Lingers: Gold nach emotionaler Hochschaubahnfahrt

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Andreas und Wolfgang Linger sind zum zweiten Mal Olympiasieger im Doppelsitzer. Das sympathische Brüderpaar aus Absam in Tirol hat damit im Whistler Sliding Centre bei den XXI. Winterspielen österreichische Sportgeschichte geschrieben. Doch bei all dem Jubel und Trubel haben die beiden nicht vergessen, welch emotionale Hochschaubahnfahrt (nicht nur) sie in der vergangenen Woche durchlebt haben.

"Wir freuen uns jetzt über Gold und sind froh, dass wir es geschafft haben. Aber man darf nicht außer Acht lassen, dass wir vor fünf Tagen noch dagesessen sind und die Tränen geflossen sind", erinnerte Wolfgang Linger an den schrecklichen Unfall des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili. "Du denkst dir, warum sitz ich da und kämpfe um Hundertstel und Tausendstel, da ist gerade einer tödlich verunglückt. Es ist dann weitergangen, aber es war schon ein bisserl ein Wechselbad der Gefühle - eine zähe Woche." Darum wollte Wolfgang, der Hintermann im Erfolgsduo, seine Medaille auch Kumaritaschwili widmen.

Die Art und Weise wie die Brüder Linger, die bei der Eröffnungsfeier auch Fahnenträger für Österreich waren, danach ihre Konkurrenz ab dem ersten Trainingslauf dominiert haben, war beeindruckend. Nachdem der Start aus Sicherheitsgründen nach unten verlegt worden war, war die Ausgangssituation für das gesamte Feld eine andere. "Da ist jeder ins kalte Wasser gesprungen. So eine Startkurve gibt es im Weltcupzirkus nicht", so Wolfgang, dessen Bruder Andreas als Vertreter der Goldgewinner zur Dopingkontrolle musste. Schnell habe sich herausgestellt, dass die Bahn den Österreichern am Besten liegt, auch das Material hat gepasst.

Der Druck auf die Tiroler stieg ob dieser Überlegenheit weiter an, wie auch Andreas zugab. "Es war unter Tags wirklich nicht fein, weil es war brutal viel Druck. Das habe ich so von mir gar nicht gekannt", gestand er. "Ich war wirklich froh, als der erste Lauf unter Dach und Fach war, und war im zweiten fast ruhiger als im ersten. Das wir es dann im zweiten durchziehen, ist natürlich genial." Bruder Wolfgang stimmte ihm zu: "Wir haben das heute so cool gemacht. Wir sind zweimal runter gefahren und gewinnen mit über zweieinhalb Zehntel Vorsprung. Ich bin beeindruckt und stolz."

Aber eigentlich mussten sie mit der Startnummer 11 (also zweimal 1) ja eigentlich gewinnen. Dreistellige Startnummern wird es zwar auch 2014 nicht geben, doch das Gold-Triple ist den Lingers, die ihren Sport mit Liebe und Herzblut verfolgen, durchaus zuzutrauen. Mit 27 bzw. 28 gehören sie ja keineswegs schon zum alten Eisen. "Ganz so alt, dass wir nicht mehr weiterfahren, sind wir noch nicht. Wir werden ja nicht auf 2014 trainieren und sagen, wir wollen kein drittes Mal gewinnen", stellte Wolfgang grinsend fest. "Olympia ist immer ein großes Ziel, wir werden weiterfahren." Ein Olympia-Gold-Triple hat im gesamten Rodelsport übrigens überhaupt erst Einer geschafft: die bayrische Rodel-Legende Georg Hackl (1992, 1994 und 1998).

Dass man sich in einer Randsport-Art trotz Olympia-Gold nicht so leicht vermarkten lassen kann, spielt für die Lingers keine vorrangige Rolle. Da erinnerte Andreas Linger wieder an die Tragik, die sie erlebt haben, "als die Hundertstel- und Tausendstel-Kämpferei zur kompletten Nebensache geworden ist." Was wirtschaftlich komme, komme. "Man muss einfach so einen Erfolg genießen und irgendwann einfach mit etwas zufrieden sein, sei es auch so etwas Einfaches wie Gesundheit."

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