Riesen-Aufregung um die spektakuläre Abfahrts-Premiere am Matterhorn. Klimaschützer steigen auf die Barrikaden, die Österreicher beklagen sich über den Heimvorteil der Schweizer.
Das erste Training auf der mega-langen Gletscher-Strecke mit Start im schweizerischen Zermatt und Ziel im 2.865 Meter hoch gelegenen Cervinia (Italien) ist für Mittwoch, 11.30 Uhr, angesetzt. Mit dem Starthaus auf 3.800 m ü. M. und einem Gefälle von knapp 1.000 Metern handelt es sich um die höchstgelegene Weltcup-Abfahrt überhaupt.
Die Matterhorn-Rennen (Samstag & Sonntag jew. 11.30 Uhr/ORF1 live) sind ein Prestigevorhaben des aktuellen FIS-Präsidenten Johan Eliasch. Erstmals laut darüber nachgedacht haben Touristiker, sowie die Skiverbände in Italien und der Schweiz aber schon 2019, als das Amt noch Vorgänger Gian Franco Kasper gehörte. Der war gleich Feuer und Flamme, und im Herbst 2021 fixierte die FIS nach Kaspers Tod das Projekt. Die Premiere im vergangenen Jahr, die zu einem zwei Wochen früheren Termin Ende Oktober geplant war, wurde noch wegen Schneemangels abgesagt. Diesmal ist aber alles angerichtet - obwohl die Vorbereitungsarbeiten auf der Strecke noch vor Kurzem für Wirbel sorgten. Nachdem Bilder von Baggern auf dem Gletscher herumgegangen waren, führten Schweizer Behörden eine lokale Ortsschau durch. Dabei stellte sich heraus: die Bagger waren außerhalb des genehmigten Skigebiets eingesetzt worden. Die Veranstalter nahmen laut eigener Aussage rasch Korrekturen vor, "ohne dass die Streckenführung aus sportlicher Perspektive beeinträchtigt" worden wäre.
Matterhorn-Kulisse sorgt für tolle Bilder
Jetzt ist alles angerichtet. Das Matterhorn-Panorama wird spektakuläre Bilder liefern – sofern das Wetter mitspielt. Bei den Prognosen sich die Meteorologen vorsichtig: Nach Sonnenschein am Mittwoch wird für die Rennen am Wochenende ein Mix aus Wolken, Schnee (in den oberen Gletscherabschnitten), Regen (unten im Ziel) und Wind erwartet.
Die Speed-Stars freuen sich auf die Herausforderung. Abfahrtsweltcup-Titelverteidiger Aleksander Aamodt Kilde („Ich finde neue Strecken immer cool“) stellt sich auf ein hartes Stück Arbeit ein: „So eine lange Strecke auf so einer Höhe, das wird, glaube ich, schon anstrengend.“ Kitzbühel-Sieger Vincent Kriechmayr spricht von einem „coolen Projekt“: „Sofern es faire Verhältnisse gibt.“
ÖSV-Chef Pfeifer: »Plätze 1 bis 6 für Schweizer«
Stichwort fair: Für ÖSV-Herrenchef Marko Pfeifer haben „die Schweizer klaren Heimvorteil“. Während die Truppe um Gesamtweltcup-Titelverteidiger Marco Odermatt viel Gelegenheit hatte, die von Olympiasieger Didier Defago entworfene Strecke ausführlich zu testen, betreten die ÖSV-Läufer komplettes Neuland. Für Kriechmayr & Co. war nur ein kleines Zeitfenster in der Sölden-RTL-Woche reserviert, doch das Wetter machte ein Training unmöglich. Pfeifer: „Normalerweise müssten die Schweizer Platz 1 bis 6 machen.“ Kriechmayr verspricht: „Wir werden uns nicht kampflos geschlagen geben.“