NBA-Streit

Jordan will Spielern Geld wegnehmen

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Ehemaliger Superstar tritt im NBA-Streit als Hardliner auf. Spieler sind enttäuscht.

Es gibt nur wenige Basketballer, die die NBA so sehr geprägt haben wie Michael "Air" Jordan. Sechsmal gewann die legendäre Nummer 23 mit den Chicago Bulls den Titel, 13 Mal wurde er ins Allstar-Team der nordamerikanischen Profiliga berufen. Ruhm und Glamour der NBA sind eng mit Jordans Namen verbunden. Doch es ist möglich, dass bald auch eines der schwärzesten Kapitel des US-Basketballs stark mit der Ikone Michael Jordan verknüpft ist. Nämlich der erstmalige Ausfall einer kompletten NBA-Saison.

Hardliner
Denn als Clubbesitzer der Charlotte Bobcats gibt Jordan in den seit Monaten andauernden Tarifverhandlungen zwischen Liga und Spielergewerkschaft NBPA den Hardliner. Geht es nach den Vorstellungen des zweifachen Olympiasiegers, soll der neue Abschluss den Spielern weit weniger Geld garantieren, als der am 30. Juni ausgelaufene Kontrakt. Ausgerechnet Jordan, der als Aktiver in seiner sechsten Meistersaison 1997/98 so viele Dollar scheffelte, wie kein Akteur vor oder nach ihm, will jetzt den Spielern ans Portemonnaie.

Dabei war es eben jener Michael Jordan, der beim bisher letzten Lock-out-Streit noch sein ganz anderes Gesicht gezeigt hatte. In den zähen Verhandlungen 1998/99 kämpfte er verbissen um jeden Cent für sich und seine Mitspieler. Legendär ist sein Disput mit dem damaligen Besitzer der Washington Wizards, Abe Pollin, der darüber klagte, für die kleinen Clubs sei es unmöglich, solide zu wirtschaften. "Wenn du keinen Gewinn machen kannst, musst du dein Team eben verkaufen", warf Jordan dem Wizards-Boss an den Kopf.

Seiten gewechselt
Nun, auf der anderen Seite des Verhandlungstisches, bedient sich ausgerechnet Jordan der Worte seines damaligen Kontrahenten. Es sei für die Teams an den kleineren Standorten wie Charlotte unmöglich, profitabel zu bleiben. Chancengleichheit sei in der Liga eine Utopie, klagte der heute 48-Jährige. Für seine öffentliche Kritik wurde der Muli-Millionär von der Liga sogar mit einer Geldstrafe in Höhe von 100.000 Dollar belegt. Während des Lock-outs darf sich keine Seite öffentlich zum Prozess äußern.

Kompromissvorschlag geht Jordan zu weit
Jordan steht an der Spitze einer Gruppe von 10 bis 15 Besitzern, die sich eher freuen würden, wenn die Spieler das am Wochenende gestellte Ultimatum verstreichen und das Angebot von NBA-Boss David Stern ablehnen würden. Bis Mittwoch (Ortszeit) liegt der Vorschlag auf dem Tisch, der eine Verteilung der Einnahmen nach dem Schlüssel 50:50 vorsieht.

Für Jordan kommen seine Nachfolger auf dem Parkett dabei noch zu gut weg, er präferiert ein 53:47-Schema zugunsten der Clubs. In einer Telefonkonferenz am Montag schlossen Jordan und Co. noch einmal ihre Reihen. Sie würden lieber die gesamte Saison ausfallen lassen, als den aktuellen Deal perfekt zu machen.

Aktuelle Spieler enttäuscht
Auf Spielerseite kommt das Auftreten Jordans überhaupt nicht gut an. "Er hätte eigentlich der Erste sein müssen, der hinter uns steht", schimpfte Paul George von den Indiana Pacers. "Glauben Sie, MJ hätte das 1996 angenommen? Der Heuchler", meinte Klay Thompson von den Golden State Warriors.

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