Showdown in Glasgow

Evenepoel vs. Pogacar - Giganten-Duell der Alleskönner bei der WM

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Remco Evenepoel gegen Tadej Pogacar - der Sonntag (10.30 Uhr ) bringt bei der Radsport-WM in Schottland im Straßenrennen das Duell zweier Jahrhunderttalente.

Mit 23 beziehungsweise 24 Jahren fühlen sich die beiden Stars - im Gegensatz zu Tour-Champion Jonas Vingegaard - auf allen Strecken wohl und haben sowohl bei Klassikern als auch in Rundfahrten schon große Siege eingefahren. Österreichs Star Felix Gall verzichtet hingegen, ihm liege der Kurs nicht, sagte der Tiroler.

"Der technisch anspruchsvolle Stadtkurs ist nichts für mich", erklärte Bergspezialist Gall, der im Juli mit dem Gewinn der Königsetappe bei der Tour de France für Furore gesorgt hatte. Aus ähnlichen Gründen winkte auch Vingegaard ab. Österreich wird auf den 271,1 Kilometern von Edinburgh nach Glasgow durch Lukas Pöstlberger, Michael Gogl, Sebastian Schönberger, Rainer Kepplinger, Patrick Gamper und Marco Haller vertreten.

"Noch kenne ich die Streckenführung nur vom Papier her. Ich denke aber, dass viele Fahrer auf dem Kurs eine Chance haben werden", sagte Haller. Schönberger war in den vergangenen drei Jahren immer Österreichs WM-Bester, er sagte: "Wir sind mit einem starken Team vor Ort und breit aufgestellt, von dem her können wir uns auch ein gutes Ergebnis erwarten."

Evenepoel & Pogacar greifen haben Titel nach tragischem Jahr im Visier

An der Spitze könnte es zu einem Zweikampf von Evenepoel und Pogacar kommen. Im Frühjahr war das Klassiker-Duell bei Lüttich-Bastogne-Lüttich durch Pogacars folgenschweren Sturz und einem Kahnbeinbruch noch ausgefallen, nun soll es nachgeholt werden. In Sachen Tour könnte es dann 2024 zum großen Kräftemessen von Vingegaard, Pogacar und Evenepoel kommen. "Die Wattwerte von Jonas und Tadej bei der Tour habe ich auch schon erreicht. Aber sie haben es jeden Tag geschafft. Beide haben ein unglaublich hohes Level erreicht. Nun liegt es an mir, die Lücke zu schließen. Ich hoffe, dass ich mich 2024 mit ihnen messen kann", sagt Evenepoel. Pogacar spricht mit Blick auf die neue Konkurrenz von "einer großen Zukunft im Radsport".

Nach seinem Vuelta-Sieg 2022 wollte Evenepoel in diesem Jahr den Giro d'Italia als Vorstufe zur Tour gewinnen, doch sein Plan von Rosa scheiterte an einer Corona-Infektion. Längst ist er aber wieder in Topform, am vergangenen Wochenende gewann er die Clasica San Sebastian. Pogacar wiederum setzte bei der Tour nach seinem Einbruch in den Alpen mit dem Etappensieg in den Vogesen noch ein Ausrufzeichen. 16 (Pogacar) beziehungsweise 9 (Evenepoel) Siege haben die beiden Jungstars in dieser Saison bereits eingefahren.

Evenepoel gibt sich selbstbewusst

Der Slowene gewann mit 20 drei Vuelta-Etappen, was in diesem Alter noch keinem anderen gelang. Mit 21 Jahren und 365 Tagen wurde er 2020 zweitjüngster Sieger der Tour-Geschichte. Einen Triumph, den er 2021 wiederholte, danach wurde er zweimal Zweiter hinter Vingegaard. Und Evenepoel, der mit 16 Jahren noch Fußball-Nationalspieler bei den belgischen Junioren war und den Halbmarathon in schier unglaublichen 1:16:15 Stunden lief, wurde wie sein berühmter Landsmann Eddy Merckx mit gerade einmal 22 Jahren voriges Jahr in Australien schon Weltmeister.

Meine Form stimmt", sagt der Titelverteidiger. Als Vorteil könnte sich das starke belgische Team mit Klassiker-Spezialist Wout van Aert und Tour-Sprintkönig Jasper Philipsen erweisen. Pogacar ist dagegen quasi als Einzelkämpfer unterwegs, weil sich Landsmann Primoz Roglic auf die Vuelta vorbereitet. Untätig war der slowenische Jungstar aber in den letzten Tagen nicht. Im Training fuhr er den Col de la Madone in der Nähe von Monaco in der Rekordzeit von 23:53 Minuten hinauf, wie seinem Strava-Account zu vernehmen war. Die Bühne für ein großes Duell ist also bereitet.

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