WeiterWirbel um Ex-Weltklasseläuferin Steffi Graf: Die Umfrage eines Doping-Bekämpfers sorgt jetzt in der Sportszene für Aufregung.
„Keine Ahnung, warum die Sache erst jetzt publik wird“, wundert sich Initiator Wilhelm Lilge selbst am meisten. „Ich habe die Auswertung schon im November auf meine Homepage (www.team2012.at, Anm. d. Red.) gestellt.“
Pikante Umfrage
Zur Erklärung: Während eines Kaderseminars des
Leichtathletikverbandes (ÖLV) am 7. November 2008 in Schielleiten hat Lilge
zusammen mit Marathon-Rekordlerin Andrea Mayr einen Antidoping-Vortrag
gehalten. Ohne Vorwarnung wurden Fragebögen unter den Teilnehmern verteilt.
Die Beantwortung erfolgte anonym. Vor allem Frage 9 hatte es in sich – sie
lautete: „Glaubst du, dass Stephanie Graf jemals gedopt hat?“
Fazit: 84 Prozent der knapp 100 befragten Athleten, Trainer und führenden Funktionäre antworteten mit „Ja“. Nur sieben Prozent stimmten dagegen. Lilge erinnert sich noch heute mit einem Lächeln an die Geschichte: „Wir haben die freche Aktion vor dem Vortrag gemacht, also bewusst ohne Beeinflussung.“
Skandal um Pumper
Lilge ist in der heimischen Sportszene schon
lange kein Unbekannter mehr. Für Schlagzeilen sorgte er zuletzt im
Dopingfall um Susanne Pumper. Hintergrund: Auf sein Drängen wurde
Österreichs Langstreckenläuferin im März dieses Jahres des Dopings überführt
und anschließend von der Nationalen Antidoping-Agentur (NADA) für zwei Jahre
gesperrt. Pumper bekämpft ihre Sperre noch immer vor dem Schiedsgericht.
Interessant: Kurz danach verlor Lilge seinen Job als Sportkoordinator des Pumper-Vereins LCC Wien. Auch seine Frau Carina Lilge-Leutner wurde gekündigt – angeblich, um Kosten zu sparen.
Doping-Jäger
Lilge hat sich mittlerweile dem Kampf gegen
Doping verschrieben und ist willkommener Interview-Partner sogar für
deutsche Medien. Im Gespräch mit ÖSTERREICH lässt er mit Aussagen wie
„Österreich ist im Doping einer der Weltmarktführer“ aufhorchen. „Doch die
Fassade bröckelt“, ist Lilge überzeugt. „Es hat ein längst überfälliger
Bewusstseinswandel stattgefunden. Doping wird von der österreichischen
Bevölkerung nicht mehr als Kavaliersdelikt gesehen.“