Neue Studie

Spitzensportler sind nicht ungebildet

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Laut einer ausgezeichneten Diplomarbeit der WU Wien kommen die Top-Sportler vor allem aus sozial höheren Schichten.

Immer wieder geäußerte Aussagen, wonach beim Sport Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft die gleichen Chancen hätten, entlarvt eine jüngst abgeschlossene Untersuchung als frommes Märchen. Laut einer Diplomarbeit an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien von Paul Rameder ist genau das Gegenteil der Fall: Spitzensportler kommen vor allem aus sozial höheren Schichten. Rameder wurde gestern, Donnerstag, mit einer "Talenta" -Auszeichnung der WU geehrt.

Rameder analysierte
Die Diplomarbeit mit dem Titel "Die Bedeutung der sozialen Herkunft im österreichischen Spitzensport. Eine empirische Studie zum kulturellen Kapital der österreichischen Spitzensportler/innen" - beinhaltet Daten, die im Rahmen einer Studie über Berufsrelevante Kompetenzprofile im Spitzensport der Abteilung für verhaltenswissenschaftlich orientiertes Management (IVM) der WU erhoben wurden. Die Studie umfasste 45 Sportarten.

Es wurden 247 österreichische Spitzensportler untersucht
Dabei wurde vor allem deren Bildungsniveau, sowie Bildung und soziale Stellung der Eltern durchleuchtet. Für die Einstufung als Spitzensportler verwendete Rameder die Förderkriterien der österreichischen Sporthilfe. Vertreten waren so genannte Randsportarten ebenso wie medienpopuläre Sparten wie Ski alpin oder Ski nordisch. Mannschaftssportarten waren generell ausgespart.

Das Vorurteil, das Spitzensportler dumm seien, kann Rameder nicht bestätigen. "Ganz im Gegenteil, es zeigte sich, dass die untersuchten Sportler überdurchschnittlich gebildet sind", sagte der Forscher gegenüber der APA. 10,9 Prozent besaßen einen Hochschulabschluss, 48,2 Prozent hatten die Matura absolviert. Zum Zeitpunkt der Erhebung 2003 lagen die Vergleichswerte der Gesamtbevölkerung im vergleichbaren Alter bei 4,8 Prozent (Hochschulabschluss) bzw. 15,2 Prozent (Matura).

Randsport-Athleten sind deutlich gebildeteter
Allerdings stellte Rameder einen deutlichen Unterschied zwischen den so genannten Randsportarten - wie Fechten, Judo, Rudern oder Leichtathletik - und medienpopulären Hauptsportarten fest. "Spitzensportler im Randsport sind deutlich gebildeter als vor allem Skiläufer und nordische Athleten", so der Experte. Rameder ortet dafür mehrere Gründe. Einerseits kommen Skiläufer häufig aus alpinen Randregionen und kleinen Ortschaften, andererseits bietet der Spitzensport im Zentrum der Öffentlichkeit einem Athleten kaum die Möglichkeit für ausgedehnte Schulbildung oder gar ein Studium. Nicht zuletzt haben etwa Skiläufer nach ihrer Karriere die Möglichkeit, als Trainer oder Lehrer zu arbeiten und dadurch weniger Motivation für weitere Bildung als etwa ein Ruderer.

Betrachtet man die Herkunft aller Spitzensportler, also auch der Randsportarten, so zeigt sich, dass die Eltern im Durchschnitt gebildeter sind als der Durchschnitt der Bevölkerung. "Viele Athleten kommen aus Lehrer- oder Beamtenfamilien, die sozial abgesichert sind und in denen auch noch Zeit für eine entsprechende sportliche Förderung des Nachwuchses bleibt", erklärte Rameder. Kinder aus sozial unterprivilegierter Herkunft haben kaum eine Chance, Spitzensportler zu werden. Dabei ist der Aspekt bei Mädchen noch deutlicher ausgeprägt, Buben haben es vergleichsweise besser.

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