Mercedes-Teamchef Toto Wolff über Vettels Strafe, Hamilton und Niki Lauda.
ÖSTERREICH: Was sagen Sie jenen Experten, die die Strafe gegen Vettel ungerechtfertigt finden?
Toto Wolff: Je länger diskutiert wird, desto mehr Leute wie Nico Rosberg geben den Rennkommissären recht. Dass sich Tage später noch alle drüber aufregen, spricht für den Stellenwert der Formel 1.
ÖSTERREICH: Wird Ferrari überhaupt handfeste Fakten für einen Protest zusammenbekommen?
Wolff: Kann ich mir nicht vorstellen. Man kann die Strafe auch nicht rückgängig machen. Der Worst Case wäre, dass die Richter nach Anschauen der Daten finden, dass dafür mehr Strafe gebührt. Ich hab mich länger mit Ferrari-Teamchef Mattia Binotto unterhalten.
ÖSTERREICH: Und was ist dabei herausgekommen?
Wolff: Er findet, dass das zu hundert Prozent keine Strafe wert ist. Ich finde, er hat zu hundert Prozent unrecht. Fakt ist: Vettel ist von der Bahn geflogen und zurückgekommen. Er hat in den Rückspiegel geschaut und Lewis gegen die Wand gedrückt. Wenn Lewis nicht auf die Bremsen steigt, kollidieren die beiden. Deswegen passt die Strafe. Okay, sie ist kontroversiell. Aber in unserem Sport machst du keine Gefangenen. Du nimmst, was du bekommst.
ÖSTERREICH: Damit läuft aber wirklich alles für Mercedes ...
Wolff: Letztes Jahr hatten wir in Spielberg einen Doppel-Ausfall. In Frankreich wurde Valtteri von Vettel abgeräumt und in Silverstone Lewis von Räikkönen. All dieses Pech kommt jetzt zurück.
ÖSTERREICH: Ist Hamilton überhaupt zu stoppen?
Wolff: Lewis exerziert seinen Job kaltblütig durch. Je mehr Fehler die anderen machen, desto besser wird er. Wie das Beispiel Montreal zeigt, macht er auch von hinten brutal viel Druck.
ÖSTERREICH: War Niki Lauda am Montreal-Wochenende präsent?
Wolff: Die ganze Zeit. Wir reden ununterbrochen über Niki, ständig tauchen Fotos auf. Es ist so, als wäre er gestern noch bei uns in der Box gewesen. Sein herzhaftes Lachen fehlt uns so sehr. (okk)