Superstar Marc Marquez ist wieder da. Die Motorsport-Welt blickt gespannt auf das Marquez Comeback in Portugal.
Nach fast neunmonatiger Zwangspause kehrt der Seriensieger aus Spanien am Wochenende beim Motorrad-Grand-Prix von Portugal in Portimao auf die Rennstrecke zurück. Und das gleich mit hohen Erwartungen, nachdem der 28-Jährige der Versuchung widerstanden hatte, beim Saisonstart vor drei Wochen in Katar bereits wieder auf seine Honda zu steigen.
"Ich kann das tun, was ich liebe"
"Wir wären gerne dabei gewesen, aber meine Ärzte haben mir davon abgeraten, und ich habe auf sie gehört", erklärte der achtfache Weltmeister, der es bisher auf sechs Titel in der Königsklasse MotoGP gebracht hat. "Ich habe mich darauf fokussiert, auf meine Ärzte zu hören und meinen Körper zu verstehen, damit ich in die MotoGP zurückkehren und das tun kann, was ich liebe."
Diese Geduld ist etwas Neues für das Aushängeschild des Motorradsports. Dass Marquez überhaupt so lange ausfiel, hat nämlich viel mit Unvernunft und Ungeduld zu tun. Beim WM-Auftakt im Vorjahr nach der langen Corona-Pause zeigte Marquez am 19. Juli in Jerez de la Frontera eine grandiose Aufholjagd vom 16. auf den dritten Platz, doch anstatt diesen zu sichern, griff er weiter an, stürzte und brach sich den rechten Oberarm. Eine Woche später wollte er bereits wieder starten, musste dann aber dieses Unterfangen abbrechen.
"Sein Comeback wird kein Reinfall!"
Marquez hätte mit einem Podestplatz aus dem ersten Rennen hervorgehen können, stattdessen warf der haushohe Titelfavorit die gesamte Saison weg. Er hinterließ eine große Lücke und ein Vakuum. 2019 hatte der Honda-Fahrer in 19 WM-Läufen zwölf Mal gewonnen und war sechs Mal Zweiter geworden. Im Vorjahr holten dagegen neun verschiedene Fahrer Siege in nur 14 Rennen, dem Spanier Joan Mir reichte ein einziger GP-Erfolg zum Titelgewinn. Nun ist die "Ameise von Cervera", so der Spitzname von Marquez, zurück. Doch in welcher Verfassung?
"Marc hat sich sicher so vorbereitet, dass sein Comeback kein Reinfall wird", mutmaßte sein Ersatzmann Stefan Bradl im Gespräch mit der Website "Speedweek". Der Bayer vertrat den Katalanen mit mäßigem Erfolg. Francesco Guidotti, der Ducati-Teamchef des aktuellen WM-Leaders Johann Zarco, ist sich ebenfalls sicher: "Marquez wird sofort stark sein. Ich sehe nichts, was dagegen sprechen würde, auch nicht psychologisch." Die große Unbekannte ist, wie er die lange Rennpause verkraftet hat, körperlich, aber eben auch mental.
Wird es der gleiche, angriffige Marquez sein, der Motorrad fahren kann wie kein anderer, aber immer am absoluten Limit? "Vielleicht wird er etwas vorsichtiger sein, um nicht ins Rutschen zu kommen", vermutete Guidotti. "Würde er gleich wieder stürzen, wäre das wohl schwierig zu verkraften."
Der Italiener betonte jedoch auch, dass Marquez nicht zum ersten Mal in einer vergleichbaren Situation sei. 2011 verlor er nach einem Schlag gegen den Kopf zwischenzeitlich das Sehvermögen und musste die letzten beiden Rennen der Moto2-Saison auslassen. Und zuvor brach er sich in der 125er-WM bereits einmal den Arm. Nie war die Pause aber so lang wie diesmal nach der komplizierten Fraktur, die dreimal operiert werden musste. "Aber er ist jetzt sicher auch mental stärker", glaubt Guidotti.
Der Rückkehr von Marquez fiebern nicht nur die Fans, sondern vor allem auch sein Team Repsol-Honda entgegen. Ohne den Seriensieger schauten nur zwei Podestplätze durch Marcs jüngeren Bruder Alex Marquez heraus. Nun wird sich zeigen, was im Werks-Bike der Japaner wirklich steckt. Denn Marquez sollte viel besser als alle anderen sein, die sich auf der schwierig zu fahrenden Honda versucht haben. Nach dem ersten Freitag-Training auf dem Circuit an der Algarve-Küste wird man mehr wissen.