Stallorder

Verfahren gegen Ferrari nach Doppelsieg

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Alonso siegte vor Massa und Vettel. Aber Stallorder sorgte für Skandal.

Das Formel-1-Team von Ferrari hat nach dem Doppelsieg beim Deutschland-Grand-Prix am Sonntag in Hockenheim wegen der Anwendung einer verbotenen Stallorder eine Geldstrafe von 100.000 Dollar (77.537 Euro) erhalten. Außerdem wird der Fall vor dem Motorsport-Council des Internationalen Motorsport Verbandes (FIA) behandelt, hieß es in einer FIA-Aussendung.

Das Team hatte durch eine offensichtliche Stallregie einen Platztausch zwischen dem späteren Sieger Fernando Alonso und Felipe Massa angeordnet. Laut Paragraf 39,1 des Sportregulatives ist aber eine Anordnung, die Auswirkungen auf das Rennergebnis hat, verboten.

Ferrari dementiert Stallorder
Den zweiten Doppelsieg in dieser Saison nach dem Auftaktrennen in Bahrain darf Ferrari damit zumindest vorläufig behalten. "Es war keine Stallorder", versicherte Teamchef Stefano Domenicali treuherzig, obwohl die ganze Formel 1 Zeuge eines von den Strategen an der Box entschiedenen WM-Laufes geworden war. Der führende Felipe Massa ("Es war ganz alleine meine Entscheidung") musste seinen Teamkollegen Fernando Alonso in der 49. Runde vorbeiziehen lassen - und befolgte den "Befehl" durch ein abruptes Abbremsen demonstrativ.

Teamorder ist seit 2002 verboten. Für weitere Beratungen über den dubiosen Vorfall verwiesen die vier Rennkommissare daher die Causa an den Motorsport-Weltrat, der bei seiner nächsten Sitzung darüber beraten soll. FIA-Chef ist pikanter Weise mittlerweile Jean Todt. Der Franzose hatte als damaliger Ferrari-Teamchef den Stein ins Rollen gebracht, als er 2002 beim Österreich-GP in Spielberg dem führenden Rubens Barrichello per Boxenfunk befahl: "Let Michael pass for the Championship."

Der frustrierte Barrichello hatte sich damals wie nun sein Landsmann Massa so offensichtlich überholen lassen, dass diese Anordnung Fans und Buchmacher empörte und letztlich zum offiziellen Teamorder-Verbot durch den Internationalen Automobil-Verband FIA führte.

Schumacher: "Keine Kaffefahrt"
Während die meisten Piloten die Ferrari-Aktion verurteilten, tanzte Rekord-Weltmeister Michael Schumacher aus der Reihe. "Es ist keine Kaffeefahrt. Es geht um die WM. Wer ab einem gewissen Zeitpunkt die meisten Punkte hat, auf den wird gesetzt. Insofern kann ich das nachvollziehen", sagte der siebenfache Champion.

Kein Wunder, denn Schumacher hatte selbst in seiner Ferrari-Zeit jahrelang davon profitiert, dass man ihm mit Barrichello und später Massa stets nur gut bezahlte Adjudanten als Teamkollegen zur Verfügung gestellt hatte. "Was ist Stallorder, Entschuldigung? Dieser ganze Mumpitz", bezog der nunmehrige Mercedes-Fahrer deshalb auch klar Position pro Teambefehl. "Ich sehe das ziemlich anders. Es kann nur einer Weltmeister werden."

Selbst Vettel, der Dritter wurde, konnte dem Ganzen freilich etwas abgewinnen. "Auf jeden Fall ist es besser, als wenn es zwischen zwei Teamkollegen zu einer Kollision kommt", wies der Deutsche auf den Platz eins und zwei kostenden Crash zwischen ihm und Red-Bull-Kollege Mark Webber in der Türkei hin. Vielsagend fügte Vettel hinzu: "Es wäre nicht clever, etwas zu sagen, was ich eines Tages bereuen könnte. Wir verstehen, dass das Team erste Priorität genießt."

Lauda: "Inakzeptabel"
Der dreimalige Champion Niki Lauda polterte dagegen: "Ferrari siegt mit einem Riesenschönheitsfehler. Diese Teamorder ist inakzeptabel." Logisch war auch die harsche Kritik der Red-Bull-Verantwortlichen. "Es war ganz klar Teamorder. Sie haben Positionen gewechselt und sich auch noch entschuldigt. Das ist schon eine Schande", so Teamchef Christian Horner. "Sie haben dem einen den Sieg weggenommen und dem anderen gegeben. Ich denke an 2002. Das muss jetzt die FIA entscheiden."

Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko ätzte: "Offensichtlicher kann man eine Teamorder nicht vorführen als Ferrari das hier gemacht hat. Dass man Teaminteressen hat, ist klar. Aber so plump, dass ein Fahrer den anderen vorbei lässt, das habe ich lange nicht mehr gesehen."

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