Österreicher soll Pogacar zum Sieg führen

Großschartner spornt Helfer-Rolle bei Tour de France an

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Wenn am Samstag die 110. Auflage der Tour de France diesmal im spanischen Baskenland beginnt, dann ist einer der insgesamt sechs Österreicher ein wichtiger Helfer für einen der zwei Topfavoriten.

Der 29-jährige Felix Großschartner ist seit diesem Jahr bei UAE Emirates, dem Team des zweifachen Tour-Siegers Tadej Pogacar, im Einsatz. Seine insgesamt dritte "Große Schleife" wird für den Welser also allein aus diesem Gesichtspunkt anders als die bisherigen.

"Es ist schon was Besonderes, vor allem, dass man es mal ins Team schafft, weil wir doch ein richtig starkes Team sind", meinte Großschartner in Bilbao im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Die Motivation ist auch eine andere: "Das spornt schon an, wenn man für einen fahren kann, der wirklich die Tour gewinnen kann und der zu den Topfavoriten gehört."

Dies realisiert Großschartner sonst gar nicht so, weil er ja unentwegt mit dem Slowenen zusammenarbeitet. "Aber wenn ich zurückdenke, als ich 17 war und mir die Tour im Fernsehen angeschaut habe, als Sky dominiert hat... und jetzt ist man da selber dabei, das ist eigentlich ganz cool."

Großschartner kennt sein Limit

Großschartner weiß auch um die Tücken der ersten Etappen im Baskenland, ehe die Tour erst am dritten Tag nach Frankreich kommt. Am Mittwoch hat er mit dem Team die letzten 20 km der zweiten Tour-Etappe besichtigt. "Du gewinnst die Tour da nicht, aber du kannst sie halt verlieren." Kriterium seien nicht nur die Hügel. "Aber du fährst halt oft auf einer breiten Straße, dann geht's rechts auf eine nur Einspurige - da ist es schon wichtig, dass man mit vorne ist und nicht in einen Sturz verwickelt ist und Zeit verliert."

Was gleich das Thema Sicherheit nach dem tödlichen Sturz des Schweizers Gino Mäder bei der Tour de Suisse aufwirft. "Das mit dem Gino ist eine wirkliche Tragödie und auch ein Riesenpech gewesen, dass es so passiert. Da denkst du dann schon nach", gesteht Großschartner, der sich zum Unfallzeitpunkt in einem Höhentrainingslager befand. Grundsätzlich realisiere man die Gefahr nicht immer so. "Wenn du eine Abfahrt runterfährst, blendest du einfach aus, wie gefährlich das ist. Ein gewisses Risiko muss man schon eingehen."

Allerdings gibt es persönliche Grenzen für den Oberösterreicher. "Ich habe mein eigenes Limit, vor allem bei Abfahrten. Ich fahre gut bergab, aber wenn ich das Gefühl hätte, das ist über meine Schwelle, dann fahre ich einfach um eine Spur langsamer." Dies habe man so im Gespür.

Neue Rolle macht Großschartner Spaß

Angst kennt er nicht so sehr vor der hohen Geschwindigkeit. "Eher dass das Vorderrad wegrutscht." Dennoch ist das Thema Sicherheit schon lange ein großes. "Wir haben bei der Baskenland-Rundfahrt auch oft so Situationen gehabt, wo man auf der Hauptstraße gerade ins Ziel reinfahren hätte können. Aber nein, man fährt dann irgendwie die Nebenstraßen und nimmt noch drei Kurven mit. Da fragst du dich dann schon."

Bei Abfahrten sei es besonders gefährlich, wenn sich das Feld beim Anstieg davor nicht aufgeteilt hat. "Wenn oben 130 Fahrer in die Abfahrt reingehen, und unten ist das Ziel, ist logisch, dass es Stürze gibt. Wenn sich einer verbremst, wirkt sich das wie eine Ziehharmonika aus. Irgendwo clasht es halt dann, das ist nicht richtig sinnvoll, dass man solche Ziele macht." Bei der Tour ist dann auch von den Zuschauern her so viel los. "Es ist die ganze Zeit voll laut", schildert der UAE-Profi, der auch 2024 in diesem Team bleibt und davor fünf Jahre für Bora gefahren war.

Das Profileben habe sich durch den Wechsel für ihn nicht so verändert, aber seine Aufgabenstellung ist anders. "Bei Bora habe ich viele Rennen gehabt, wo ich auch auf mich fahren konnte, bei UAE habe ich auch meine Rennen, aber mit Tadej ist es ganz klar, dass das Team voll auf ihn aufgebaut ist. Aber es macht mir richtig Spaß. Man hat selbst ein bisserl weniger Druck, weil man nicht aufs (eigene) Ergebnis fährt."

Roglic-Abwesenheit ein Vorteil für Pogacar

Allerdings ist der Gesamtdruck auf das Team mit einem Pogacar auch nicht gering. "Bei der Tour spürst bei uns halt schon, dass ein zweiter Platz eine Niederlage ist. Das ist irgendwie auch logisch." Pogacar wird nach seiner Handgelenksverletzung laut Großschartner übrigens keine Manschette benötigen, sondern mit einem Tape fahren. Für seinen berühmten Teamkollegen könnte es dieses Jahr also wieder klappen. Im Vorjahr waren einige seiner Teamkollegen wegen Corona davor angeschlagen. Dieses Jahr sei die Vorbereitung "richtig gut" gewesen, Großschartner war drei Wochen auf Höhentraining in der Sierra Nevada, dann war die Dauphiné und danach ein Kurs in Sestriere.

Dass Giro-Sieger Primoz Roglic dieses Jahr nicht auch noch im Jumbo-Team von Titelverteidiger Jonas Vingegaard ist, sieht Großschartner als Bonus für sein Team. "Ja, es ist sicher ein Vorteil. Jumbo ist richtig gut aufgestellt, aber dass da halt ein Superstar weniger am Start ist.". Sein Team sei für den Berg mit Adam Yates und Rafael Majka "richtig gut" aufgestellt.

Großschartners genaue Aufgabe bei der Tour: "Ich bin eigentlich der, der bis zum letzten Berg Tempo macht, wenn schwere Etappen sind. Für das absolute Finale haben wir den Adam und den Rafa, ich mach so die Arbeit davor mit dem Marc Soler, das ist der Plan." In den Ergebnislisten wird er möglicherweise weiter hinten zu finden sein. "Es ergeben sich immer irgendwo Chancen, aber man muss auch sagen, ich werde für die Arbeit in dem Team auch bezahlt. Ich werde nicht für mein Ergebnis anerkannt, sondern die Leistung, die ich bringe."

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