Serbischer Australian-Open-Sieger hat Lust auf mehr: In Paris soll der nächste Major-Titel folgen.
Am Tag nach seinem großen Triumph hat Novak Djokovic erst einmal verschlafen. Den für 09:00 Uhr morgens angesetzten offiziellen Fototermin mit dem silbernen Siegerpokal musste der frisch gekürte Australian-Open-Gewinner um drei Stunden verschieben. Bereits unmittelbar nach seinem Finalsieg gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga am Sonntag hatte der 20-jährige Tennisprofi aus Serbien angekündigt, er werde "jetzt eine lustige Nacht haben". Auf die Frage, ob eine Familienfeier geplant sei, antwortete er: "Ja, ja, Familie, Freunde, alle. Wir haben besondere Arten zu feiern."
Lange Nacht
Wann und wo die Party endete, ist nicht überliefert -
doch es dürfte nicht die letzte Sause nach einem Grand-Slam-Titel für den
Shootingstar aus Belgrad gewesen sein. "Djokovics Triumph öffnet die Tür zu
einer neuen Ära", schrieb am Montag die Tageszeitung "The Australian" auf
ihrer Titelseite. "Jetzt sind es die Großen Drei", schrieb "The Age".
Tatsächlich hat sich der erste serbische Major-Sieger zum hartnäckigsten und
gefährlichsten Verfolger von Branchenführer Roger Federer und Rafael Nadal
aufgeschwungen. Den Titelverteidiger und Weltranglisten-Ersten aus der
Schweiz hatte Djokovic in Melbourne im Halbfinale bezwungen, jetzt soll
French-Open-Champion Nadal aus seinem "Königreich" in Paris vertrieben
werden.
Große Ziele für Paris
"Eines der Ziele eines Profis ist
es, auf allen Belägen konstant gut zu spielen. Und ich glaube, das ist mir
in den letzten eineinhalb Jahren ganz gut gelungen", sagte Djokovic. 2007
stand er bei den French Open auf Sand und in Wimbledon auf Rasen im
Halbfinale; bei den US Open wurde er auf Hartplatz erst im Endspiel von
Federer gestoppt. Auf seine Ziele für Paris angesprochen, sagte Djokovic
vielsagend: "Ich werde dort entspannt aufspielen. Ich verspüre als
Grand-Slam-Champion keinen zusätzlichen Druck. Ich spiele derzeit mein
bestes Tennis bei den wichtigsten Turnieren, das macht Mut."
Die Medien seines Heimatlandes jedenfalls überboten sich am Montag mit Superlativen. "Über Novak gibt es nur noch den Himmel", schrieb die Zeitung "Blic". "Super Serbe!", titelte "Press", und für die größte Zeitung "Novosti" war es einfach nur "Das serbische Wunder".
Gipfelstürmer
Doch nach seinen überzeugenden Auftritten beim
ersten Saisonhöhepunkt scheint es nicht ausgeschlossen, dass Djokovic auch
dem bisher auf Asche so dominanten Spanier Nadal gefährlich werden kann.
Djokovic sei "die mit Abstand stärkste Figur" aus der kommenden Generation
im Tennis, sagte der Amerikaner Jim Courier, der in Melbourne als
Interviewer auf dem Center Court in Erscheinung trat. "Er hat die Schläge
und den kühlen Kopf, um auf den Gipfel zu stürmen", meinte der ehemalige
Davis-Cup-Teamchef Niki Pilic, der den Serben zwei Jahre lang in München
ausgebildet hatte. Diese Zeit bezeichnete Djokovic einmal als "Durchbruch".
Dort habe er "zum ersten Mal gespürt, wie gut ich sein kann". Bewiesen hat
er es jetzt auch.