschneidenden Crash in Spanien am 15. Mai dieses Jahres lagen immerhin 30 Rennen.
Die Eskalation von Spielberg zwang Mercedes aber nun zum Handeln. Denn die jüngsten drei Zwischenfälle kosteten das Team nach eigenen Berechnungen "mehr als 50 Punkte in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft".
Ultimativer Warnschuss
Motorsportchef Toto Wolff hat vom ultimativen Warnschuss gesprochen. "Wir hatten schon eine Warnung, das ist die letzte", sagte der Österreicher. Er bezeichnete die Diskussionen im Teamsitz in Brackley als "sehr gut". Gleichwohl fragte er: "Wenn du eine Gelbe Karte hast, wird das deine Art des Tacklings ändern?"
Hamilton sieht sich nach eigener Aussage nicht gehemmt. Es werde sich nichts ändern, sagte der Weltmeister. "Wir dürfen immer noch frei fahren." Auf die Frage, ob er künftig eine Teamorder befolgen werde, antwortete der Brite: "Ich würde, denn das ist mein Job, dafür werde ich bezahlt."
Rosberg will nach dem Krisengespräch nur noch nach vorne schauen. "Sicher ist die Botschaft angekommen", sagte der Wiesbadener, dem schon in England der Verlust der WM-Führung droht. Er räumte jedoch ein: "Ich werde weiter um Rennsiege kämpfen, aber mit den modifizierten Spielregeln im Hinterkopf."