Nach 5 Tagen 0 (!) Medaillen

Olympia: Nun fliegen die Fetzen

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Seit 2000 nicht so schlecht - Darabos rechnet mit ÖOC ab.

Es ist der schlechteste Olympia -Start seit Sydney 2000: Judoka Ludwig Paischer am ersten Tag out, Tennis-Star Jürgen Melzer ohne Sieg, Schwimmer Dinko Jukic trotz Rekordzeit nur auf Platz 4, gestern scheiterte auch noch Kanute Helmut Oblinger. Am Mittwoch schaffte es wenigstens Markus Rogan ins Semifinale.

Droht die Pleite? London droht zur totalen Blamage zu werden. Nach fünf Tagen haben wir noch keine einzige Medaille geholt. Ein Olympia ohne Medaillen, das gab es erst ein Mal – in Tokio 1964.

Das will Darabos ändern. Sportminister Norbert Da­rabos (SPÖ) ist jetzt – nach fünf von 16 Olympia-Tagen – schon richtig sauer. Im ÖSTERREICH-Interview in London (siehe unten) rechnet er mit dem ÖOC ab und kündigt nach London tief greifende Veränderungen an.

Die wichtigsten:

  • Die Sportförderung in Österreich muss viel zielorientierter werden.
  • Härtere Olympia-Limits sollen zu besseren Leistungen führen.
  • Die Vetternwirtschaft bei heimischen Sportfunktionären soll komplett abgeschafft werden.
  • Darabos überlegt auch die Zusammenlegung von ÖOC und Bundes-Sportorganisation (BSO). Heißt: schlankere Strukturen und deutlich weniger Funktionäre.

London kostet 1,1 Mio
Davon ist in London noch wenig zu spüren. Das Projekt „Olympia 2012“ verschlingt rund 1,1 Mio. € Budget, dazu kommen 150.000 Euro Reisekosten für 70 ÖOC-Athleten und 50 Betreuer und Sportfunktionäre.

Lesen Sie auf der nächsten Seite das ÖSTERREICH-Interview: Sportminister Darabos reicht´s

Sportminister Darabos reicht´s

ÖSTERREICH: Herr Minister, was sagen Sie zum Flop-Start unserer Olympioniken?
Norbert Darabos: Nach Olympia werden wir Tacheles reden! Ich werde die Sportförderung auf völlig neue Beine stellen. Alles muss leistungsorientierter werden. Das bisherige System reicht im Schnitt für drei Olympiamedaillen. Im Sommer sind wir von der Weltspitze zu weit weg.

ÖSTERREICH: Was schwebt Ihnen vor?
Darabos: Ich denke ans australische Modell. Die haben für die Spiele im Jahr 2000 Schwerpunkte gesetzt, vor allem ihre Prime-Sportarten gefördert. Wir müssen schauen, wo wir uns bei Sommerspielen Erfolge erwarten können, und dann gezielt fördern. Als Erstes werde ich das Gießkannenprinzip abschaffen. Das wird es in Zukunft in Österreichs Sport nicht mehr geben.

ÖSTERREICH: Das wird aber vielen Sportverbänden nicht gefallen.
Darabos: Viele Verbände geben sich zu schnell zufrieden. BSO und Verbände berufen sich immer auf ihre Autonomie und glauben, dass sie das Geld richtig einsetzen. Ich glaube das allerdings nicht.

ÖSTERREICH: Ihr Plan?
Darabos: Man könnte etwa BSO und ÖOC zusammenlegen und damit für straffere Strukturen sorgen. Wir brauchen ein viel schlankeres System. Organisationen müssen zusammengelegt werden. Weniger Geld für Funktionärstum, damit mehr Geld für die Sportler übrig bleibt.

ÖSTERREICH: Sind unsere Olympia-Limits zu leicht?
Darabos: Natürlich. ­Alles muss leistungsorientierter werden. Mich stört auch die Selbstzufriedenheit gewisser Athleten hier in London. Es ist toll, wenn einige Sportler erklären, wie schön das Leben im olympischen Dorf ist, aber an erster Stelle muss der sportliche Erfolg stehen. Für mich ist nur Dabeisein sicher nicht alles!
Walter Unterweger

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