Misstrauensvotum gegen FIA-Boss geplant. Mosley: "Weiß, dass mich Hardliner der FOTA stürzen wollen".
In der Formel 1 hat die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft der zerstrittenen Parteien einen weiteren Dämpfer erhalten. Die in der FOTA vereinigten Teams haben ein "Friedensangebot" von FIA-Präsident Max Mosley zurückgewiesen. Die FOTA lehnt nicht nur die Kompromisslösung in Bezug auf das neue Reglement bzw. auf das "irrelevante" Budgetlimit ab. Die Vereinigung der Formel-1-Teams geht noch einen Schritt weiter und fordert nun auch Mosley selbst heraus.
Misstrauensvotum gegen Mosley
So sickerte am Montag durch, dass
der Präsident des italienischen Automobil-Verbandes, Luigi Macaluso, auf
Geheiß von Ferrari-Chef Luca di Montezemolo am Mittwoch bei der Sitzung des
FIA-Weltrats ein Misstrauensvotum gegen den FIA-Boss stellen soll. Die
Möglichkeit, den obersten Funktionär zu stürzen, ist allerdings gering. Über
die Abwahl Mosleys kann einzig die FIA-Vollversammlung befinden. Dem Gremium
gehören die 222 FIA-Mitgliedverbände an, deren Vertreter zum größten Teil
loyal zum Präsidenten stehen.
Trotzdem weiß Mosley um den Ernst der Lage. "Ich bin mir bewusst, dass mich die Hardliner der FOTA stürzen wollen." Damit dürfte er Renault-Teamchef Flavio Briatore, Toyota-Motorsport-Präsident John Howett und Di Montezemolo gemeint haben. "Doch der beste Weg, mich aus dem Amt zu drängen, wäre Frieden in der Formel 1. Dann könnte ich im Oktober am Ende meiner Amtsperiode beruhigt abtreten", meinte der Brite.
Treffen mit Mosley abgelehnt
Mosley hatte den acht abtrünnigen
FOTA-Teams, die für 2010 eine eigene Rennserie in Konkurrenz zur Formel-1-WM
ins Leben rufen möchten, überraschend ein Treffen angeboten. Doch Ferrari
und die anderen FOTA-Rennställe lehnten ein solches Meeting ab.
"Piratenserie" kommt
"Wir haben genug geredet. Es
reicht", sagte etwa Briatore. "Wir haben unser Statement abgegeben, und das
ist sehr klar." Für den Italiener ist eine Lösung des Machtkampfs um das
künftige Formel-1-Reglement nicht in Sicht. "Wir werden unsere Rennserie in
den nächsten Wochen auf die Beine stellen", betonte Briatore erneut.
Gemäß dem Renault-Teamchef sind die Pläne für die "New Formula" schon weit fortgeschritten. "Wir arbeiten seit einigen Wochen an einer Lösung. Wir wollen eine von der FOTA organisierte Meisterschaft", erklärte Briatore, dem die zuletzt versöhnlichen Töne von Mosley gleichgültig zu sein scheinen. "In den vergangenen Tagen hat sich nichts geändert. Mehr will ich jetzt nicht mehr sagen."
Erinnerung an Mosleys Vergangenheit
Und zu Mosley selbst gab
Briatore folgendes zu Protokoll: "Ich will nichts zur Person von Max sagen,
denn wie er privat so ist, davon haben wir bereits eine eindeutige
Demonstration in 'News of the World' erhalten." Damit erinnerte er an den
Sado-Maso-Sexskandal von Mosley im Vorjahr. "Wenn er also von solchen Dingen
wie Verrückten spricht, sollte er einmal auf sich selbst schauen. Er sollte
sich einfach nur darauf konzentrieren, den bestmöglichen Job zu machen, und
nicht persönlich werden."
Auch FOTA-Vizepräsident Howett glaubt, dass eine Spaltung näher ist als ein Kompromiss. "Wenn man sich die überwältigende Unterstützung der Öffentlichkeit für uns anschaut, dann braucht es jetzt schon einen signifikanten Schritt der FIA in unsere Richtung. Wir sind schon fast am 'Point of no Return' angelangt", warnte Howett.
Treffen mit Ecclestone
Das acht FOTA-Teams treffen sich am
Dienstag mit dem von Promotor Bernie Ecclestone kontrollierten
Formel-1-Management FOM. Thema werden unter anderen die 200 Millionen Dollar
(144 Mio. Euro) sein, die Ecclestone als Anteil von Einnahmen aus der
Vermarktung der Formel 1 den Teams weiterreichen soll. Am Donnerstag will
die FOTA abermals zusammenkommen, um das Ergebnis der Tagung des
FIA-Weltrats auszuwerten und über weitere Schritte zu beraten.
Unverhohlene Drohungen
Brawn-GP-Geschäftsführer Nick Fry betonte,
dass das Weltrat-Meeting am Mittwoch entscheidend für die Zukunft sei. "Die
alternative Meisterschaft hat schon sehr konkrete Züge angenommen",
erläuterte der Brite und wies darauf hin, dass auch bereits mit allen
relevanten Leuten Kontakt aufgenommen worden sei. "Wir haben schon sehr
viele positive Gespräche mit Organisatoren gehabt, und auch die
Medienvertreter haben uns zugesichert, dass sie über die neue Meisterschaft
berichten werden."
"Bernie" gegen Piratenserie
Ecclestone seinerseits will
die von der FOTA ins Auge gefasste Konkurrenz-Serie mit aller Macht
verhindern. "Ich habe 35 Jahre meines Lebens und mehr für die Formel 1
gegeben", sagte der 78-Jährige. "Daher werde ich nicht zulassen, dass alles
zusammenbricht wegen eigentlich gar nichts." Sollte die FOTA ihre Pläne
verwirklichen, kündigte Ecclestone eine Prozessflut an. "Jeder würde jeden
verklagen, und es gäbe keine andere Serie. Dann gäbe es nichts mehr. Das
wäre das Ende. Ein totales Desaster."