Wiener nach 100-m-Pleite realistisch: "Gut mal Schuss vor den Bug bekommen zu haben."
Markus Rogan hat am Donnerstagabend bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Manchester mit Rang vier über 100 m Rücken einen schweren Dämpfer hinnehmen müssen. Das Verpassen der Medaillenränge trotz OSV-Rekord gab dem 25-Jährigen auch hinsichtlich seiner Olympia-Ambitionen zu denken. Einen Entschluss hinsichtlich seines Antretens über 200 m Rücken fällte er noch nicht.
Herr Rogan, wie denken Sie am Tag danach über das Finale?
Markus Rogan: "Es zeigt mir, dass manche Dinge bei der EM inEindhoven schon richtig waren. Nämlich, dass die schnellste Zeit derWelt gar nichts bedeutet. Es gibt nun neue zeitliche Sprünge, die esauch weiter geben wird."
Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
Rogan: "Man muss auf ganz anderen Levels denken. Man muss wissen,dass wenn man schneller als je zuvor ist, das nicht reichen darf."
Würden Sie das 100-m-Finale als ihre bisher schwersteNiederlage einstufen?
Rogan: "Da war auch Rang vier im 200-m-EM-Finale von Budapest. Aberja, doch es ist schon komisch. Da ist ein vierter Platz bei der WMmit Bestzeit die schwerste Niederlage, die man je hatte. Das wirdmich noch einige Zeit beschäftigen. Aber es ist gut, einmal einenordentlichen Schuss vor den Bug bekommen zu haben."
Ist es nicht besser, dass das schon jetzt passiert ist undnicht erst bei Olympia?
Rogan: "Ja, sicher. Das Geniale ist, dass wenn du gewinnst, istalles so einfach. Es ist wie ein Spiel. Man hat das Gefühl, dass ehalles so leicht geht. Wenn du aber mit der gleichen Zeit verlierst,kommt dir alles unmöglich vor."
Was ändert das hinsichtlich Ihrer Olympia-Ambitionen? Siehaben seit Athen 2004 versucht, den Abstand zum Weltrekord zuverringern. Ist diese Strategie jetzt noch die richtige?
Rogan: "Mein Ziel für Peking bleibt Gold. Über 100 m bin ich jajetzt sogar näher dran als über 200 m. Nur sind da alle viel engerzusammen. Mit einem geringen Rückstand kann man auch Sechster werden.Ich habe schon gedacht, dass es so dicht hergeht, aber nicht mit soeiner Zeit."
Wie werden Sie nun ihr Training bis Olympia gestalten? Wirdes neben Training, Schlafen und Essen noch etwas geben?"
Rogan: "Der einzige Termin, den ich nebenher machen darf, ist derLife Ball. Ansonsten werde ich viel schlafen. Aber ich werde jetztwieder mehr im Training motiviert sein als vorher. Jetzt wird wiedermehr Angst mit im Training dabei sein."
Werden Sie bei der WM am Sonntag noch die 200 m Rückenschwimmen?
Rogan: "Ich weiß noch nicht, ich habe seit dem 100-m-Finale nochnicht trainiert. Da muss ich schauen, wie die Form für die 200 m ist.Ich habe ja hier auf die 100 m hingearbeitet.
Haben Sie schon eine Tendenz?
Rogan: "Claudio (Anm.: Trainer Rossetto) meint, dass ein gutesTraining gut für die Demut wäre. Aber da ist auch die Angst,vielleicht unterzugehen. Claudio wird das morgen (Anm.: Samstag)entscheiden."
Sie haben vor der WM gemeint, gegen Ryan Lochte über 200 mhier keine Chance zu haben. Hat er sich bisher so stark präsentiert,wie Sie ihn eingeschätzt haben?
Rogan: "Ja, er ist so unglaublich vielfältig. Sein Ziel ist es ja, besser als Michael Phelps zu werden."