Rad-WM

Bettini gewinnt vor Zabel

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WM-Favorit Paolo Bettini holt sich im Sprint Gold vor Erik Zabel. Bronze an Valverde. Eisel als bester Österreicher Elfter.

Zweieinhalb Monate nach dem Gewinn des Fußball-WM-Titels durch die Azzurri dürfen auch Italiens Radsport-Fans jubeln. Paolo Bettini wurde am Sonntag beim Höhepunkt der Straßen-WM in Salzburg seiner Favoritenrolle gerecht und eroberte nach Olympia-Gold 2004 in Athen erstmals den WM-Titel im Straßenrennen. Der 32-Jährige bezwang nach 265 Kilometern im Sprint einer großen Gruppe den Deutschen Erik Zabel und den Spanier Alejandro Valverde. Bernhard Eisel belegte nach enorm spannendem Finale den 11. Rang, Rene Haselbacher landete an der 18. Stelle.

Perfektes italienisches Teamwork
Das neunköpfige italienische Team hatte alles auf die Trumpfkarte Bettini gesetzt und der Klassiker-Spezialist war nach 12 Runden (zu je 22,1 km) vor 150.000 Zuschauern der Beste. Seine Teamkollegen hatten perfekte Vorarbeit geleistet, waren in jeder Ausreißergruppe präsent und hatten im Feld das Tempo in den Anstiegen sehr hoch gehalten. Zu hoch für Titelverteidiger Tom Boonen aus Belgien, der im Finale keine Rolle spielte und Neunter wurde. Routinier Zabel erwies sich hingegen nach insgesamt 2.800 Höhenmetern als enorm stark, dem Sprinter fehlte nach Bronze 2002 und Silber 2004 nur wenig zur Krönung der Karriere. Für Valverde blieb nach zweimal Silber immerhin Bronze.

Österreicher ohne Medaille
Für die Österreicher schien im Finish eine Überraschung möglich zu sein. Eisel und Haselbacher befanden sich in der rund 40-köpfigen Gruppe, die sechs Kilometer vor dem Ziel zu einer Ausreißergruppe (mit Bettini, Alexander Winokurow/KAZ, David Millar/GBR, Fabian Wegmann/GER) aufgeschlossen hatte. Da schien für das ÖRV-Duo viel möglich zu sein, Haselbacher fuhr ganz vorne. Doch im Finale "explodierte" Bettini und fuhr das zweite Regenbogen-Trikot unter Teamchef Franco Ballerini nach Mario Cipollini 2002 ein, die Österreicher hatten da nichts mehr entgegenzusetzen.

Bei Eisel spielten die Beine im Finish nicht mehr optimal mit. "Auf den letzten eineinhalb Kilometern sind mir Krämpfe eingeschossen, nur der Wille hat mich noch angetrieben", erklärte der 25-jährige Steirer, der sich als Klassiker-Spezialist auf dieser Strecke wohl gefühlt hatte. " Wir sind Weltklasse gefahren, ich bin stolz auf unser Team", betonte Eisel nach der zweitbesten WM-Platzierung der ÖRV-Herren im modernen Radsport (nach Rang 5 von Harald Maier 1985).

Früher Ausreißversuch
Bevor das Rennen 40 Kilometer vor dem Ende nach einem Zusammenschluss des Feldes neu begann, hatten Ausreißergruppen ihr Glück versucht. Zwölf Fahrer rissen schon in der zweiten Runde aus (unter ihnen Ronaldo Nocentini, Matteo Tosatto/beide ITA, Luis Perez/ESP, Stephan Schreck/GER, Thomas Voeckler/FRA, Nicolas Roche/IRL) und holten bis zu 15 Minuten Vorsprung heraus.

Österreicher leisteten Führungsarbeit
Da reagierten die in der Spitze nicht präsenten Österreicher: Bernhard Kohl und Peter Wrolich führten mit rasanter Fahrt das Feld bis auf rund drei Minuten heran. Unter 14 Verfolgern (u.a. Danilo di Luca, Filippo Pozzato/beide ITA, Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara/SUI, Andrej Kaschetschkin/KAZ), die nach der neunten Runde zur Spitze aufschlossen, befand sich jedoch neuerlich kein Österreicher. Doch das tat nichts zur Sache: Die Jagd der Niederländer und Belgier (sie fuhren für Tom Boonen) trug Früchte, ab der vorletzten Runde wurden die Karten neu gemischt.

Eine Attacke von Bettini und dem Deutschen Fabian Wegmann 30 km vor dem Ziel verlief im Sand, da niemand mitzog. Dann kamen Davide Rebellin (ITA), Sylvain Chavanel (FRA) und David Loosli (SUI) weg. Aber nicht Belgier, Niederländer oder Deutsche organisierten die Verfolgung, sondern die Österreicher. Wie bei einem Teamzeitfahren - der ÖRV-Straßen-Vierer hatte in Villach 1987 mit Bronze die bisher einzige ÖRV-Elite-Medaille geholt - preschten Totschnig, Pfannberger, Haselbacher und Eisel vor dem vorletzten Anstieg an die Ausreißer heran. Doch die folgenden Attacken kamen erneut von anderen, ehe im Finale die Italiener nach den von ihnen bestimmten Rennen auch den Lohn einfuhren.

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