Stohl-Bilanz

Rückblick auf "fantastische Saison"

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WM-Vierter, zum Abschluss Zweiter in Großbritannien: Rallye-Ass Stohl kann zufrieden Bilanz ziehen.

Manfred Stohl hat am Sonntagabend nach dem letzten Lauf der Rallye-WM 2006 in Wales, den der Wiener OMV-Pilot hinter dem siebenfachen Saisonsieger Marcus Grönholm (Ford) auf dem zweiten Platz beendet hatte, auf ein "fantastisches Jahr" zurückgeblickt. Der 34-Jährige und seine Kärntner Co-Pilotin Ilka Minor beschlossen ihre erste volle WM-Saison (16 Läufe) auf dem vierten Gesamtrang. Ein historischer Erfolg für Stohl, der in Wales seine 110. WM-Rallye, davon die zehnte auf der Insel, fuhr und schon auf die Erfahrung aus 15 WM-Jahren verweisen kann.

Keine Chance auf Werksteam?
Dennoch muss Stohl auf eine endgültige Entscheidung bezüglich seiner konkreten sportlichen Zukunft noch warten. "Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen mehr weiß", erklärte der Jung-Vater, der mit dem von Bozian Racing eingesetzten Peugeot 307 WRC in der zu Ende gegangenen Saison drei dritte und einen zweiten Platz einfuhr. Eine Verlängerung der aktuellen Konstellation und erneut 16 WM-Läufe wären für Stohl durchaus wünschenswert ("An mir und OMV liegt es sicher nicht"), obwohl er es als eines seiner Hauptziele anführte, früher oder später für ein Werksteam zu fahren. "Dafür sehe ich im Moment aber keine Zukunft."

Der Österreicher weiß: "Ich habe für ein Werksteam einfach den falschen Pass, weil sich die österreichische Auto-Wirtschaft, unabhängig von Verkaufszahlen, so schlecht verkauft." Und während Stohls norwegischer Teamkollege Henning Solberg in seiner Heimat ein Superstar ist ("Der kann nicht einmal auf die Straße gehen"), sieht dies beim rot-weiß-roten Rallye-Ass ganz anders aus. "Bei mir zu Hause weiß der im zehnten Haus daneben nicht einmal, wer ich bin." Trotzdem betont Stohl: "Ich stehe zu meinem Sport und werde mein Land weiter vertreten, auch wenn mich mein Land nicht vertritt."

Poker gewonnen
Die Zusammenarbeit von OMV, Peugeot und Bozian Racing habe sich jedenfalls bestens bewährt. "Wir haben heuer viel mehr erreicht, als ich mir erträumt habe. Und das, obwohl vor der Saison keiner einen Cent auf unser Projekt gesetzt hätte. Ich habe sehr hoch gepokert und gewonnen", bilanziert Stohl, der sich auf der britischen Insel einen laut eigenen Angaben "Super-Fight" mit Subaru-Pilot und Vorjahressieger Petter Solberg um Platz zwei lieferte. Die Taktik, die zum Erfolg führte, beschrieb der im Gegensatz zu Showman Solberg zurückhaltende Wiener so: "Ich versuche es meistens piano. Aber wenn notwendig, kann ich dem Gegner jederzeit eine 'auflegen', um ihn aus der Reserve zu locken."

Perfektes Gespann
Nach dem Zieleinlauf in Cardiff war Stohl dann für seine Verhältnisse euphorisch: "Eine meiner härtesten Rallyes. Ich habe bis zum Schluss zittern müssen, bei jedem Geräusch am Auto sind meine Alarmsignale losgegangen. Aber das Team hat hervorragend gearbeitet. Ich habe im Moment das zuverlässigste Auto, in dem ich je gesessen bin." Neben seiner intelligenten Fahrweise ("Ich hab die Konzentration bis zum Schluss gehalten") konnte Stohl in den vergangenen Monaten in erster Linie auf eben jene Verlässlichkeit des Peugeot vertrauen.

Kampfansage
"Wir sind in 16 WM-Läufen nicht ein einziges Mal wegen eines technischen Defekts ausgefallen und sind als Privat-Team WM-Vierter, daher muss das Auto sehr gut sein." Vor der kurzen Weihnachtspause, die nächste Saison startet bereits Mitte Jänner in Monte Carlo, liefert Stohl der Konkurrenz gleich eine Kampfansage: "Wir sind komischerweise immer schneller geworden. Es wird auch 2007 wieder einige Rallyes geben, wo ich mir den Kampf um den Sieg zutraue. Die nächste Saison wird aber sicher extrem eng."

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