Lange hat er sich dagegen gesträubt, für Olympia wechselte Markus Rogan seine Meinung: Schon bei der EM mit Ganzkörper-Anzug unterwegs.
Kurzbahn-Europameister Markus Rogan wird vom 18. bis 24. März bei den Schwimm-Europameisterschaften in Eindhoven erstmals bei einem Langbahn-Großereignis ernsthaft auf einen Ganzkörper-Anzug setzen. Hatte der 25-Jährige dies bisher abgelehnt, ist ihm nun die Entwicklung des neuen Anzugs seines Ausrüsters Speedo diesen Versuch wert. Denn der LZR Racer (sprich: Laser Racer) soll die bis dato beste Schwimm-Bekleidung sein.
Aufwändige Entwicklung
Die aufwändige Präsentation des
neuesten Produkts des 80 Jahre alten Unternehmens ging am Dienstag in vier
Weltmetropolen, jeweils um 10.30 Uhr Ortszeit, über die Bühne. Der in den
dreijährigen, mehrere Millionen Euro teuren Entwicklungsprozess wie rund ein
Dutzend andere Top-Schwimmer stark eingebundene US-Superstar Michael Phelps
war an drei dieser Destinationen persönlich dabei, von Sydney reiste er über
Tokio nach New York.
Rogan als Model
Zeitlich gesehen an dritter Stelle lag London,
Phelps war per Einspielung präsent. Vor rund 240 europäischen Journalisten
im Zentrum der englischen Hauptstadt führten mit Rogan, Thomas Rupprath
(GER), Hugues Dubosq (FRA), James Goddard, Liam Tancock und Caitlin
McClatchey (alle GBR) sechs Top-Athleten die dritte Weiterentwicklung des im
Jahr 2000 eingeführten Fastskin - des ersten Ganzkörper-Anzugs - vor.
"Nicht schlecht"
"Das Ding ist nicht schlecht", meinte
Rogan zu seinem für alle europäischen Speedo-Athleten in Grau- und
Schwarztönen gehaltenen neuen Bekleidungsstück. Für die Amerikaner und die
Australier sind andere Farbtöne vorgesehen. Schon ab Mittwoch werden alle
Athleten des Schwimm-Ausstatters mit dem neuen Utensil versorgt. Rogan will
den Anzug schon nächste Woche bei einem kleinen Meeting in Lyon tragen.
Mitentwickelt
Der Wiener war ebenfalls in die Entwicklung
eingebunden, sieht ein stabilisierendes Element im Hüft-Bereich als
wesentliches Merkmal. "Das ist wichtig, denn dort wird man beim Schwimmen
zuerst müde", meinte der zweifache Olympia-Zweite von Athen 2004, wobei er
auch die größere Bewegungsfreiheit im Oberkörper-Bereich hervorhebt. "Wenn
es mir nur eine Hundertstel bringt, zahlt es sich schon aus."
Traum von Olympia-Gold
Rogan will und muss im Streben nach
Olympia-Gold im August in Peking jede Kleinigkeit ausreizen, um das
Erreichen seines großen Ziels realistischer werden zu lassen. "Den
psychologischen Effekt des Anzugs darf man da nicht unterschätzen", erklärte
Österreichs "Sportler des Jahres 2004". Für Phelps sieht Rogan den Weg zu
den angestrebten acht Olympia-Goldmedaillen trotz des LZR Racer noch nicht
geebnet: "Viele andere werden ihn ja auch tragen."
Rogan fühlt sich wie "Rakete"
Der wohl beste
Schwimmer der Gegenwart ist von seinem neuen Arbeitsgewand jedenfalls
angetan: "Ich fühle mich wie eine Rakete im Wasser", lässt Phelps für die
Spiele in China auf Weltrekorde hoffen. Der ab Mai auch im Handel
erhältliche Anzug ist nicht nur wie sonst üblich im Speedo-Strömungskanal
Aqualab getestet worden, sondern in einer Zusammenarbeit mit der
US-Raumfahrtbehörde NASA auch im Windkanal.
High-Tech
Dadurch wurde der LZR Racer leichter als die
Vorgängermodelle. Erstmals wurde ein Schwimmanzug komplett per
Ultraschall-Verfahren verschweißt, um eine perfekte, stromlinienförmige
Oberfläche zu erreichen. Im Vergleich zum 2004 auf den Markt gebrachten
Fastskin FSII soll der passive Widerstand im Wasser um zehn Prozent
reduziert sein. Auch soll eine bessere Sauerstoffaufnahme und damit
schnelleres Schwimmen möglich ein.
Erster Test im Training
Rogan reist am Mittwoch zurück nach Rom,
wird seinen neuen Schwimm-Anzug erstmals im Training testen. Abgesehen vom
Wettkampf in Lyon wird das OSV-Ass bis zu den Europameisterschaften in
Eindhoven in Italien trainieren. Schon fix eingeplant ist vor Olympia ein
weiteres Höhentrainingslager mit dem italienischen Team. Mit diesem war
Rogan zuletzt für drei Wochen in Miami, genoss dabei beste Bedingungen und
herrliches Wetter.